Es sollte ein Duell werden. Joachim Llambi gegen MAINgolf. Unerbittlicher Juror trifft auf neugierigen Redakteur. Was bleibt vom Tanzrichter Gnadenlos, von seiner vermeintlichen Hybris übrig, wenn er selbst abliefern muss? Gerade beim Golf, wo er kein Profi, sondern Amateur ist. Der 55-Jährige war hochmotiviert, es uns zu zeigen. Dann kam Corona, die Bühnen für das Duell schlossen. Joachim Llambi hat uns letztlich ein Interview gegeben – und das Versprechen, dass das Duell nachgeholt wird.
Herr Llambi, die Zuschauer von Let’s Dance kennen Sie als kritischen Tanzjuror. Wie detailvernarrt sind Sie beim Golfspielen?
Joachim Llambi: Sehr. Tanzen und Golf sind sich insofern ähnlich, dass es auf viele Details ankommt. Nur wenn mein Griff, mein Stand und mein Schwungtempo gleich sind, erreiche ich eine Wiederholbarkeit meiner Schläge. Geübte Tänzer haben beim Golfspielen den Vorteil, dass sie ihren Körper beherrschen und ihn von Position zu Position steuern können. Darum spielen viele Tänzer gut Golf.
Seit 1998 spielt Joachim Llambi Golf
Sie haben ein Handicap von -10,7. Ihr Ballgefühl können Sie unmöglich vom Tanzen haben.
Llambi: Ich habe früher Hockey gespielt und es bis in die Westdeutsche Auswahl geschafft. Davon zehre ich natürlich auch. Meine Platzreife habe ich schon 1998 im Golf-Club Neuhof gemacht. Ich streue bis heute zwar sehr mit meinen Schlägen, aber wenn ich richtig treffe, dann fliegt der Ball schon mal 270 oder 280 Meter weit.
Dass Sie sehr scharf schießen, sollen Sie nach unseren Informationen einmal im Licher Golf-Club gezeigt haben. Am zweiten Loch sollen Sie mit ihrem Abschlag den Ballwascher per Volltreffer außer Betrieb gesetzt haben. Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?
Llambi: Die Geschichte ist korrekt. Ich kann zu meiner Ehrenrettung nur sagen, dass es nicht der Ballwascher direkt am Herrenabschlag war, sondern am 40 Meter entfernten Damenabschlag. Das Beeindruckende an diesem unabsichtlichen Volltreffer war, dass der Ball keinen Riss oder keine Delle verursacht hat. Er ist wie eine Gewehrpatrone eingeschlagen, mit einem kreisrunden Einschussloch, aus dem dann das Wasser floss. Den Anblick werde ich nicht vergessen.
Wie viele Punkte würden Sie als Juror sich selbst für Ihren Schwung geben?
Llambi: Oha, das würde ich nur ungern selbst tun und es lieber anderen überlassen. Aber sagen wir so: Ich bin mit meinem Spiel nicht unzufrieden. Um mich zu verbessern, müsste ich vor allem häufiger spielen. Am liebsten würde ich vier- bis fünfmal pro Woche auf den Golfplatz gehen. Wenn ich angesichts meiner diversen Termine einmal in der Woche die Golfschläger in der Hand habe, dann ist das aber schon eine gute Woche. Meist gehe ich zum Training auf die Driving Range und spiele im Anschluss eine halbe Runde gemeinsam mit meiner Frau.
Ist Golfspielen für Sie eher Herausforderung oder Entspannung?
Llambi: Golf ist für mich eine Möglichkeit, meine Gedanken mal woanders zu haben als rund um den Fernsehzirkus und andere Verpflichtungen. Aber am Ende des Tages ist es für mich Sport. Die Liebe zum Wettbewerb ist aus meiner Zeit als Turniertänzer einfach tief verwurzelt. Außer mit meiner Frau würde ich nie eine Runde spielen, in der es um nichts geht. Ein Ansporn muss sein, wie etwa bei einem vorgabewirksamen Turnier. Ich spiele auch gerne Matchplay, Mann gegen Mann, um ein paar Euros pro Loch. Wo schenke ich einen kurzen Putt, wo bestehe ich drauf? Ich mag diese kleinen psychologischen Spielchen. Überhaupt geht es im Golf, anders als beim Tanzen, sehr viel mehr um den Kopf.
Nehmen Sie Golfunterricht?
