Der Landkreis Limburg-Weilburg beschreibt sich auf seiner Website als „ein starker und schöner Landkreis“. Doch in diesem Gebiet der Metropol-Region Rhein-Main findet man bis heute keinen Golfplatz. Es gibt zwar einen Golfclub, den 2015 gegründeten Golfclub Eschhofen, aber der Verein aus diesem Limburger Stadtteil scheiterte schon 2017 mit seinen Plänen, im Schirlinger Feld der 34.000-Einwohner-Kreisstadt einen Platz zu bauen. Nun will der Unternehmer Carlos Merz aus Villmar-Weyer die Region für Golfer attraktiv gestalten. Er besitzt insgesamt 15 Firmen und bewegt mit diesen einen Jahresumsatz von rund 15 Millionen Euro. Selbst spielt der Diplom-Wirtschaftsingenieur zwar nicht Golf, er möchte aber in seinem Heimatort Weyer, einem Dorf mit 1300 Einwohnern, einen 9-Loch-Platz bauen lassen – nur 12 km entfernt von Eschhofen.
Merz möchte im östlichen Hintertaunus etwas für einen „echten“ Golfplatz in Deutschland Einmaliges schaffen: Die Grüns und Abschläge sollen aus Kunstrasen angelegt werden. Vielleicht liegt es daran, dass sich der erfolgreiche Unternehmer mit seiner Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH vor allem mit Windkraft- und Biogasanlagen beschäftigt (außerdem ist er in der Hotellerie und Gastronomie tätig). Merz nennt das Syntheseprodukte Kunstrasen ein Alleinstellungsmerkmal, was man mit ökologischen Argumenten vermarkten könne. Denn dieser brauche keine Bewässerung, keine Düngemittel, weniger Pflegekosten und garantiere längere Nutzungszeiten im Jahr.
Zweifel an Genehmigung für große Plastikflächen
Dennoch sagt Merz, dass die endgültige Entscheidung ob Natur- oder Kunstrasen noch nicht getroffen sei. Ob „synthetic turf“ allerdings wirklich umweltfreundlicher ist, wird von Experten wie von Petra Himmel, der Betreiberin der Website golfsustainable.com, bestritten. Sie zweifelt auch, ob Behörden solche großen Plastikflächen zulassen. Was Merz als Nicht-Golfer vermutlich vergisst: Für den wohl überwiegenden Teil der Hobbygolfer ist Kunstrasen kein Lockmittel.
Merz hat für den ersten Golfplatz im Landkreis Limburg-Weilburg, der ursprünglich 2023 eröffnen sollte, schon mehr als 100.000 Euro investiert. Sogar ein Plan von Achim Reinmuth von Städler & Reinmuth Golfdesign aus Münster für neun Löcher und eine Driving Range auf insgesamt 30 Hektar liegt bereits seit 2022 vor. Doch wann diese öffentliche, naturbelassene Anlage mit dem Bau anfängt, steht noch in den Sternen. Zwar hat die Gemeindevertretung schon im März 2022 zugestimmt, auch die als Bauern tätigen Landeigentümer wollen ihre Grundstücke zur Verfügung stellen. Merz begründet die Verzögerung in erster Linie damit, dass er durch den Energie-Notstand in 2022/2023 die Priorität bei seinen Windpark-Planungen ändern musste.
Um das Golf-Projekt weiter voranzutreiben, soll im zweiten Quartal diesen Jahres die Betreibergesellschaft „Golf Goldener Grund“ als GmbH & Co. KG gegründet werden. Die Komplementärin kann von der Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH gestellt werden, die im Ortsteil Weyer als Verwaltungs- und Generalunternehmung ansässig ist und mehr als fünfzig Angestellte beschäftigt. Als Gesellschafter und Investoren der zukünftigen Betreibergesellschaft sollen regionale Investoren gewonnen werden, damit diese die Baukosten von mehr als zwei Millionen Euro mitfinanzieren.
GC Eschhofen zögert noch mit Zusage
Nach dieser Gründung sollen dann der Bebauungs- und Flächennutzungsplan eingereicht werden. Merz rechnet damit, dass es aufgrund der hohen hessischen Bürokratie-Bürden noch eineinhalb bis drei Jahre dauert, ehe die Genehmigungen der Behörden vorliegen. Erst dann kann mit dem Bau oberhalb seines „Carolinger Hüttendorfs", einer 3-Sterne-Unterkunft mit insgesamt 55 Betten, einem Café und dem Restaurant „Wissegiggl“, begonnen werden. Das „Hüttendorf“ und dessen Gastronomie sollen ein eigenes Clubhaus ersetzen, zumal auf dem Gelände demnächst ein Hallenbad eröffnet.
Ob der GC Eschhofen, wie ursprünglich geplant, dann nach Weyer wechselt, ist noch nicht entschieden. Die 88 Mitglieder des GC Eschhofen nutzen derzeit den Golfclub Dillenburg als Heimatplatz, obwohl die Fahrt von Limburg-Eschhofen dorthin mit 64,4 km deutlich länger dauert als etwa die zu den nächstgelegenen grünen Spielwiesen in Idstein (24 km), am Wiesensee (30 km), in Bad Ems (44 km), im Westerwald (Dreifelden, 48 km) und in Braunfels (49 km).
Alfred Werner, der Club-Präsident, hat sich lange für den Bau des neuen Platz eingesetzt. Golfer Werner, der sein Hobby in Dillenburg begann, empfahl Merz sowohl den Architekten Reinmuth als auch Kunstrasen. Im Gespräch heute sagt er nur noch, man begrüße den Bau des Golfplatzes, wolle aber das Projekt nicht vorantreiben. Für die Mitglieder, die nur einen Jahresbeitrag von 510 Euro zahlen, hänge ein Wechsel des Heimatplatzes auch davon ab, wie viel man dann in Zukunft zu zahlen habe. Aber auch das hält Merz nicht von seinen Golfplatz-Plänen ab: „50 oder 60 wechselnde Golfer vom GC Eschhofen werden uns wirtschaftlich nicht über Wasser halten.“