„Das Thema 1. Bundesliga in Mannheim hat sich für diesen Club bis auf weiteres erledigt“, heißt es in einem Schreiben des Vorstandes an die Mitglieder des Golfclub Mannheim-Viernheim. Eine Mehrheit von 120 zu 90 hatte sich am vergangenen Samstag gegen eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge um 170 Euro pro Jahr entschieden. Stattdessen genehmigten die Mitglieder einen Haushalt für 2025, der diverse Einsparungen vorsieht, unter anderem beim Sportetat. Clubpräsident Michael Stetter rechnet nun offenbar damit, dass viele Spitzenspieler dem Club den Rücken kehren werden. „Keinem Spitzensportler ist zuzumuten, sich für einen Club zu entscheiden ohne wirkliches Commitment“, schreibt der Vorstand an die Mitglieder.
Ted Long verlässt Mannheim zum Jahresende
Trainer Ted Long, 2014 und 2018 Deutscher Mannschaftsmeister mit dem Herren-Team, hat bereits gekündigt. Der 64-Jährige verlässt den Club zum Jahresende. Mit den Zwillingen Yannik und Jeremy Paul, Marc Hammer sowie seinem eigenen Sohn Hurly hat Long Tourspieler und Olympioniken geformt. Dreimal wurde Long von der PGA of Germany als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Mannheim-Viernheims Herren zählten in den 14 Jahren unter dem Amerikaner zu den besten Teams in Deutschland. Und das offenbar mit einem vergleichsweise geringen Budget. „75 Prozent unseres Etats wird von Sponsoren gedeckt, so dass der Club im kommenden Jahr für den gesamten Sportbereich nur 65.000 Euro netto hätte aufwenden müssen“, berichtet Long. Clubs wie Hubbelrath, Hamburg-Falkenstein oder Berlin-Wannsee gäben ein Vielfaches dessen aus – bei vergleichbaren Ergebnissen.
„Der Spitzensport – wie er unseren Club seit mehr als 25 Jahren ausgezeichnet hat – ist seit diesem Beschluss in unmittelbarer Folge für unseren Club GESCHICHTE!“, bedauert der Vorstand in seinem Schreiben. Weiter heißt es: „Eine langjährige Tradition mit tollen Ergebnissen und Spitzensportlern, die aus unserem Club stammen und erfolgreich in die Profi-Welt des Golfsports gewechselt haben, hat ein jähes Ende.“
Wie kommt es zu dieser Zäsur? Ein Zusammenschluss von Mitgliedern, der sich Team 7 nennt, habe laut Ted Long zuletzt massiv Stimmung gegen die Förderung von Spitzensport gemacht. „Dem Vorstand haben sie unter anderem vorgeworfen, Zahlungen verschleiert zu haben, aber das war reine Propaganda und hat sich als vollkommen haltlos herausgestellt“, beteuert Long. Er habe sich bereits vom Team im Sekretariat und von den Platzarbeitern verabschiedet. Head-Greenkeeper Mark Timberlake und sein Team hätten die Golfanlage in einen fantastischen Zustand gebracht. Einen solchen Fachmann für den Club zu gewinnen, sei dem Vorstand hoch anzurechnen.
"Vermittle Spieler an sportliche Clubs"
Wie es mit seinen zahlreichen, ambitionierten Schützlingen weitergeht, das will Ted Long gar nicht verheimlichen: „Ich werde versuchen, sie an gute Trainer in sportlich denkenden Clubs weiterzuvermitteln, damit sie die Förderung bekommen, die sie brauchen und verdient haben.“ Spieler wie Wolfgang Glawe, Tim Kretschmann und Jakub Janda könnten also in der nächsten Saison für andere Teams in der Deutschen Golf Liga spielen. Meldeschluss ist der 31. Dezember.
Dr. Helmut Luft: Golf mit 100 Jahren
Aufhören mit Golf? Selbst mit 100 Jahren kommt das für Dr. Helmut Luft nicht in Frage. „Wobei mein Körper sich so benimmt, als wäre er alt“, sagt der Hofheimer und lacht.
Zum ArtikelDass der Club, der im März die nächsten Vorstandswahlen hat, sein Erstliga-Team zurückziehen wird, glaubt Ted Long indes nicht. Man werde wohl versuchen, zusätzliche Sponsoren zu gewinnen. „Aber sie werden kein konkurrenzfähiges Team mehr zusammenbekommen“, ist der Trainer überzeugt. Diplom-Informatiker Long sagt, er werde sich nun stärker auf seine anderen Tätigkeiten konzentrieren, unter anderem die Vermittlung von Golf-Stipendien in den USA. „Im Rückblick bin ich allen sehr dankbar, die unseren Weg unterstützt haben, der Firma Wilson, dem Autohaus Ebert sowie der Firma Pfenning Logistics des ehemaligen Präsidenten Karl-Martin Pfenning“, sagt Long. Die Erfolge, die dank deren Hilfe möglich gewesen seien, könne ihm, den Spielern und dem Club niemand mehr nehmen.