Die meisten erfolgreichen Golferinnen und Golfer träumen von einer Profi-Karriere. Katharina Hesse nicht. Dabei stellte sich der Erfolg bei ihr bereits in jungen Jahren ein. Nachdem Hesse ihre letzte Übersee-Saison als zweitbeste Uni-Golferin der USA in der „Division 2“-Liga beendete, wurde sie im August 2023 in Trier mit erst 22 Jahren Deutsche Meisterin der Damen. Eine Karriere als Proette schließt sie aber kategorisch aus. „Das war noch nie mein Ziel. Ich will mich gern bei großen Amateurturnieren in Deutschland, vielleicht auch in Europa, versuchen. Aber sobald ich keinen Spaß am Golfen verspüre, höre ich auf.“
Statt einer Profi-Karriere will die Deutsche Meisterin beruflich vorankommen. Nach ihrer Rückkehr aus den USA im Mai des vergangenen Jahres entschloss sie sich für ein „Gap Year“, testete verschiedene Jobs. Im September zog Hesse fest nach Frankfurt um, startete dann ein Praktikum bei der Deutschen Börse, wo sie bis Januar 2024 war. Anschließend wechselte sie zur Firma Nestlé in Wiesbaden, wo sie bis August als Praktikantin bleiben will. Danach beginnt die Golferin ihr Masterstudium in Management an der Frankfurt School. „Unabhängig von meinem Beruf und meinem Sport will ich sicherstellen, dass ich glücklich bin, die Welt weiter erkunde und mit meinen Freunden und meiner Familie in Kontakt bleibe.“
Zum Golf kam Katharina Hesse durch die Familie. „Meine Eltern haben sich auf einem Golfplatz in Marburg kennengelernt“, sagt sie. Während die gebürtige Bremerin als Kind von dem Sport ihrer Eltern nicht begeistert war, fing sie als Jugendliche doch noch Feuer. 2016 wechselte sie zum Bremer Club zur Vahr, mit dem sie in der Bundesliga spielte. Auf die ersten Erfolge folgte der Umzug in die USA. 2017 kam sie an die High School Heritage Academy in South Carolina. Während ihres Abschlussjahres wurde sie von einem College-Scout rekrutiert, wechselte 2019 ans Rollins College in Winter Park, eine kleine Uni nahe Orlando, wo aber eines der besten Uni-Golfteams beheimatet war. Das Studium beendete sie im vergangenen Jahr mit dem Bachelor in internationalen Beziehungen (Politik, Wirtschaft).
In Deutschland schloss sich Katharina Hesse dem Frankfurter Golf Club an. Sie spielte für ihren neuen Verein in der 2. Bundesliga, stieg mit dem FGC ins Oberhaus auf. Ansonsten nahm sie aber nur an wenigen Wettkämpfen teil. „Für jedes Turnier musste ich Urlaub nehmen“, sagt sie. So auch für die Deutschen Meisterschaften. Ihr Ziel dort war der Cut. „Als mir bei der Proberunde ein Bekannter sagte, dass ich zu den Favoriten zählen würde, habe ich nur gelacht, fand es lustig. Dass ich ohne jegliche Erwartung in die Meisterschaft ging und daher entspannt spielte, war der Schlüssel zum Erfolg. Ich sah schnell, dass ich super drauf bin, kaum Fehler mache.“ Mit 69 Schlägen übernahm Hesse gleich die Führung, die sie mit zweimal 70 verteidigte. „Am letzte Tag bin ich dann doch nervös geworden.“
Der bisher größte Erfolg für Katharina Hesse
Die Back Nine startete sie mit einem Schlag Rückstand als Zweite, übernahm aber mit Birdies auf den Löchern 10, 11 und 12 erneut die Spitze. „Da bekam ich das Gefühl, dass ich es packen könnte. Trotz des Bogeys auf der 18 hat es geklappt. Wahnsinn. In den USA war ich oft einem Sieg nahe, am Ende fehlten immer ein oder zwei Schläge. Das hier war der größte Erfolg in meiner Laufbahn.“
Bei der Meisterschaft hat „Kathi“ Hesse ihre Stärken gezeigt: Gerade Schläge, weswegen sie selten einen Ball verliert – bei der DM keinen einzigen – sowie ein gutes kurzes Spiel. „Woran ich arbeite, sind die Länge meiner Drives und die 30 bis 60-Meter-Schläge“, verrät sie, was 2024 noch besser werden soll. Bei individuellen Turnieren wird sie es selten zeigen können, dafür sind ihre Urlaubstage zu rar. Aber in der Bundesliga will sie angreifen: „Final Four sollte es auf jeden Fall sein. Traumhaft wäre der Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Die Qualität dafür hat die Frankfurter Mannschaft allemal.“