Ist das noch ein Teich oder schon ein kleiner See, der da entsteht? Im Golf-Club Neuhof klafft zwischen der neunten und der zehnten Bahn derzeit ein gewaltiges Erdloch. Ein Bagger und eine Raupe arbeiten sich seit drei Wochen gemeinsam immer tiefer in den Boden. Aus einem Teil des Abraums haben sie einen Wall geformt, der die Dimensionen des Reservoirs schon jetzt erkennen lässt. 22.000 Kubikmeter soll der Speicherteich des Golf-Club Neuhof einmal fassen, wenn er fertig ist. Für den Club ist das Projekt ein großer Schritt hin zur selbstständigen Wasserversorgung und ein Projekt, das einen jahrelangen Vorlauf hatte.
Bisherige Reserve reicht im Ernstfall für drei Tage
„Ausschlaggebend war für unseren Club der sehr heiße Sommer 2018, in dem lange Trockenperioden große Schäden auf vielen Golfplätzen angerichtet haben“, sagt Clubmanager Michael Wrulich. Dem GC Neuhof erging es damals zwar nicht so schlimm wie etwa dem Golfclub Friedberg, dessen Rasenflächen komplett eingingen. Auch eine rote Wasserampel wie in Kronberg oder anderen Taunus-Gemeinden gab es in Dreieich nicht. Allerdings: „Unsere einzige Reserve in der Wasserversorgung ist bisher ein kleiner, verschlammter Teich am Halfwayhaus“, sagt Clubpräsident Andreas Seum. Falle die Pumpe des Tiefbrunnens einmal aus, oder müsste die Förderung gedrosselt werden, sei die Beregnung der Grüns und Abschläge gerade einmal für zwei bis drei Tage sichergestellt.
Die Neuhöfer wollen es in Zukunft erst gar nicht so weit kommen lassen und wappnen sich mit dem neuen Speicherteich langfristig gegen zu erwartende Trockenperioden. Im Wiesbadener Golf Club und im Royal Homburger Golf Club sind Projekte in kleinerem Maßstab bereits umgesetzt worden; im Golf-Club Main-Taunus läuft wie in Neuhof derzeit die Bauphase.
„Der Speicherteich wird vor allem durch Regen gefüllt“, erklärt Bewässerungsexperte und Planer Andreas Klapproth. Drei bis vier Sammelgräben führen zukünftig bei Starkregen überschüssiges Oberflächenwasser in den Speicher. „Füllen wird sich der Teich natürlich vor allem im Winterhalbjahr“, so Klapproth. Wenn der Füllstand im Sommer Stück für Stück zurückgehe, sei das optisch unproblematisch, da der Teich zwischen den Bahnen neun und zehn nicht gerade auf dem Präsentierteller liege. Bis zu 18.000 Kubikmeter können laut Klapproth in die Beregnung fließen. Zur Einordnung: Die dann verbleibenden 4000 Kubikmeter sind immer noch mehr Wasser, als der gesamte Speicherteich im Wiesbadener Golf Club aufnehmen kann.
Speicherteich ist für Neuhof eine enorme Investition
Ausgeführt werden die Erdarbeiten für den Speicherteich im Golf-Club Neuhof von der Firma Tisatec aus Riedstadt. Deren Geschäftsführer Joachim Prutzer betreibt unter anderem die Golfanlage in Mudau. „Dank eines Speicherteichs hat der Golfclub Mudau in diesem Jahr für die Beregnung erstmals keinen einzigen Liter Wasser zukaufen müssen“, betont Prutzer. Ein Teichprojekt wie im Golf-Club Neuhof mache sich in 20 bis 30 Jahren bezahlt. Es handelt sich für den Verein also um eine enorme Investition. „Die Kosten, die anfallen, wenn einem Jahr für Jahr das Wasser im Sommer fehlt und Schäden auf Grüns und Abschlägen entstehen, sind im Vergleich dazu deutlich höher“, sagt Andreas Klapproth.
Golfanlagen investieren in Wasserspeicher
In der Rhein-Main-Region errichten viele Golfclubs Wasserspeicher, um Ressourcen zu schonen und den Erhalt ihrer Plätze zu sichern.
Zum ArtikelZwangsläufig verdunste ein Teil des gesammelten Wassers wieder. Dagegen gibt es laut dem Planer zwar technische Lösungen wie zum Beispiel eine Schicht schwimmender Bälle auf der Wasseroberfläche. „Die Kosten dafür stehen aber in keinem Verhältnis zum Nutzen“, so Klapproth. Zugleich habe die Verdunstung einen Nutzen, der andernorts mittlerweile mit öffentlichen Geldern subventioniert werde: die Abkühlung der Umgebungsluft.
Bevor der Golf-Club Neuhof die Genehmigung erhalten hat, den Speicherteich zu errichten, musste ein Vegetationsgutachten Klarheit schaffen, ob an Ort und Stelle bedrohte Tier- oder Pflanzenarten existieren. Mehr als 200 Zauneidechsen wurden anschließend auf dem Platz umgesiedelt. „Dafür haben wir ein Dutzend artgerechte Eidechsen-Wohnanlagen geschaffen, ein paar sogar in Zusammenarbeit mit Schüler der Karl-Nahrgang-Schule in Dreieich“, sagt Neuhofs Präsident Andreas Seum. Durch den neuen Speicherteich steige der Ökowert der Fläche, weil er einen neuen Lebensraum darstelle. Abgeschlossen sein sollen alle Arbeiten – auch die Anpflanzungen rund um den Teich – spätestens im nächsten Frühjahr.