Duy Nguyen ist gewarnt worden. Ein Restaurant im Golfclub, davon kannst du nicht leben. Anspruchsvolle Kundschaft, die anspruchsvolle Balance zwischen Golfern und externen Gästen, wechselhaftes Saisongeschäft. Der 42-jährige Gastronom hat alle Argumente gehört – und ist dann mit umso mehr Kraft durchgestartet. Seit März betreibt Nguyen den Tiger Room im Golf Club Würzburg und beeindruckt dort mit Sushi-Arrangements, die es so in keinem zweiten Golfclub hierzulande geben dürfte.
Wiener Schnitzel, Clubsandwich und Spaghetti Bolognese, auch die hat der vietnamesische Restaurantbetreiber auf seiner Karte stehen. Wer würde es wagen, Golfern die Klassiker vorzuenthalten und damit eine Revolution zu riskieren? Duy Nguyen nennt die Karte mit dem Pflichtprogramm „Snacks & Tasty“. Überraschend und spektakulär sind allerdings die anderen Gerichte, die das Küchenteam zu zaubern vermag. Etwa die Kokos-Limonen-Suppe mit Hähnchen, die Bun Bo Nam Bo Reisnudelbowl mit Rind und vietnamesischer Frühlingsrolle oder die Deluxe-Sets von der sechsseitigen Suhi-Karte.
„Wir kochen eine asiatische Fusion-Küche“, erklärt Duy Nguyen. In seinem Nürnberger Restaurant „Cocoon – Fine Asian Cuisine“ hatte er damit großen Erfolg, bis Corona kam. „Wir waren nicht vorbereitet auf das To-go-Geschäft und mussten am Ende schließen.“ Die Filialen in Amberg und Weißenburg wurden weniger hart getroffen und überlebten immerhin. Der Sprung in den Tiger Room nach Würzburg begann mit einem Tipp. „Der Mitarbeiter einer Brauerei hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass der Golf Club Würzburg einen Betreiber für sein Restaurant sucht“, berichtet Nguyen.
Passen wir hier rein? Die Frage habe sich gewiss nicht nur er selbst gestellt, sondern auch Clubpräsident Bernhard May und sein Vorstand. Beim obligatorischen Vorkochen überzeugte das Nguyens Küchenteam die Clubspitze. Beide Seiten entschieden, fortan zusammenzuarbeiten – natürlich auch bei der Liste der unverzichtbare Basics. „Das haben wir gemeinsam abgesprochen“, verrät Nguyen. „Wir mussten sicher einiges dazulernen, um hier richtig anzukommen.“ Aber er verstehe sich als Dienstleister, betont der gelernte Restaurantfachmann. Er richte sich nach den Wünschen und Vorstellungen seiner Partner und Kunden.
"Asiatische Gerichte werden immer mehr angenommen"
„Ich bin am Anfang oft mit Sushi-Platten über die Clubhausterrasse gegangen und habe die Golferinnen und Golfer probieren lassen“, erzählt Nguyen. Die Reaktion mancher älterer Mitglieder sei zurückhaltend ausgefallen. Umso erfreuter sei er gewesen, als er manche von ihnen Wochen später mit Sushi auf dem Teller gesehen habe. „Unsere asiatischen Gerichte werden nun immer mehr angenommen und geschätzt“, sagt der Chef des Tiger Rooms. „Ich hoffe, dass es sich noch ein bisschen mehr herumspricht, dass unser Restaurant öffentlich ist und bei uns nicht nur Golfer willkommen sind.“
Clubpräsident Bernhard May hat die gewagte Wahl nicht bereut: „Ich essen mehrfach pro Woche im Tiger Room, sehr gerne das Mango Tiger Curry.“ Ihm sei sehr bewusst, wie wichtig eine funktionierende und angenommene Gastronomie für einen Golfclub ist. „Die Gastro kann das Clubleben entfachen“, so May. Ein Clubmitglied, das in der Textilbranche arbeite und oft in Asien sei, habe ihm gesagt, der Tiger Room mache mit das beste Sushi, das er je gegessen habe.