Im Dezember war es zum ersten Mal soweit – und der neue Speicherteich des Wiesbadener Golf Clubs bis zum Rand mit Wasser gefüllt. 3600 Kubikmeter, den starken Regenfällen in der Adventszeit sei Dank. Für Platzvorstand Gerald Weyer ein ganz besonderer Moment: „Jeder im Club sagt, dieser Teich ist das Beste, was wir mit Blick auf die Zukunft machen konnten.“ Seit Jahren schon haben Weyer und seine Vorstandskollegen mit Head-Greenkeeper Thomas Bäder den Plan vorangetrieben, Deutschlands ältestem Golfclub in der Wasserversorgung ein Stück weit unabhängiger zu machen. Der Bau selbst lief dann vergleichsweise schnell: Im vergangenen September begannen die Arbeiten zwischen den Bahnen 7 und 9. Schon im November war der Speicherteich fertig.
Regen, der nun auf das Dach des Clubhauses oder auf den Parkplatz fällt, wird über Drainagerohre dorthin geführt – zum tiefsten Punkt des Platzes. Gleiches gilt für die neun Wiesbadener Spielbahnen, deren Drainagen ebenfalls in den Wasserspeicher münden. „Wir hoffen darauf, dass der Teich durch Niederschläge zwei bis drei Mal im Jahr voll wird“, erklärt Gerald Weyer. „Dadurch könnten wir ein Viertel unseres Wasserbudgets pro Jahr einsparen und entsprechend Oberflächenwasser für die Beregnung verwenden statt Trinkwasser.“
"Genügend Wasser, nur nicht zur richtigen Zeit"
Zugleich hat der WGC nun eine Notfallreserve, um seine Grüns vor Dürreschäden zu bewahren. In den Sommern der Jahre 2018 und 2022, mit ihren langanhaltenden Trockenperioden, durften zahlreiche Golfanlagen in der Rhein-Main-Region ihre Bahnen nur noch sehr eingeschränkt bewässern. Kurzgemähte Flächen wie Grüns und Abschläge nahmen Schaden; etwas, das anschließend nur mit großem Aufwand repariert werden kann und hohe Kosten verursacht.
Der neue Speicherteich, der auch über ein eigenes Pumpenhaus verfügt, ist laut Gerald Weyer nicht nur funktional, sondern auch ein Beitrag zur Artenvielfalt und ein optisches Highlight. Der Uferrand bestehe auf der einen Seite aus Natursteinen, auf der anderen seien Binsen gepflanzt worden. Die Platzmannschaft habe tolle Arbeit geleistet. „Am liebsten hätten wir gleich auch einen zweiten Teich gebaut, aber das gibt die Topografie unseres Platzes leider nicht her“, bedauert Weyer.
Auch im Golf-Club Neuhof ist man überzeugt davon, dass die Speicherung von Oberflächenwasser die nachhaltigste Antwort auf anhaltende Trockenphasen ist. „Wir möchten zwischen dem Abschlag der Bahn 9 und dem Grün der 10 einen etwa 23.000 Kubikmeter fassenden Speicherteich bauen“, sagt Club-Präsident Dr. Andreas Seum. „Das Projekt ist durch und durch geplant und auch politisch abgesegnet.“ Mit Gesamtkosten von etwa einer halben Million Euro kalkuliert der Club. Zuschüsse kommen von Kreis und Kommune.
Neuhof plant Wasserspeicher für 23.000 Kubikmeter
Doch für die noch ausstehende Baugenehmigung habe die untere Naturschutzbehörde dem Club Auflagen gemacht, berichtet Seum. Ein Vegetationsgutachten ist bereits abgeschlossen. Die Umsiedlung von Eidechsen und womöglich die Umleitung eines Bachlaufs sind laut Seum in der Diskussion. Er hoffe darauf, dass sein Club bald grünes Licht erhalte, um im Herbst mit den Arbeiten für den Speicherteich beginnen zu können. „Wir entlasten damit den Tiefbrunnen, aus dem wir bisher unser Wasser gewinnen und schaffen zugleich einen neuen Lebensraum“, erklärt Seum.
Im Royal Homburger Golf Club ist man schon einen Schritt weiter: Die Baugenehmigung für den Ausbau des Teiches an Bahn 18 liegt bereits vor. Im Oktober will der Traditionsclub mit den Arbeiten beginnen. Dann erhöht sich das Speichervolumen auf dem New Course von bisher 2500 auf 8500 Kubikmeter, wovon rund 7000 für die Beregnung nutzbar sein werden. „Wir haben genug Wasser, nur nicht zur richtigen Zeit“, sagt Clubpräsident Professor Dr. Martin Meißner. Das Niederschlagvolumen in Bad Homburg reiche für die Bewässerung des Platzes vollkommen aus – auch ohne Drainagen, die in den Teich führen. „Wegen der örtlichen behördlichen Auflagen dürfen wir keine Drainage verlegen“, betont Meißner. Die an den Taunushängen vor allem im Frühjahr ergiebigen Regenfälle dürften den neuen Teich nach Planungen des Clubs aber ausreichend füllen, um die Wasserversorgung sicherzustellen.
Technische Lösungen für effizientes Bewässern
Auf den Golfanlagen findet derweil nicht nur ein Umdenken hin zur Gewinnung von Oberflächenwasser statt. Effizient zu beregnen und damit Wasser zu sparen, ist mindestens genauso wichtig. „Wir haben vor drei Jahren angefangen, die Beregnung der Grüns auf sogenannte ‚Back to Back‘-Regner umzustellen“, berichtet Michael Kurth, Head-Greenkeeper des Mainzer Golfclubs. Jetzt werde das Umfeld der Grüns nicht mehr wie früher willkürlich mit derselben Menge Wasser versorgt wie das Grün selbst, sondern entsprechend seines geringeren Bedarfs. „Dadurch haben wir die Laufzeit der Beregnung halbiert“, sagt Kurth.
Alle Regner seien zudem einzeln zu steuern, sodass Grüns in exponierter Lage umfangreicher versorgt würden als Grüns, die häufiger im Schatten lägen. „Wir messen nun viel öfter die Bodenfeuchtigkeit und passen unsere Beregnung darauf an“, sagt Kurth. Im Sommer bringe sein Team zudem alle vier Wochen auf den Grüns einen „Wetting Agent“ auf, der den Boden vor dem Austrocknen schütze. Die Fairways würden damit viermal pro Jahr behandelt. „Wir haben damit sehr gute Erfahrung gemacht“, freut sich Kurth.