Ein Traumjob schützt nicht vor schlaflosen Nächten. „Die hat es durchaus schon gegeben“, sagt Moritz Lampert. Seit etwas mehr als einem Jahr führt der ehemalige Tourspieler den Golf Club St. Leon-Rot als Clubmanager. Den Club, in den er mit fünf Jahren eintrat, wo er das gesamte Förderprogramm durchlief und zu einem der besten deutschen Golfer reifte. Nun ist „Mo“ noch immer erst 32. Als Nachfolger von Eicko Schulz-Hanßen, der 19 Jahre lang die Geschicke in St. Leon-Rot leitete, steht er beruflich in großen Fußstapfen.
Zu große Fußstapfen?
Zu großen? Lampert ist in seinem Traumjob angekommen, wie er sagt. Er ist in Sandhausen aufgewachsen und in der Region verwurzelt, im Club kennt ihn jeder. Die Skepsis an seiner Eignung wird ihm allerdings nicht verborgen geblieben sein. Dafür ist der Golf Club St. Leon-Rot mit seinen 2100 Mitgliedern schlicht zu groß. Nach seiner Karriere als Spieler hat Lampert ein Bachelorstudium in Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen und als Tour-Experte für das Golf Team Germany gearbeitet.
Um die Nachfolge des langjährigen Geschäftsführers Eicko-Schulz Hanßen zu erleichtern, wurde dessen Posten zweigeteilt. Die kaufmännische Leitung des Clubs liegt in den Händen von Cordula Humbert. Moritz Lampert ist als Clubmanager für alle Belange rund um Golf, die Mitglieder sowie den Leistungs- und Breitensport verantwortlich. In dieser Rolle kann er seinen immensen Erfahrungsschatz einbringen. Lampert ist damit aber auch unweigerlich der Prellbock im Club. Die verschiedenen Gruppen, Meinungen und Dynamiken zusammenzuhalten, ist eine seiner anspruchsvollsten Aufgaben.
Mit dem Erwartungsdruck von außen beschäftige er sich nicht, beteuert der junge Manager. „Der Druck, den ich mir selbst mache, ist bestimmt größer“, sagt er. Das sei ein Überbleibsel aus seiner Zeit als Leistungs- und Profisportler. Lampert war unter anderem Internationaler Amateurmeister von Deutschland und Portugal, spielte zweimal für Team Europa im Junior Ryder Cup (2008 und 2010). Dreimal hat Lampert auf der European Challenge Tour gewonnen, viermal auf der Pro Golf Tour. Zu seiner besten Zeit war er Nummer 146 der Golfwelt.
"Mo ist intelligent, fleißig, beharrlich und dynamisch"
Aber ist ein guter Golfer auch ein guter Manager? „Mo ist intelligent, fleißig, beharrlich und dynamisch“, hat Eicko Schulz-Hanßen gesagt, als seine Nachfolge bekanntgegeben wurde. Viele beschreiben Lampert obendrein als einen geerdeten, nahbaren Typen, selbst in den Jahren auf der European Tour. Sponsoren wie Mercedes Benz hatte er sicher nicht nur seinem Golfspiel zu verdanken, sondern auch seiner gewinnenden, kommunikativen Art. Eine Schlüsselkompetenz auch in seiner neuen Rolle.
„Was das Thema Kommunikation angeht, habe ich im vergangenen Jahr aber noch mal eine Menge dazugelernt“, sagt Lampert. Ob Austausch mit den Mitgliedern oder Siegerehrung – er versuche sich nicht zu verstellen und seine lockere, sportliche Art einzubringen. Eine Herausforderung seien indes die Namen der Mitglieder. In einem Club, der sich über seine Gemeinschaft definiert, ist ein gutes Namensgedächtnis mehr als vorteilhaft.
Leading Golf Clubs ziehen nach Würzburg
Die Leading Golf Clubs of Germany verlegen ihren Hauptsitz aus der Nähe von München nach Würzburg. Von dort aus leitet Präsident Bernhard May seit zwei Jahren die Geschicke des Vereins.
Zum Artikel„Ich empfinde es als totales Privileg, die Geschicke dieses Golfclubs mitbestimmen zu dürfen“, sagt Lampert. Seit 2022 ist er offiziell wieder Amateur und mittlerweile für die AK30-Herren von St. Leon-Rot im Einsatz. Mehr als dreimal pro Monate schaffe er es allerdings nicht auf den Golfplatz: „Ich muss sagen, dass mein Golfspiel schon ziemlich unter meinem Job leidet und ich mich nicht mehr einfach auf meine einstigen Stärken verlassen kann.“ Der Putter habe ihn auf seiner jüngsten Runde ganz schön im Stich gelassen. Die Ansprüche haben sich zwangsläufig verlagert.
Moritz Lampert will sich als Clubmanager nicht im Klein-Klein verlieren
Statt an seinem Schwung arbeitet Clubmanager Moritz Lampert jetzt daran, sich nicht im Klein-Klein der unzähligen Aufgaben auf der 45-Loch-Anlage zu verlieren. „Das große Ganze im Blick zu behalten und zu akzeptieren, dass ich nicht immer alles sofort umsetzen kann, ist für mich eine Bewährungsprobe“, sagt er.
Beim Herbstworkshop der Leading Golf Clubs of Germany im Mainzer Golfclub erklärte Lampert am Donnerstag, sein Club plane zukünftig jedes Quartal eine Umfrage zur Zufriedenheit unter den Mitgliedern. Die Ergebnisse würden anschließend im Club veröffentlicht. Er selbst, sagt er, begegne Kritik in der Sache oder an seiner Person mit maximaler Offenheit und Nahbarkeit. „Ich möchte, dass unsere Mitglieder und Mitarbeiter wissen, dass sie immer zu mir kommen können und ich mein Bestes gebe, um zu helfen oder Dinge zu erklären.“