Wäre es nach seinen Eltern gegangen, hätte Golf im Leben von Klaus Veith nie eine große Rolle gespielt. Am Golfplatz kam er regelmäßig vorbei, mit dem Rad, auf dem Heimweg nach Goldstein. „Ich war so neugierig, dass ich irgendwann angehalten habe, um zu schauen, was dort vor sich geht“, erzählt Klaus Veith. Der Junge von damals hätte wohl selbst nie für möglich gehalten, dass er eines Tages einmal über die Geschicke des Frankfurter Golfplatzes entscheiden würde.
Dort wurden fleißige und interessierte Leute gebraucht. So wurde Klaus Veith Caddie, mit zwölf Jahren. Sein Taschengeld verdiente er sich, indem er zwei bis drei Mal pro Woche amerikanischen Soldaten die Schläger über den Platz trug. Etwa 50 Caddies gab es Anfang der 70er-Jahre im Frankfurter Golf Club. „Wenn große Turniere stattfanden, fuhr der Caddiemaster von Schule zu Schule, um zusätzliche Taschenträger anzuwerben“, erinnert sich Veith. Er selbst zählte zu den gefragtesten Caddies im Club. Zu denen, die schnell jede Ecke des Platzes kannten und Grüns lesen konnten – weil sie selbst Golfer waren.
"Mein Vater wollte von Golf nichts wissen"
„Wir Caddies durften abends spielen“, berichtet Veith. Mit Freude habe er von diesem Privileg Gebrauch gemacht. Sein Vater, Opelaner in Rüsselsheim, habe für die Leidenschaft des Sohnes wenig Verständnis gehabt: „Der wollte von Golf nichts wissen.“ Dabei war der Golfplatz für den Sohn längst ein zweites Zuhause. Klaus Veith spielte schon besser als mancher, dessen Golftasche er trug. „Die Deutschen hatten eher hohe Handicaps.“. Bei den Amerikanern habe er dagegen sehen können, was den Sport ausmache, und dazugelernt. „Vom Golfplatz habe ich auch einige Ausdrücke mitgebracht, die meine Englischlehrerin nicht direkt mit Oxford-Englisch verbinden konnte“, sagt Veith und schmunzelt.
Klaus Veith machte eine Lehre als Banker, sammelte aber in dieser Zeit auch Wissen über gute Golfplätze. Denn er begleitete die Tourspieler als Caddie auch ins Ausland, etwa nach Crans-Montana oder nach Den Haag. Als ein Mitglied der Frankfurter Bundesliga-Mannschaft für den Beruf nach München zog, wurde Veith plötzlich selbst Bundesliga-Spieler – und Clubmitglied. „Es war bekannt, dass ich mit meinem Dreiviertelsatz eine 80 spielen konnte, und so bekam ich den freien Platz im Team“, erzählt Veith. Damals sei es im Club elitär zugegangen. Aber die Tür für sportliche Spieler habe im Frankfurter Golf Club schon immer offen gestanden.
Sein Ziel sei es gewesen, Handicap 3 zu erreichen, um bei großen Turnieren starten zu dürfen. Veith schaffte sogar noch mehr und qualifizierte sich für die Mannschafts-Europameisterschaft 1973 in Portugal. „Das fanden meine Eltern dann doch ganz beeindruckend“, so Veith. Eindruck auf ihn machte wiederum der EM-Platz in Penina. „Ein ausgewachsener Platz, lang, mit Wasser, so etwas gab es damals in Deutschland nicht.“
Was sehr gute Golfplätze von guten unterscheidet, dieses Wissen hat Klaus Veith auf seinen Reisen gesammelt. Logisch, dass einer wie er einmal Platzvorstand würde. In seinen Zeiten als Caddie mähten in Frankfurt noch Schafe im Frühjahr und Herbst das Rough. Zum Bewässern wurden im Sommer Aluminiumrohre ineinandergesteckt und über die Bahnen gelegt. Die Grüns waren auf 12 Millimeter gemäht – weniger war mit den Maschinen seinerzeit nicht möglich.
"Keiner im Club hat so einen Wissensschatz wie Klaus Veith"
„Technisch gesehen ist die Platzpflege heute deutlich leichter“, sagt Veith. Allerdings sei der Spieldruck auf den Platz auch weit höher. Die gesetzlichen Reglementierungen hätten zudem ganz eigene Herausforderungen geschaffen: Platzvorstand sein heiße heute auch Diplomat sein, guten Kontakt zu Behörden pflegen, sich eng mit dem Förster abstimmen. Nicht zuletzt habe ihn immer die Frage begleitet: Wie muss ein Platz aussehen, der Spitzenspieler herausfordert und das durchschnittliche Clubmitglied nicht überfordert?
Klaus Veith hat diese Aufgaben in den mehr als 16 Jahren, die er für den Platz des Frankfurter Golf Clubs verantwortlich war, so gut gemeistert, dass er längst zum Ehrenmitglied des Clubs ernannt wurde. Jack Nicklaus bei der German Open 1986 als Caddie die Tasche getragen zu haben, gehört zu Veiths exklusivsten Erlebnissen in seinem Heimatclub. Zu seinen größten Verdiensten zählt die Erneuerung aller 18 Grüns im Jahr 2006 durch Architekt Christoph Städler. „Wir haben den Platz hier peu à peu entwickelt“, sagt Veith ganz schlicht. Ihm und der Greenkeeping-Mannschaft ist es zu verdanken, dass der Frankfurter Golf Club in den einschlägigen Platzrankings zuletzt wieder deutlich aufgestiegen ist. "Klaus hat aus unserem sehr schönen, von Harry Colt entworfenen Golfplatz ein Juwel gemacht", würdigt Clubpräsidentin Gabriele Sachse.
„Wir haben einiges erstritten, Klaus Veith mit dem Blick des Golfers und ich aus der Warte des Greenkeepers", sagt der Frankfurter Head-Greenkeeper Jan Andreas. "Aber die Zusammenarbeit war immer fair.“ Nun macht Klaus Veith Platz, und Boris Wölfel, ehemaliger Bundesliga-Spieler des FGC, tritt in dessen große Fußstapfen. Wölfel ist seit Jahren Mitglied des Platzausschusses, wird sich aber von Klaus Veith in Zukunft sicher noch den ein oder anderen Rat einholen. Der ebenfalls scheidende Vize-Präsident Olaf Kiebert sagt über seinen Vorstandskollegen Veith: „Es gibt niemanden im Frankfurter Golf Club, der so einen reichen Wissensschatz über unseren Platz und Club hat wie Klaus.“