Wie gut Sebastian Rode sich im Golf-Club Neuhof auskennt, beweist er, da fliegt sein erster Abschlag noch durch die Luft. „Der liegt“, ruft er dem deutlich nach rechts verzogenen Drive hinterher. „Im Gebüsch“ möchte man entgegnen. Doch wenig später findet Rode seinen Ball zielsicher nur knapp neben dem Fairway der Nachbarbahn. Der Kapitän von Eintracht Frankfurt schmunzelt. Er greift ein Eisen aus der Tasche, die er über den Platz trägt, zwei Probeschwünge, dann schlägt er den Ball mit Wucht Richtung Fahne, die irgendwo auf der anderen Seite der Büsche liegt. Problem gelöst.
Sechs Tage liegt das Europa-League-Viertelfinalspiel der Eintracht in Barcelona zurück, diese magische Nacht, in der Rode den Außenseiter Frankfurt als Kapitän auf den Rasen des Camp Nou führte – und mit einer blitzsauberen Leistung im zentralen Mittelfeld zum 3:2-Sieg über die Katalanen. Trainer Oliver Glasner hat seinen Spielern an diesem Tag frei gegeben, und Rode ist von seinem Zuhause an der Bergstraße für eine Runde Golf nach Neuhof gekommen. Der 31-Jährige trägt schwarz und weiß, nicht nur auf dem Fußballplatz.
Rode und Golf: Keine Liebe auf den ersten Chip
Rode ist kein Anfänger. Seine Platzreife hat er schon seit 2012. Eintracht-Keeper Oka Nikolov habe damals ein paar Spieler mit in die Pfalz genommen, erzählt er, in den Golfclub am Donnersberg. Das Versprechen: Platzreife an einem Tag. Was folgte, war alles andere als Liebe auf den ersten Chip. „Mein Gefühl war: Das hat überhaupt keinen Sinn“, erinnert sich Rode an seine ersten Schläge. Nichts klappte. Ein ungewohntes Gefühl für den jungen Bundesliga-Profi. „Oka hat mich mit seinem ausgeglichenen Gemüt beruhigt und irgendwann später flog dann auch mal ein Ball.“
Zehn Jahre und einige Golflehrerstunden später hat Rode ein Handicap, das nicht viel über sein Talent verrät: 28. „Ich spiele ja fast nie Turniere“, erklärt er. Tatsächlich ist der Golfschwung des Mittelfeldarbeiters elegant und energetisch zugleich. Nicht zu vergleichen mit der selbstgebauten Technik eines Andy Möller oder dem kurzen – zugegebenermaßen probaten – Rückschwung eines Uwe Bein. Seit Niko Kovac die Eintracht verlassen hat, dürfte Rode vereinsintern in Sachen Golftalent ganz weit oben stehen. Der gebürtige Seeheim-Jugenheimer berichtet: „Ich lag hier in Neuhof auf dem Parklandplatz nach neun Löchern schon einmal vier Schläge über Par.“
Andy Möller ist Rode noch den Spieleinsatz schuldig
In Hanau, Bachgrund und Riedstadt habe er schon gespielt, auch in Bad Vilbel, Frankfurt und auf dem Rosenhof. Mitglied ist Rode im Golfclub Bensheim. Schuld an seinem besonderes Verhältnis zum Golf-Club Neuhof sei Ex-Eintracht-Boss Jürgen Neppe, der oft und gerne nach Dreieich komme. An der Seite des heutigen Spielerberaters habe er auch seinen bisher größten Golferfolg gefeiert. „Gemeinsam haben wir im Vierer Andy Möller und Klaus Gerster geschlagen, die das nie für möglich gehalten hätten“, freut sich Rode bis heute. Den Spieleinsatz, ein Essen in der Frankfurter Nobelbrasserie Mon Amie Maxi, seien die Verlierer ihnen noch immer schuldig.
Dass sich Rode – wie er sagt – auf dem Golfplatz durchaus gepflegt aufregen kann, enthält er MAINgolf auf der gemeinsamen Runde dezent vor. Dabei läuft längst nicht alles so rund wie in Barcelona, oder besser gesagt: geradeaus. Rodes Driver, der in einem Plüschfuchs zuhause ist, schickt den Ball meist nach rechts. „Meine Stärke ist das Putten“, betont er und bleibt diesen Beweis auf den schnellen Neuhöfer Grüns immerhin nicht schuldig.
Bis 2024 noch läuft der Vertrag des Eintracht-Kapitäns. „Ich hoffe, dass mein Körper mitmacht“, sagt er ganz offen. Zuletzt hatte Frankfurts Nummer 17 mehrere Wochen mit einer Bauchmuskelzerrung pausieren müssen. Alles andere als günstig auch für den Golfer Rode, der für die Zeit nach seiner Fußballkarriere große Pläne mit dem kleinen Ball hat: „Golf macht mir riesig Spaß, und mein Ziel sollte schon sein, ein einstelliges Handicap zu erreichen.“
Dann möchte er auch auf Golfreise gehen. „Nach Schottland, St Andrews und so, mit ein paar Kumpels.“ Den Old Course kenne er bisher nur aus dem Fernsehen, wo er sehr gerne Profigolf verfolge, zuletzt das Masters in Augusta. An einem Austragungsort der European Tour habe er sogar selbst schon gespielt, beim Trainingslager des FC Bayern München in Katar. „Der Platz war makellos, aber es war sauwindig und der golfverrückte Thomas Müller ist sowieso unschlagbar“, erzählt Rode und lacht. Auch in seiner Zeit in Dortmund habe er Golf gespielt. Das Trainingsgelände des BVB grenze direkt an den Royal Saint Barbara’s Dortmund Golf Club. „Da hat meine Frau dann auch ihre Platzreife gemacht.“
Im Golf-Club Neuhof sieht man Sebastian Rode nicht nur, wenn er selbst die Schläger schwingt. Hin und wieder besucht er die Kinder und Jugendlichen des Clubs beim Training und kommt mit ihnen ins Gespräch. „Die Nachwuchsarbeit hier in Neuhof ist beeindruckend, deshalb unterstütze ich den Club gerne“, sagt Rode. Wenn nebenbei noch ein paar Trainertipps gegen rechtsfliegende Drives für ihn abfallen, dann klappt’s auch mit dem Handicap.