Der New Course des Royal Homburger Golf Clubs ist kein Golfplatz, der einem beim Gedanken an Tourgolf in den Sinn käme: 4392 Meter von den hinteren Abschlägen, Par 66 – mit solchen Zahlen sind Berufsgolfer eher selten konfrontiert. Genauso wenig wie mit der Vielzahl an Biotopen, die den kurzen Platz entgegen seinem Anschein sehr anspruchsvoll machen. Im Juni 2024 wird die Pro Golf Tour in Bad Homburg Station machen und damit erstmals nach vielen Jahren wieder ein Profigolf-Turnier in die Rhein-Main-Region bringen. Der einzige royale Golfclub Deutschlands schenkt sich das Tour-Event gewissermaßen selbst zum 125. Geburtstag.
„Unser New Course unterscheidet sich deutlich von den gewöhnlichen Tourplätzen, auf denen vor allem weite Schläge wichtig sind“, betont Korinna Zickler, Spielführerin des Royal Homburger Golf Clubs. In Bad Homburg zähle Genauigkeit, weil die Bahnen des Platzes nicht wie vielerorts von großzügigen Auslaufzonen gesäumt seien, sondern von Biotopen, die nicht betreten werden dürfen. Mit 7,6 Hektar nehmen die geschützten Lebensräume auf dem New Course sogar mehr Fläche ein als die Fairways. Landet ein Ball jenseits der roten Pfähle mit grüner Spitze, ist er verloren – und damit womöglich auch die Chance auf den Sieg dahin. „Es wird interessant sein zu sehen, wie viel Risiko die Tourspieler auf unserem naturnahen Platz bereit sind einzugehen“, so Zickler.
Pro Golf Tour in Bad Homburg – kein Premiere
Für Bad Homburg ist das Profi-Golfevent indes keine Premiere. Bis Mitte der 2000er-Jahre richtete der Traditionsclub mehr als zehnmal ein Turnier aus, das jährlich viele bekannte Tourspieler anzog, darunter Alex Cejka und Marcel Siem. „Damals hatte der New Course erst zwölf Bahnen, aber keiner der Pros hat den Platz auf die leichte Schulter genommen oder sich gar darüber lustig gemacht“, erinnert sich Rainer Goldrian, scheidender Geschäftsführer der PGA of Germany, die hinter der Pro Golf Tour steht.
Die Tour werde die Spieler darauf hinweisen, dass sie in Bad Homburg wahrscheinlich kein einziges Mal einen Driver oder ein Fairwayholz werden schlagen müssen. Golf auf dem New Course sei gleichwohl keine Lotterie. „Es wird definitiv jemand gewinnen, der sein Spiel sehr gut im Griff hat“, ist Goldrian überzeugt. Als Austragungsort sei Bad Homburg dank seiner Historie, seines stadtnahen Golfplatzes und der zentralen Lage in Deutschland geradezu ideal. Obendrein habe sich der Club, der im kommenden Jahr sein 125-jähriges Bestehen feiert, stark dafür eingesetzt, um die Tour zurückzuholen.
„Ich kann mir gut vorstellen, in Bad Homburg zu starten“, sagt der mehrfache Pro-Golf-Tour-Sieger Max Röhrig, der inzwischen auch als Golflehrer im Golf-Club Neuhof arbeitet. „Meine Stärke sind zwar eher meine langen Schläge, aber ich finde es nicht schlecht, wenn ein Platz zur Abwechslung mal andere Qualitäten erfordert.“ Traditionell nutzt bei den Events der Pro Golf Tour immer auch eine Handvoll junger Golftalente der Region die Chance, über mehrere Runden Tourluft zu schnuppen und sich mit den Berufsspielern zu messen. Hessenmeister Luis Laurito (17) aus dem Licher Golf-Club wäre genauso ein möglicher Kandidat wie die beiden Vierer-Hessenmeister Jonas Rother (17) und Thibault Hess (14) aus dem Golf-Club Hof Hausen vor der Sonne.
Vorverkauf für das ProAm-Turnier läuft
Wie das neue Turnier genau heißen wird, steht noch nicht fest. Der Vorstand des Clubs sowie Geschäftsführer Fabian Zimmermann führen derzeit Gespräche mit Sponsoren, die sich im Rahmen des einzigen Tour-Events in der Rhein-Main-Region präsentieren können. Werbepartner erhalten unter anderem Startplätze für das ProAm-Turnier, das am 2. Juni stattfindet. „Das ProAm ist ein absolutes Highlight, denn dabei können Amateure an der Seite der Tourpros um attraktive Preise spielen und sich nützliche Tipps für ihr Spiel abholen“, sagt Geschäftsführer Zimmermann. Der Vorverkauf der Startplätze, die 250 Euro kosten, habe bereits begonnen.
Sein royales Präfix verdankt der Royal Homburger Golf Club indes dem Old Course im Kurpark von Bad Homburg. Er war 1889 der erste Golfplatz, der auf deutschem Boden errichtet wurde – nach Wunsch des Prince of Wales Edward VII, der jährlich mit seiner Entourage zum Kuren an den Taunus kam. Zunächst war Golf in Bad Homburg fast ausschließlich dem royalen Tross vorbehalten, bis 1899 auch ein Golfclub gegründet wurde und sich der Zugang etwas öffnete. Das „Home of Golf in Germany“, das zeitweise 18 Bahnen hatte, besitzt davon heute nur noch sechs, allesamt Par 3. Das Greenfee auf dem Bad Homburger Old Course liegt dafür auch etwas unter dem seines Pendants in St Andrews: wochentags 20 Euro.