Um die Zukunft der Golfanlage in Wiesbaden-Delkenheim gibt es seit einiger Zeit Spekulationen. Zwei laufende Gerichtsprozesse, in denen es um die Koexistenz von Kommanditgesellschaft und Verein geht, zwingen den Golf-Club Main-Taunus zum Sparen. Ein paar Clubmitglieder sind auf die Idee gekommen, dass in der finanziell angespannten Lage vielleicht die Firma Golfanlagen Weiland helfen könnte, die unter dem Namen Golf absolute den Großteil ihrer elf Plätze in der Rhein-Main-Region betreibt.
Hermann Weiland, Gesellschafter von Golf absolute, berichtet, er sei von Mitgliedern des GC Main-Taunus kontaktiert worden. Der Unternehmer macht keinen Hehl aus seinem Interesse: „Die Golfanlage in Delkenheim würde perfekt in unser Portfolio passen.“ Mit seinen Übernahmeabsichten sei er im Golf-Club Main-Taunus bisher aber abgeblitzt. Er habe jedoch auch kein Interesse an juristischen Auseinandersetzungen, fügt Weiland hinzu.
„Wir sind so aufgestellt, dass wir es alleine schaffen“, entgegnet Clubpräsident Dietmar Robrecht den Gerüchten um eine mögliche Übernahme durch Golf absolute. Man könnte auch sagen: Der Club muss es alleine schaffen. Zumal die Übernahme einer Kommanditgesellschaft durch Weiland gegen den Willen einzelner Aktionäre rechtlich so gut wie unmöglich ist.
Aktie für 2500 Euro per Kleinanzeige
Im Rechtsstreit, in dem sich der Golf-Club Main-Taunus befindet, geht es um die Frage, ob die Aktienbesitzer aus der Kommanditgesellschaft – wie seit Jahrzehnten praktiziert – verpflichtend auch die Jahresspielgebühr des Clubs bezahlen müssen. Seit der Clubgründung wird der Unterhalt und Betrieb der Golfanlage aus diesen Einnahmen finanziert.
Das geht solange gut, wie der Handel mit den Aktien neue Golferinnen und Golfer in den Club bringt, die bereitwillig ihren jährlichen Mitgliedsbeitrag zahlen. Schwierig wird es dagegen, wenn jemand etwa aus Altersgründen nicht mehr Golf spielt, aber seine Aktie nicht verkaufen will. Zum Beispiel weil er vor 30 Jahren einmal 20.000 DM dafür bezahlt hat und sich mit den 3000 Euro nicht anfreunden kann, zu denen die Aktien derzeit gehandelt werden. Auf einem Kleinanzeigenportal wird ein Anteilsschein sogar derzeit für 2500 Euro angeboten – Verhandlungsbasis.
Mitglieder verweigern Clubbeitrag
Brisant für den Club: Einige Aktienbesitzer verweigern die Zahlung des jährlichen Clubbeitrags und verweisen darauf, dass es noch kein rechtskräftiges Urteil gebe. Der Kläger, ein ehemaliger Präsident des Golfclubs, hatte in erster Instanz vor dem Landgericht Wiesbaden Recht bekommen; der Club ging allerdings in die Berufung.
Das Zurückhalten von Mitgliedsbeiträgen setzt den Club finanziell stark unter Druck und zwingt ihn gleichermaßen zu Einsparungen und Preiserhöhungen: Rangebälle wurden zuletzt teurer und Handtücher in den Umkleiden kostenpflichtig. Auf manche Mitglieder mag das befremdlich wirken; der Golf-Club Main-Taunus versucht sich damit seine Handlungsfähigkeit zu bewahren. Neben einem neuen Kurzspielgelände, das im Herbst eröffnet wurde, baut der Club auf seinem 18-Loch-Platz einen großen Wasserspeicherteich – ein überlebenswichtiges Projekt in Zeiten immer längerer Trockenperioden.
Ob der Club die nicht gezahlten Mitgliedsbeiträge eines Tages bekommen wird und damit finanziell wieder mehr Spielraum erhält, hängt vom Ausgang der zwei Gerichtsverfahren ab. Fakt ist: Der Club ist auf neue Mitglieder angewiesen. Um attraktiver zu werden, wurde zuletzt die Aufnahmegebühr von 3100 Euro abgeschafft. Jahresmitgliedschaften sind nun bis zu drei Jahre möglich.
Präsident: "Wir stehen unter Feuer"
Im April wählt der Golf-Club Main-Taunus einen neuen Vorstand. Noch hat niemand seinen Hut in den Ring geworfen. Dietmar Robrecht hat die Rechtsstreitigkeiten indes nur geerbt: Die Gerichtsprozesse liefen bereits, als der Unternehmer sein Ehrenamt aufnahm. In diversen Infoveranstaltungen habe der Vorstand versucht, den Mitgliedern, insbesondere den zahlungsunwilligen, den Ernst der Lage zu vermitteln, sagt Robrecht. Zum Teil mit Erfolg. „Natürlich stehen wir als Vorstand und auch unser Geschäftsführer jetzt unter Feuer, aber wir hätten nicht viel anders machen können“, sagt Robrecht.