Llambi: Nicht jedes Mal, wenn ich auf die Driving Range gehe, aber durchaus regelmäßig. Ein Außenstehender sieht einfach besser die Fehler, die sich einschleichen. Gerne trainiere ich mit Jonathan Wilson im Bad Vilbeler Golfclub. Mit ihm arbeiten auch viele Spieler aus dem Hessenkader und der Platz liegt nur wenige Minuten von meinem Zuhause entfernt.
Schauen Sie Golf?
Llambi: Sehr viel sogar. Ich freue mich darüber, dass Sky mit der European Tour und der US PGA Tour so viel Golf zeigt. Ryder Cup ist für mich ganz oben, das Masters finde ich auch super. Wenn die Tour in Deutschland Station macht, dann fahre ich gerne dahin und schaue zu.
Gibt es einen Spieler, der ihnen besonders imponiert?
Llambi: Ich mag Persönlichkeiten, die polarisieren und Emotionen zeigen, zum Beispiel Miguel Ángel Jiménez, auch Tiger Woods, zumindest wenn es bei ihm läuft. Die jungen Spieler von heute, das gilt eigentlich für alle Sportarten, sind mir zu angepasst. Dieser Mainstream langweilt mich.
Lassen Sie selbst beim Golf Ihre Emotionen raus?
Llambi: Früher mehr als heute, man wird ja älter. Ich haue schon mal in den Boden oder rufe lauter, wenn etwas schiefläuft. Aber ich habe nie einen Schläger in den Wald oder den Teich geschmissen. Den braucht man ja im Zweifelsfall später noch einmal.
Als Profitänzer haben Sie an Europa- und Weltmeisterschaften teilgenommen. Würden Sie diese Karriere rückblickend gegen eine Karriere als Spieler auf der European Tour oder der US PGA Tour tauschen?
"Eine Golfkarriere hätte mich interessiert"
Llambi: Professionelles Tanzen ist wie Golf auch ein Wanderzirkus. Hätte ich in jungen Jahren vor der Wahl gestanden, dann hätte mich das sicher auch interessiert. Nicht zuletzt mit Blick auf die Preisgelder. Als Weltmeister im Tanzen bekommt man 5000 Euro. Dafür packen Golfer aus den Top 100 der Welt wahrscheinlich nicht mal ihre Schläger aus.
Ende 2019 hatten Sie einen Dreh mit Maximilian Kieffer, bei dem es um Golf und Fitness ging. Was ist daraus entstanden?
Llambi: Wir haben uns kurz vor Weihnachten in Hummelbachaue bei Neuss getroffen und haben dort zusammen Fitness und Golf trainiert. Wir sind die Gesichter einer Kampagne des Deutschen Golf Verbands, die durch die Corona-Pandemie jetzt im Mai etwas später gestartet ist als geplant.
Als Mitglied des Eagles Charity Golf Clubs kommen Sie auf vielen Golfplätzen der Welt herum. Wo hat es Ihnen bisher am besten gefallen?
Llambi: Eigentlich überall, Golfplätze sind ja schwer zu vergleichen, jeder hat seine Eigenheiten. Meist sind es die Landschaft und die Vegetation, die mich beeindrucken. Mallorca, wo ich auch beheimatet bin, hat viele sensationelle Plätze. Aber man muss gar nicht so weit suchen. Spannend finde ich den Mainzer Golfclub mit seinen ersten neun Löchern an einem ehemaligen Steinbruch. Da kann man zwar Unmengen an Bällen verlieren, aber die Szenerie ist atemberaubend. Mir gefällt auch der Frankfurter Golf Club, wo man durch einen Wald spielt und der Pflegezustand von Grüns und Fairways immer tiptop ist. In Hanau schätze ich neben dem Platz auch sehr die Gastronomie. Und Lich spiele ich auch sehr gerne.
"Jorge González könnte höchstens die Golffahne spielen"
Wenn Sie Ihren Let’s-Dance-Jury-Kollegen Jorge González mit auf einen dieser Plätze nehmen würden, wie weit kämen Sie mit ihm?
Llambi: Nicht weit, schon der Schuhe wegen. Am Damenabschlag von Loch eins wäre wahrscheinlich Schluss. Jorge ist zwar fit, aber Sport ist nicht so seine Welt. Er könnte mit seinen ausladenden Frisuren allenfalls die Fahne spielen.
Wie sähe für Sie der ultimative Viererflight aus?
Llambi: Ein klassischer Vierer aus Miguel Ángel Jiménez und mir auf der einen Seite und Bernhard Langer und Martin Kaymer auf der anderen. Ich müsste natürlich ein bisschen Vorgabe kriegen, sonst bräuchte ich gar nicht antreten.