Loch 5 im Golfclub Rheinhessen ist die ultimative Herausforderung für einen Mähroboter. Wenn es hier, auf der sehr abschüssigen Bahn klappt, dann dürfte auch der restliche Golfplatz kein Problem sein. „Auch der Handyempfang ist an dieser Stelle unserer Anlage extrem schlecht“, erklärt Head-Greenkeeper Jan Zillmann. Es sind eine Reihe von Tücken, die dem Heilsversprechen vom autonomen Mähen auf dem Golfplatz im Wege stehen. Auf manchen Golfanlagen der Rhein-Main-Region stutzen schon heute Mähroboter den Rasen der Driving-Ranges. Der Golfclub Rheinhessen testet seit Mai den Einsatz auch draußen auf dem Platz.
"Greenkeeper können sich um Wichtigeres kümmern"
„Noch läuft die Testphase, die Modelle von zwei Herstellern haben wir schon ausprobiert, auf Produkt Nummer drei warten wir noch“, berichtet Zillmann. Seit 20 Jahren arbeitet er als Greenkeeper im GC Rheinhessen, vor zwei Jahren hat er die Team-Leitung übernommen. Von Zillmann kam auch der Impuls, die autonomen Mäher zu testen. „Wenn Teile unseres Platzes selbstständig von Maschinen gemäht werden, können wir fünf Greenkeeper uns um wichtigere Dinge kümmern, für die im Alltag zu selten Zeit ist“, so der 49-Jährige. Etwa das Stechen der Bunkerkanten, das Auffüllen von Divots oder das Reparieren von Pitchmarken.
Funktioniere das Zusammenspiel von Mensch und (selbstständiger) Maschine, steige die Platzqualität. Zugleich hilft es Jan Zillmann dabei, sein Team zu entlasten: „Wir sind unterbesetzt, und es ist inzwischen sehr schwierig, Greenkeeper zu bekommen.“ Allerdings muss Zillmann feststellen, dass die Mähroboter bei ihrem Einsatz auf dem Golfplatz beileibe noch keine Selbstläufer sind. Mal spielt der Mensch der Technik einen Streich. Wenn zum Beispiel ein Golfer sich den schönen neuen Mähroboter einmal genauer anschauen will und ihn dazu kurzerhand auf den Rücken dreht. „Diesen Fall hatten wir tatsächlich“, sagt Zillmann. Der Mäher aktiviere dann seinen Diebstahlschutz und stelle sich tot.
Einmal war eine Platine kaputt. Ein andermal strandete ein Mäher im Bunker. Die Einmessung des Mähfeldes durch den Hersteller war offenbar zu knapp gewählt. „Der Roboter mäht dann noch kurzzeitig im Sand, stellt aber relativ bald die Arbeit ein“, hat Zillmann festgestellt. Während ungeübte Golfer ihren Ball spätestens nach drei, vier oder auch mal fünf Versuchen aus dem Hindernis befreien, verliert der Mähroboter im Bunker gänzlich seine Autonomie. Ohne menschliche Hilfe geht es nicht. „Meine Erfahrung ist, dass ein Greenkeeper die Geräte mehrfach am Tag anfahren muss, um zu kontrollieren, ob alles funktioniert“, so Zillmann.
Mähroboter bisher nur im Semi-Rough im Einsatz
Bisher lässt der Golfclub Rheinhessen von den autonomen Mäher nur das Semi-Rough stutzen. Ein Einsatz auf den Fairways wäre laut Zillmann erst möglich, wenn auch die Beregnungstechnik des Golfplatzes modernisiert würde. Sonst kämen sich beide Systeme in die Quere. „Für mich ist die Zuverlässigkeit der Technik das A und O“, sagt der Head-Greenkeeper. Nur wenn sichergestellt sei, dass die Mähroboter weitgehend fehlerfrei ihre Arbeit erledigen, ergebe die Investition Sinn. Bisher gebe es hierzulande nur sehr wenige Clubs, die diesen Schritt gegangen seien.
Jan Zillmann wägt noch ab. Eine Rechnung, die alle Aspekte einbeziehe, alle Kosten und alle Vorteile, aber auch alle Risiken, habe er noch nicht aufgemacht. Weniger Benzin, dafür mehr Strom, seltenere Ölwechsel, dafür häufigeres Tauschen der Messer, weniger Personalaufwand beim Mähen selbst, aber mehr Wartungs- und Aufsichtszeit. „In jedem Fall würde ich die alten Mäher nicht abschaffen, um sie zur Sicherheit in der Hinterhand zu behalten“, sagt Jan Zillmann. Denn was tun, wenn kurz vor einem wichtigen Turnier ein Roboter streikt?
Mähroboter auf dem Golfplatz nur tagsüber im Einsatz
Rechtliche Einschränkungen gibt es für den Einsatz der autonomen Mäher im gewerblichen Bereich laut einer Sprecherin des schwedischen Herstellers Husqvarna nicht. „Die Anbieter versichern, dass ein Mähroboter einen Igel erkennen und ausweichen würde, aber darauf möchten wir uns lieber nicht verlassen“, betont Zillmann. Im Golfclub Rheinhessen seien die autonomen Mäher nur bei Tageslicht im Einsatz.
Unter Golferinnen und Golfern dürfte die neue Technik schnell Zuspruch finden. Während sie heute auf Platzarbeiter Rücksicht nehmen und mitunter warten müssen, kann dem Mähroboter durch fliegende Golfbälle nichts Ernsthaftes zustoßen. Angst um ihre Jobs müssen sich Greenkeeper jedoch auch mit funktionierenden Mährobotern auf dem Golfplatz wohl nicht machen. „Es gibt auf dem Platz vieles zu tun, was keine Maschine kann“, sagt Zillmann. „Und daher gibt es auch zukünftig sicher eher zu wenige Greenkeeper als zu viele.“