Herr Westermann, die längste Zeit seiner 125-jährigen Vereinsgeschichte war der Homburger Golf Club 1899 nicht königlich. Woher kam die Idee, sich in England um das royale Präfix zu bewerben?
Robert K.L. Westermann: Der Impuls entstand im Herbst 2005 bei einer Reise der Bad Homburger Herrengolfer ins tschechische Marienbad. Der dortige Golfclub hatte zwei Jahre zuvor von Queen Elizabeth II. das royale Präfix zugestanden bekommen. Wir waren fasziniert davon, wie dieser royale Titel dort präsentiert und zelebriert wurde. Auf dem Platz gibt es beispielsweise ein Denkmal von King Edward VII., dem Urgroßvater von Elizabeth II., auf dessen Initiative hin 1889 auch unser Old Course im Kurpark gebaut wurde. Ich war angespornt und dachte mir: Verdammt noch mal, es kann doch nicht sein, dass dieser jüngere Club royal ist und wir nicht. Darüber haben wir auf der Busfahrt zurück nach Bad Homburg eifrig diskutiert.
Hatten Sie eine Ahnung, was zu tun war, um von der Queen dasselbe Privileg für Ihren Club zu erlangen?
Robert K.L. Westermann: Nein, überhaupt nicht. Der Club war auch mit ganz anderen Dingen beschäftigt: dem Bau des neuen Clubhauses und der Erweiterung des New Course auf 18 Bahnen. Mich hat das „Royal“-Thema aber nicht mehr losgelassen. Ich habe erst einmal begonnen, zur Geschichte unseres Clubs zu recherchieren. Im Club- und im Stadtarchiv habe ich viele interessante Dinge herausfinden können, die ich dann in einer neuen History-Rubrik in unserer Clubzeitschrift präsentiert habe. Allein 16 gekrönte Häupter aus aller Welt waren Mitglieder in unserem Club. Unser erster Präsident war der Duke of Cambridge. Das ist schon sehr royal.
Wie waren die Reaktionen in der Leserschaft?
Robert K.L. Westermann: Leider traf das Thema zunächst eher auf Desinteresse. Die Mitglieder befürchteten, ein „royaler“ Golfclub könnte nach außen den Eindruck erwecken, doppelt so hohe Mitgliedsbeiträge zu verlangen wie andere. Das könnte Interessenten eher abschrecken, war die Sorge. Als Marketingleiter der Radeberger Gruppe war ich hingegen absolut überzeugt davon, dass uns ein Alleinstellungsmerkmal als Club nur nützen kann. Zu meinem großen Glück bekam ich mit Michael Herber einen Mitstreiter, der im Club sehr angesehen war.
Was änderte das?
Robert K.L. Westermann: Wir hatten nun tatsächlich aus dem Clubvorstand um Präsident Jürgen Lemmer das Plazet, es zumindest zu versuchen. Die haben sich wahrscheinlich gedacht, das wird ohnehin nichts. Michael Herber hat dann durch die ganze Welt telefoniert, was ihm als beruflich weitgereister Einkäufer aus der Metallindustrie eher lag als mir. Wir konnten aber tatsächlich nirgendwo in Erfahrung bringen, welche Form ein Antrag auf Verleihung des royalen Präfix’ haben musste. Es gibt dazu kein Formular. Selbst in St Andrews wusste man nicht weiter. Marienbad hatte seinen Coup über diplomatische Kanäle erreicht. Das war für uns nicht machbar. Es dauerte allein ein Jahr, bis wir wussten, an wen wir uns zu wenden hatten.
Wie sah der Antrag dann letztlich aus?
Robert K.L. Westermann: Wir haben auf etwa 60 Seiten alles minutiös dargelegt, was wir an Verbindungen zwischen Club und englischem Königshaus nachweisen konnten. Dazu zählte auch ein Mitgliederverzeichnis unseres Clubs von 1903, das ich bei einem Sammler im Schwarzwald aufgespürt und erworben hatte. Am Ende war es ein ganzes Paket, das wir im November 2012 an das Cabinet Office in London geschickt haben, eine vergleichbare Behörde wie das deutsche Kanzleramt. Aber unsere Post versauerte dort erst einmal.
Wieso?
Robert K.L. Westermann: Das Cabinet Office konnte damit nichts anfangen. Nach drei Monaten bekamen wir die Rückfrage: Was wollen Sie eigentlich von uns? Die zuständige Sachbearbeiterin bemängelte, unsere Einsendung sei deutlich zu umfangreich. Sie erbat eine Kurzform. Die haben wir dann schnell nachgeliefert.
Wann und wie kam dann die frohe Kunde?
Robert K.L. Westermann: Es ging dann relativ schnell. Am 8. April 2013 bekam Michael Herber per Fax die offizielle Nachricht, dass Queen Elizabeth II. „content“ sei, dass unser Club sich fortan Royal Homburger Golf Club nennt. Wir haben dann nochmal sicherheitshalber recherchiert, was dieses „content“ bedeutet. Ihre Majestät war zufrieden – und wir völlig aus dem Häuschen.
Der ganze Club?
Robert K.L. Westermann: Nein, Präsident Jürgen Lemmer rief mich an und fragte: Was machen wir denn jetzt? Die Queen war offenbar leichter zu überzeugen als der Club. Meine Antwort war: Wenn die Queen der Meinung ist, dass wir der Royal Homburger Golf Club sind, dann sind wir der Royal Homburger Golf Club. Wenig später haben die Mitglieder auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der Umbenennung zugestimmt. In unserem Clublogo wurde die Malteserkrone gegen die St Edwards Crown ausgetauscht, die nur Royal-Clubs verwenden dürfen. Und heute unterhält der Club Partnerschaften mit zahlreichen anderen königlichen Clubs in aller Welt.
Sie haben sich aus dem Royal Homburger Golf Club vor ein paar Jahren zurückgezogen. Wie schauen Sie heute auf den Club, dem Sie zum Ritterschlag verholfen haben?
Robert K.L. Westermann: Queen Elizabeth überzeugt zu haben, macht mich bis heute stolz. Vielleicht ist das der größte Coup, an dem ich in meinem Leben beteiligt war. Ich würde mich freuen, wenn der Royal Homburger Golf Club seine königliche Geschichte für Mitglieder und Gäste noch etwas erfahrbarer machen würde. Denn dieser Club ist The Home of Golf in Germany und einer wie kein anderer hierzulande.