Herr Paeke, Ihre Vereinigung clubfreier Golfspieler (VcG) tritt seit vier Jahren als Sponsor von Profigolf-Turnieren auf. Beim Amundi German Masters der Ladies European Tour (LET) und bei der Big Green Egg German Challenge der European Challenge Tour ist die VcG jeweils „powering partner“, also Geldgeber. Inwiefern ist der Verein der freien Golfer noch das, wofür er vor 31 Jahren gegründet wurde?
Marco Paeke: Es mag so erscheinen, als habe sich die VcG zuletzt neu erfunden. Tatsächlich sind wir unserem Ziel immer treu geblieben: Den Golfsport in Deutschland zu fördern. Diese Aufgabe haben wir nie eindimensional verstanden, also in Bezug auf eine immergleiche Maßnahme. Wir haben uns stets den Themen zugewandt, die gerade besonders dringlich waren. Um die Jahrtausendwende herum hat die VcG beispielsweise den Bau von öffentlichen Kurzplätzen bezuschusst, außerdem haben wir die Popularisierungskampagne „Play golf, start living“ unterstützt. Nun haben wir gemeinsam mit dem DGV festgestellt, dass die Unterstützung unserer Tourspieler Not tut. Darum engagieren wir uns in diesem Bereich.
Wie sind Sie eigentlich in der Lage, all das zu finanzieren?
Marco Paeke: Die VcG kann ihre Aufgabe nur dann erfüllen, wenn sie Überschüsse erwirtschaftet. Ende September 2023 hatten wir 27.668 Mitglieder – ein Höchststand. Durch deren Mitgliedsbeiträge haben wir in den vergangenen Jahren zwischen 1,5 und 2 Millionen Euro jährlich in wichtige Projekte investieren können – bei weitem nicht nur in Profiturniere. Das Schulgolf-Projekt „Abschlag Schule“ begleiten wir schon lange. Seit drei Jahren sind wir auch Co-Finanzierer des Programms „Golf und Natur“ vom Deutschen Golf Verband (DGV).
"German Challenge bringt 50 Startplätze"
Die LET nach einigen Jahren ohne deutsches Turnier zurückzuholen, ist verständlich. Warum ist das deutsche Challenge-Tour-Event so wichtig?
Marco Paeke: Hier hat es sich im Grunde ja ähnlich verhalten, da es auch viel zu lange kein Challenge Tour Turnier in Deutschland gab. Mit der Big Green Egg German Challenge im Wittelsbacher Golfclub haben wir eine große Lücke geschlossen zwischen der DP World Tour und der Pro Golf Tour. Wir haben damit wieder eine Chancengleichheit hergestellt im Vergleich zu anderen Nationen. Denn wenn man ein Challenge-Tour-Turnier organisiert, erhält man als Veranstalter eine gewisse Anzahl an Startplätzen. Diese Startplätze kann man mit anderen Turnierveranstaltern tauschen. So können wir deutsche Spieler bei Events in anderen Ländern unterbringen. Es geht dabei natürlich um Spieler, die heute noch nicht die Tourkategorie haben, um in alle Events reinzukommen. Nachwuchsspieler können auf diesem Weg wichtige Spielpraxis sammeln und den nächsten Schritt machen. Welche Spieler welchen der 50 Startplätze bekommen, entscheidet die PGA of Germany in Abstimmung mit dem Bundestrainer. Yannick Paul hat in seinem ersten Profijahr acht Startplätze erhalten und ist inzwischen Sieger auf der DP World Tour.
Seit drei Jahren gibt es nun das German Masters im Golf & Country Club Seddiner See, das von Amundi und der VcG finanziert wird. Woran messen Sie den Erfolg Ihres Engagements?
Die Logik hinter dem LET-Engagement ist eine ganz andere als bei der Challenge Tour. Beim German Masters haben wir nur zwei Startplätze, die wir vergeben können. Hier geht es vielmehr darum, den deutschen Tourspielerinnen, die bereits eine Spielberechtigung haben, die Chance zu geben, zuhause zu spielen. Das ist für die Sichtbarkeit der Spielerinnen und deren eigene Vermarktung nicht zu unterschätzen. Außerdem geben wir dem Golfsport damit auch ein professionelles, jugendliches und weibliches Gesicht.
"Försterlings Leistung nicht hoch genug einzuschätzen"
Besser als mit dem Sieg von Alexandra Försterling hätte es dieses Jahr kaum laufen können.
Marco Paeke: Dass mit Alexandra Försterling beim German Masters nicht nur eine Deutsche, sondern eine Spielerin aus der Region Berlin-Brandenburg gewinnt, ist mehr als wir zu hoffen gewagt haben. In acht Monaten hat sie nun viermal auf der LET gewonnen, eine Leistung, die man nicht hoch genug einschätzen kann.
Am Seddiner See war auch die deutsche Amateurin Helen Briem mit am Start, dank Einladung von der VcG. Was kann so eine 18-Jährige der VcG zurückgeben?
Marco Paeke: Die Spielerinnen müssen uns nichts zurückgeben. Es ist unsere Aufgabe sie zu unterstützen. Ich würde das auch gar nicht allein auf Helen Briem zuspitzen. Alle Spielerinnen, die am Start waren, haben uns eine tolle Bühne bereitet. Das Turnier wurde im kostenfreien Livestream übertragen, es gab Spitzengolf zu sehen und die VcG war gut sichtbar. Und Helen Briem hat mit ihrem geteilten elften Platz die Meinung aller Experten bestätigt: Sie kann nicht nur den Cut schaffen, sondern auf der LET sogar vorne mitspielen. Wir ziehen in jedem Fall eine positive Bilanz.
Marco Paeke: "VcG pflegt freundschaftliches Verhältnis zu vielen Clubs"
Inwieweit gibt es zwischen den Clubs, aus denen mehrheitlich die deutsche Golf-Elite hervorgeht, und der VcG überhaupt Berührungspunkte?
Marco Paeke: Wir pflegen zu vielen ein freundschaftliches Verhältnis. Das beste Beispiel dafür ist vielleicht der Berliner Golfclub Stolper Heide. Dort veranstaltet die VcG Trainings und Turniere. Polly Mack aus Stolpe haben wir 2022 als Amateurin einen Startplatz beim German Masters gegeben. Inzwischen ist sie Profi und hat eine Spielberechtigung sowohl auf der LET als auch auf der LPGA Tour. Das nehmen wir durchaus mit Stolz zur Kenntnis.
Es gab Zeiten, da galt die VcG manchen als Heimat von Rabatt-Golfern und größter Konkurrent der Golfclubs. Sind diese Zeiten, in denen sogar über eine Abschaffung der VcG diskutiert wurde, vorbei?
Marco Paeke: Wenn es diese Zeiten überhaupt gegeben hat... Aus meiner Sicht war es die Lautstärke einiger weniger, die einen falschen Eindruck erweckt hat. Unser Ziel ist seit jeher, im guten Austausch mit den Clubs zu stehen, unseren Mitgliedern gute Spielmöglichkeiten zu bieten und unsere Überschüsse in Form von sinnvollen Aktivitäten der Golfallgemeinheit zurückzugeben. An dieser Logik hat sich nie etwas geändert. Ich denke, dass ohne die VcG viele Projekte und Erfolge nicht stattgefunden hätten und wir heute in Golfdeutschland ärmer dastünden.