Gute Golfplätze bedeutet nicht automatisch gute Golfer. Die türkische Riviera mit ihren Topanlagen zählt seit vielen Jahren zu den beliebtesten Winterdestinationen der europäischen Golfszene. Zur Turkish Open machte auch die European Tour mehrfach Station in Belek. Doch türkische Spielerinnen und Spieler sucht man auf den Touren bis heute vergeblich. Ein Frankfurter Golfprofessional hilft dabei, um das zu verändern. Keith Coveney ist seit April 2023 türkischer Golf-Nationaltrainer. Sein Konzept überzeugte die ambitionierten Funktionäre der noch recht jungen Golfnation.
Türkischer Nationaltrainer dank gutem Konzept
Über einen Freund habe er seinerzeit erfahren, dass der türkische Golfverband einen Nationaltrainer suchte, berichtet der Golfprofessional aus dem Frankfurter Golf Club. „Ich habe ein Konzept geschrieben, wie die Türkei ihre Golftalente sichten, fördern und in die Spitzenklasse führen könnte.“ Zwei, drei Wochen nachdem Coveney seine Ideen abgeschickt hatte, bekam er den Job angeboten. „Lustigerweise war es mein einstiger Jugendtrainer David Jones, der 1994 den ersten Golfplatz in Belek entworfen hat“, erzählt der gebürtige Ire.
Coveney nahm den Posten in der Türkei an, den er als Teilzeitjob ausfüllt. „Mein Fokus liegt weiterhin auf meiner Arbeit mit den Jugendlichen im FGC, aber ich bin in diesem Jahr zu eingen Lehrgängen in der Türkei gewesen“, so der 55-Jährige. Der ursprünglich studierte Bauingenieur genießt einen exzellenten Ruf für seine 3D-Schwunganalysen. Er verkabelt seine Schüler dafür umfangreich und gleicht deren Bewegungsmuster mit denen der weltbesten Golferinnen und Golfer ab. Am Ende entlarvt Coveney damit Fehler und macht Potenziale sichtbar. Seine Expertise nutzen auch andere Verbände wie etwa der Baden-Württembergische Golfverband oder der Golfverband Bremen-Niedersachsen.
In der Türkei begann er zunächst einmal damit, mögliche Nationalspieler aufzuspüren. In Istanbul, Ankara, Bodrum und Antalya/Belek lud er zum Scouting die besten Spielerinnen und Spieler zwischen 11 und 14 Jahren jeder der Region zur Sichtung ein. Unterstützung erhält er schon von Beginn an von einem türkischen Co-Trainer. „Wir arbeiten sehr gut zusammen“, sagt Coveney. Nach dem initialen Scouting habe er einen Nationalkader bestimmt. Jeweils sechs Mädchen, junge Frauen, Jungen und junge Männer zählen dazu. Die Altersspanne liege zwischen 13 und 21 Jahren. Coveney ist für alle gleichermaßen zuständig.
"Der Druck auf mich ist groß"
„Der Druck auf mich ist groß“, sagt er. Die Türkei habe zwar keine große Golftradition, aber große Ansprüche, wenn es um die Zukunft gehe. Die Trainingsbedingungen für das Nationalteam seien ideal: anspruchsvolle Golfplätze, blitzschnelle Grüns. Auf den beliebten Kursen von Belek sei – wenn überhaupt – das Rough aus Liebe zu den Touristen etwas niedrig. Aber in den Sommermonaten ist es im Süden ohnehin zu heiß; die Lehrgänge finden dann in der Nähe von Instanbul statt. „Die Camps dauern meist eine Woche und gehen oft in Turniere über, bei denen ich meine Spieler begleite“, erklärt Coveney.
Eine Golfnation in Teilzeit nach oben zu führen, sei eine schwierige Aufgabe. Und doch genieße er diese Herausforderung. „Ich freue mich, Spielerinnen und Spieler durchgehend zu formen und sie auf ihrem gesamten Weg von unten nach oben zu entwickeln“, sagt Coveney. Das durchschnittliche Handicap im türkischen Herren-Nationalteam liege derzeit bei -2,1. Die beste Spielerin habe eine Stammvorgabe von -2,0. Damit habe man auf internationalen Golfturnieren bisher noch einen schweren Stand.
An drei Punkten will der Nationaltrainer ansetzen: mehr Athletik, ein vielseitigeres kurzes Spiel und ein professionellerer Umgang mit Birdie Books und Strategie. Passend zu den Bahnenskizzen hat Coveney in den vergangenen Jahren ein eigenes System entwickelt, das Temperatur, Wind und die Höhe über dem Meeresspiegel berücksichtigt. „Ich liebe meinen Job als Golflehrer, und die zusätzliche Aufgabe als türkischer Nationaltrainer fordert mich organisatorisch noch einmal auf einer ganz neuen Ebene“, sagt er. Wenn er nicht vor Ort sei, dann halte er über Video-Calls Kontakt zu seinen Schützlingen und zum Coaching-Team. Wenn es gut läuft, dann hofft Keith Coveney, eines Tages eine oder einen von ihnen auf der Tour zu sehen.