Die Reise hat sich schon jetzt gelohnt. Seit drei Wochen sind die Frankfurter Tourspielerinnen Helen Tamy Kreuzer und Katharina Johanna Keilich in Südafrika, vier Wochen wollen sie noch bleiben. „Die Kosten habe ich schon wieder reingespielt“, freut sich Helen Tamy Kreuzer. Bei zwei Turnieren der Sunshine Ladies Tour landete die 25-Jährige jeweils unter den ersten Fünf. „Mit ein bisschen Glück hätte Helen sogar um den Sieg mitspielen können“, sagt Katharina Johanna Keilich, die für das erste Event der Toursaison noch nicht qualifiziert war, aber ihre Mannschaftskameradin aus dem Frankfurter Golf Club als Caddie unterstützte.
Keilich und Kreuzer machen in Südafrika gemeinsame Sache: Zusammen angereist, wohnen und trainieren sie dort gemeinsam, und tauschen sich auch über Spielstrategien aus. Im Individualsport Golf ist das eher eine Ausnahme, genaugenommen sind die zwei ja Konkurrentinnen. „Zusammen kommt man weiter“, ist Keilich überzeugt, die seit Jahren an der Seite von Kreuzer für den FGC in der Bundesliga spielt. Während Kreuzer in ihre dritte Saison als Tourspielerin geht, ist es für Keilich der Start, beziehungsweise Neustart. 2019 hatte sie ihren ersten Studienabschluss in der Tasche und wechselte ins Profilager. Die Corona-Pandemie stoppte jedoch den Tourbetrieb und damit vorübergehend auch Keilichs sportlichen Ambitionen.
Keilich: "Könnte weinen vor Glück"
Die gebürtige Wetzlarerin begann kurzerhand ein weiteres Bachelor-Studium. Als die Tour bald wieder startete, musste sie allerdings feststellen: Fußfassen im Profigolf und seriös studieren, beides lässt sich nicht vereinbaren. „Ich habe dann neben dem Studium in Frankfurt mit Trainer Jan Förster an meinem Golfspiel gearbeitet und Ende 2023 meinen zweiten Abschluss gemacht“, sagt die 26-Jährige. „Ich könnte weinen vor Glück, jetzt hier in Südafrika zu sein und endlich meinen Traum von der Tour zu leben.“
Ohne große Erwartungen sei sie nach Südafrika gereist. „Wenn ich gut spiele, freue ich mich, wenn ich schlecht spiele, weiß ich, woran ich arbeiten muss“, sagt Keilich. Insbesondere bei der Trainingsroutine und der Spieltaktik profitiere sie von der Erfahrung ihrer Reisepartnerin Kreuzer. Diese wiederum hatte beim Saisonstart mit Keilich einen Caddie an ihrer Seite, die ihr Spiel bestens kennt.
„Wir waren schon zehn Tage vor dem Turnier in Fancourt, haben dort trainiert und einige Runden gespielt“, berichtet Kreuzer. „Das Turnier vor Ort war für uns dann quasi ein Heimspiel.“ Mit entsprechend gutem Ergebnis, dabei seien die Bedingungen bei diesem gemeinsamen Turnier von Sunshine Ladies Tour und European Challenge Tour sehr anspruchsvoll gewesen: starker Wind, Regen und Fahnenpositionen, wie es sie auf der Ladies European Tour (LET) nicht gebe.
Nach einem eher enttäuschenden Jahr 2023 will Kreuzer, die Deutsche Meisterin von 2020, endlich auch auf der Tour zeigen, wie gut sie Golf spielen kann. Auch daher der frühe Saisonstart im sommerlichen Südafrika. Die Bensheimerin möchte möglichst gut in Form sein, wenn die ersten Events in Europa stattfinden. Auf 32 LET-Starts kommt Kreuzer in ihrer noch jungen Karriere. Aufgrund ihrer derzeitigen Tourkarten-Kategorie 18 wird sie in der ersten Jahreshälfte in einige LET-Events jedoch nicht reinkommen. Wie Keilich (Kategorie 20) wird Kreuzer vermehrt auf der Access Series (LETAS) spielen.
Kreuzer: "Startgelder deutlich günstiger"
Während es Kreuzer darum geht, sich mit guten Ergebnissen möglichst noch in der laufenden Saison auf der LET festzuspielen, ist Keilichs Ziel die Top 32 der LETAS. „Damit komme ich direkt in die Final Stage der Qualifying School für die LET“, erklärt sie.
Die Südafrika-Reise finanziert Keilich von ihrem ersparten Geld, schließlich arbeite sie seit 2019 in der Vermittlung von Sportstipendien, 20 Stunden pro Woche – auch von Südafrika aus. Auch Kreuzer investiert ihr Erspartes. „Wir versuchen die Kosten so gering wie möglich zu halten“, sagt sie. In Fancourt hätten sie bei Freunden gewohnt, genauso wie in Kapstadt. Und überhaupt seien die Startgelder in Südafrika deutlich günstiger als beispielsweise in den USA. „Das Geld, mit dem wir hier fünf Turniere spielen, wäre in den USA nach einem Event aufgebraucht“, so Kreuzer.
Das nächste Turnier der Sunshine Ladies Tour ist für Kreuzer und Keilich die Fidelity ADT Ladies Challenge, die am kommenden Mittwoch im Blue Valley Golf Estate beginnt.