„Ich sage es mal mit Per Mertesacker: Ich lege mich jetzt in die Eistonne, mir tut alles weh“, sagte Ben Bradley nach dem Gewinn der Hessenmeisterschaft 2024. Für den Bundesliga-Spieler vom Frankfurter Golf Club war es bereits der fünfte Erfolg (zuvor 2012, 2013, 2021 und 2022) auf Landesebene in der offenen Altersklasse. Der Weg zum Sieg im Oberhessischen Golf-Club Marburg führte allerdings über einen Stechen mit seinem Frankfurter Mannschaftskameraden und engen Freund Tim Opderbeck. Die beiden Frankfurter hatten nach drei Turnierrunden bei jeweils drei Schlägen unter Par gelegen. Bradley spielte Runden von 70, 73 und 70, Opderbeck von 71, 67 und 75.
Die Entscheidung fiel am ersten Extraloch, an Bahn 9, einem 322 Meter kurzen Par 4. Opderbeck schlug mit einem Eisen ab, blieb mit seinem Ball links im Baum hängen und hatte dann für seinen zweiten Schlag keine freie Bahn mehr zu Grün. Während Opderbeck die Bahn mit einem Bogey beendete, spielte Bradley ein ungefährdetes Par zum Sieg. „Es ist natürlich bitter, das Stechen gegen einen guten Freund zu spielen“, so Bradley. Andererseits habe das für eine harmonische Stimmung gesorgt – und für die Erkenntnis bei Bradley: Wenn man nach drei Runden gleichgut liegt wie Vollblutsportler Tim Opderbeck, dann kann man nicht schlecht gespielt haben. Dritter wurde Yannic Völker aus dem Golf-Club Neuhof, der Runden von 71, 70 und 74 spielte.
Nach der Hessenmeisterschaft ist vor der DGL: In zwei Wochen, am 20. und 21. Juli werden der neue Hessenmeister Ben Bradley und Tim Opderbeck dann wieder Seite an Seite spielen. Am fünften und letzten Spieltag der Deutschen Golf Liga hat das Team des Frankfurter Golf Clubs zumindest noch theoretische Chancen, sich Platz zwei in der Südgruppe der Ersten Bundesliga zu erspielen und das Final Four um die Deutsche Mannschaft-Meisterschaft zu erreichen.
Katharina Hesse mit unfreiwilliger Premiere
Für Katharina Hesse, die amtierende Deutsche Meisterin, war es die erste Teilnahme an einer Hessenmeisterschaft. Nach zwei Runden lag die Studentin aus dem Bundesliga-Team des Frankfurter Golf Clubs mit sechs Schlägen Vorsprung an der Spitze des Leaderboards. Doch gleich zu Beginn der Finalrunde erlebte die 23-Jährige dann unfreiwillig eine weitere Premiere. An Bahn 1, einem 232 Meter kurzem Par 4, spielte Hesse ein Vierfach-Bogey, also eine 8. „Ich kann mich nicht daran erinnern, wann mir das zum letzten Mal passiert ist“, so Hesse. Was sie gänzlich ausschließen könne, sei, dass sie jemals zuvor sechs Putts benötigt hätte, um den Ball im Loch zu versenken.
Die Fahnenposition auf dem doppelstufigen Grün war am Finaltag teuflisch gewählt: direkt oberhalb der Welle zwischen den zwei Plateaus. „Ich habe mehrfach hoch und runtergeputtet“, berichtet Hesse. Ohne einen einzigen wirklich schlechten Schlag gemacht zu haben, habe sie das Quadruple Bogey notieren müssen. „Verrückt, ich kam mir verarscht vor“, sagt sie ganz offen. Das habe ihre Laune auf der restlichen Runde stark in Mitleidenschaft gezogen. Auch wenn sie über das Livescoring jederzeit gewusst habe, dass sie noch immer in Führung lag. „Ich habe mich eher darüber geärgert, dass es am Ende dann nochmal so eng wurde.“
Cordes wird Zweite vor Stosch und Morato Brede
Nach Runden von 73, 71 und 77 (+5) lag Hesse final vier Schläge vor der Zweitplatzierten Anjana Cordes (76, 74, 75/+9) aus dem Golf-Club Neuhof. Den dritten Platz der Hessenmeisterschaft 2024 teilten sich die Frankfurterin Clarissa von Stosch (75, 76, 78/+13) und Isabel Sophie Morate Brede (78, 75, 76) aus dem Golf Club Kassel-Wilhelmshöhe.
„Mal abgesehen von der Fahnenposition auf Loch 1 war der Platz in einem fantastischen Zustand, insbesondere die Grüns haben echt Spaß gemacht“, fand Katharina Hesse. Für sie und Clarissa von Stosch geht es letzten DGL-Spieltag genau genommen um nichts Zählbares mehr. Weder Abstieg noch Final Four sind für die FGC-Damen mehr möglich. Spannend wird es für die neue Hessenmeisterin vom 22. bis 25. August, wenn sie im Golfclub Trier bei der Deutschen Meisterschaft als Titelverteidigerin antritt. Außerdem plant Hesse, Ende September bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften in Idstein zu starten.