Lara Ok muss schmunzeln, wenn sie an Florida denkt und den Sieg bei einem dortigen Jugendgolfturnier. Sie war damals, im Dezember 2015, mit zehn Jahren noch relativ klein – der Pokal umso größer. „Bei aller Euphorie über den Erfolg hat mein Vater sich Sorgen gemacht, wie wir das riesige Ding im Flugzeug nach Hause bekommen“, erinnert sich die mittlerweile 19-jährige Bad Homburgerin. Der Veranstalter war vorbereitet. „Die hatten einen identischen Pokal schon fix und fertig verpackt, den wir dann mit nach Deutschland nehmen konnten.“
Neun Jahre sind seit diesem frühen Sieg vergangen. Jahre, in denen viele weitere Erfolge hinzukamen. Den Traum, den Lara Ok schon seit Kindestagen verfolgt, hat sie sich erfüllt. Als Tourspielerin steht sie vor ihrer zweiten Saison – und ist dennoch in der Rhein-Main-Region kaum bekannt.
Im Golfclub St. Leon-Rot war sie aktiv, im Münchner Golfclub und im Golfclub Valley. „Diese Clubs haben sich um mich bemüht und deshalb habe ich für sie gespielt“, erklärt Lara Ok. In St. Leon-Rot war sie viermal Clubmeisterin, zweimal in der AK10, zweimal in der AK12. In ihrer Münchener Zeit wurde sie mit Platzrekord Bayerische Meisterin der AK16. Als Topspielerin von Valley stand sie im Final Four der Deutschen Golf Liga. „Das Erreichen des Saisonfinales mit einem Spieltagssieg in München und vor St. Leon-Rot war meine schönste Golferfahrung als Amateurin“, sagt sie.
Vater und Mutter helfen Lara Ok als Caddie
Ins Profilager ist Lara Ok zur Saison 2023 gewechselt und konzentriert sich – die mittlere Reife in der Tasche – ganz und gar auf ihre Golfkarriere. Vater Ali Ok, der einst bei der Höchst AG gelernt hat und später im Versicherungsbereich tätig war, agiert als Manager und nicht selten als Caddie seiner Tochter. Zumindest wenn Lara Oks Mutter nicht gerade Urlaub hat und ihren Mann an der Golftasche der Tochter ablöst. Mit deren Hilfe erreichte Lara Ok immerhin im vergangenen Jahr ihr bestes Saisonergebnis: ein geteilter zehnter Platz bei der Lombardia Ladies Open auf der LETAS, der zweithöchsten europäischen Spielklasse.
Dass in ihrem ersten Jahr auf der Tour ein paar Dinge nicht wie gewünscht liefen, darüber spricht Lara Ok ganz offen. „Der Anfang und die Mitte der Saison waren schlecht“, ist ihr ehrliches Fazit. „Ich habe zehn Turniere gebraucht, um mich im kurzen Spiel auf die Plätze und das Tour-Setup einzustellen.“ Aus durchschnittlich 29,5 Putts pro Runde als Amateurin wurden 35,5 auf der Tour. „Ich war teilweise sehr nervös und habe mir viele Gedanken gemacht.“ Der zehnte Platz in Italien gelang ihr dann im drittletzten Event der Saison, die sie als 77. der LETAS-Geldrangliste beendete.
Erfahrungen aus dem ersten Tourjahr nutzen
Die wichtigen Erfahrungen aus ihrem ersten Jahr will Lara Ok nutzen, um in ihrer zweiten Saison auf der Tour einen deutlichen Schritt nach vorne zu machen. Will sie den Sprung auf die Ladies European Tour (LET) schaffen, muss sie unter die ersten Sechs der LETAS-Order-of-Merit kommen. Einer, der davon überzeugt ist, dass Lara Ok genau dazu das Zeug hat, ist Golflehrer Bengt Plaschke. Bei ihm im Bad Vilbeler Golfclub Lindenhof machte Ok im Alter von sechs Jahren ihre ersten Schläge. Bald gewann sie ihre ersten Pokale. „Lara hat die unschätzbar wertvolle Gabe, sich mit voller Kraft reinzuhängen, wenn ihr etwas nicht gelingt“, erklärt Plaschke. Das sei ein wichtiges Rüstzeug für eine Tourkarriere. Mit Plaschke hat Ok in den vergangenen Jahren auch gezielt an ihrer Fitness und dem Muskelaufbau gearbeitet. "Ich haue den Ball heute 40 Meter weiter als vor zwei Jahren", erklärt sie.
Mitglied ist Lara Ok in der noch jungen Golfabteilung von Eintracht Frankfurt. Unterstützt wird sie allerdings auch vom Royal Homburger Golf Club und dem Golf-Club Neuhof. Deren Trainingseinrichtungen und Plätze darf sie nutzen. „Es ist verblüffend, mit welcher Akkuratesse Lara spielt und mit welchem Fleiß und Fokus sie trainiert“, sagt Bad Homburgs Club-Präsident Martin Meißner. Zu Oks Sponsoren zählen auch die Indoor Golf & Lounge Kronberg und Titleist/Footjoy mit Deutschlandsitz in Idstein.
Um sich auf die LETAS-Saison optimal vorzubereiten, reist Lara Ok nun für knapp zwei Wochen zu einem Trainingslager nach Agadir in Marokko. Am 12. April steigt dann in Südfrankreich mit der Terre Blanche Ladies Open für sie das erste von 14 möglichen LETAS-Events. Allzu gerne würde sich Lara Ok möglichst bald mal wieder Sorgen machen um den Rücktransport eines großen Pokals.