Über das gepflegte Grün von Nikolas Hericks würde sich manche Golfanlage freuen. Gleich hinter seinem Haus pflegt der Frankfurter schon seit 2013 einen kleinen privaten Golfplatz. Das Golfgrün im Garten misst stattliche 200 Quadratmeter, sogar ein Vorgrün und ein Fairway gibt es – eingefasst von sieben Zentimeter hohem Rough. Als Projektmanager einer großen Bank ist Hericks nicht vom Fach; was er über Rasen weiß, hat er sich angelesen und mit den Jahren dazugelernt. „Anfangs hatte ich gar kein Grün im Sinn, sondern wollte einfach einen Zierrasen anlegen“, berichtet er. Da er seit seiner Jugend schon Golf spiele, sei ihm dann aber schon bald die Idee einer eigenen Übungsanlage im Garten gekommen. Eine Rolle spielte wohl auch der Weg zu seinem Heimatclub in Waldeck am Edersee, der nicht gerade um die Ecke liegt.
„Das richtige Saatgut ist die absolute Grundvoraussetzung für ein Grün“, betont Hericks. „Mit Samen aus dem Baumarkt wird das nichts.“ Nur Profizüchtungen vertrügen einen Tiefschnitt auf vier bis fünf Millimeter. Bei Hericks sind das unter anderem die Sumpfgräser Avalon und Velvet von British Seed Houses. Ein eher sandiger Boden und Zugang zu Wasser seien ebenfalls essentiell. „Und dann heißt es, mähen, mähen, mähen und regelmäßig sanden“, erklärt Hericks. Das sorge für einen dichten Wuchs und eine ebene Oberfläche.
Seinen Spindelmäher von John Deere, ein Profigerät, habe er gebraucht über eBay-Kleinanzeigen bei einem Schrauber am Bodensee gekauft. „Der erzählte mir, dass der Mäher einige Jahren im Golfclub Nahetal gedient hat.“ Mit einem weiteren Spindelmäher und einem Sichelmäher schneide er die anderen Flächen. Alle Geräte beherrsche auch seine Frau Elvira, seitdem er sich einmal den Arm gebrochen habe.
Auf Hericks Golfgrün im Garten sind 20-Meter-Putts möglich
Fünf Löcher mit kleinen, bunten Fahnen hat der Frankfurter für das Heimspiel ins eigene Grün gesetzt. „Der längste mögliche Putt ist 20 Meter lang“, sagt Hericks. „Und sogar mit einigem Break.“ Vom Fairway, das unter einer riesigen Birke liegt, kann er vorne aufs Grün chippen, nach hinten muss er schon pitchen. Menschen, die auf dem Bürgersteig an Hericks Golfgarten vorübergehen, werfen oft neugierige Blicke über den Zaun auf den gepflegten Rasen. Manche hätten schon angezweifelt, dass es sich um echten Rasen handele. „Die Kinder vom örtlichen Fußballverein sind total begeistert, die durften auch schon mal aufs Grün, aber ohne Stollenschuhe“, stellt Hericks klar.
Wenn er über seinen Rasen spricht, dann sprudeln die Fachbegriffe und Zahlen nur so aus ihm heraus. „Ich bin ein ziemlicher Nerd“, gesteht er. Aber nicht nur beim Rasen. Er suche nach Perfektionismus, habe auch schon Teleskope gebaut oder Riesenkürbisse gezüchtet. Und so feilt Nikolas Hericks – mitunter sogar nachts – an seinem kurzen Spiel: „Ich habe hier in lauen Sommernächten schon im Schein der Straßenlaterne trainiert.“