Auf den ersten Blick wirkt es, als rücke die Feuerwehr aus. Aber das knallrote Gefährt, das Uwe Bein über den Golfplatz steuert, hat kein Blaulicht. Stattdessen sind vorne am Dach vier Scheinwerfer montiert. „Ich könnte das Cart am Puttinggrün aufstellen und sogar nachts trainieren“, sagt der Fußball-Weltmeister von 1990 und schmunzelt. Mit dem gewaltigen Stoßfänger müsste er auch keinen Wildwechsel fürchten. Und die Reifen würden auch querfeldein taugen. „Ich habe große Augen gemacht, als ich das Golfcart zum ersten Mal gesehen habe“, gesteht Uwe Bein. Schließlich hätte er das Fahrzeug nicht selbst gekauft, sondern geschenkt bekommen.
Uwe Bein hat das Golfcart geschenkt bekommen
Mark Philipp Pauer, Präsident des Eintracht-Frankfurt-Fanclubs „Schwälmer-Hennes“, habe sich mit dem Cart bei ihm für die jahrelange Unterstützung revanchieren wollen, berichtet Bein. Pauer sei zugleich Geschäftsführer von Schwalm-Speed, einem Kfz-Meisterbetrieb in Schwalmstadt mit Spezialisierung auf elektrische Microcars. „Als er mich fragte, was er für mich tun könne, habe ich aus Spaß zu ihm gesagt: Stell’ mir doch mal ein Golfcart hin, das sich abhebt von anderen“, sagt Bein. Das ist Pauer gelungen.
Im Kurhessischen Golfclub Oberaula, dem Heimatclub von Uwe Bein, ist das signalrote Cart seitdem der größte Hingucker – mal abgesehen von den Weitblicken über die hügelige Landschaft, in der sich der idyllische Golfplatz erstreckt. Anders als die umliegenden Wiesen, Felder und Wälder erhitzt das Cart allerdings die Gemüter. Mitglieder hätten sich über das grobe Profil der Reifen beschwert, erzählt Bein. Er schade damit dem Golfplatz, so der Vorwurf, der Präsident Jürgen Sattler und Geschäftsführer Frank Gerhardt erreichte. Das berühmteste Mitglied des Clubs widerspricht: „Die Reifen haben zur keiner Zeit irgendwelche Schäden angerichtet.“ Zumal er als erfahrener Cartfahrer auch genau wisse, wo er langzufahren habe und wo nicht, beteuert Bein. Seien Carts wegen zu nasser Platzverhältnisse verboten, fahre er ohnehin nicht.
Drei bis vier Golfrunden spielt der Markenbotschafter der Eintracht pro Woche. Mal im Golf-Park Winnerod, mal in Lich oder gerne im Golf-Club Hof Hausen vor der Sonne, wenn er mal wieder in Frankfurt ist. Die meisten Runden allerdings dreht Bein in Oberaula, das nur 20 Minuten von seinem Zuhause in Bad Hersfeld entfernt liegt. Man könnte sagen: Der Golfer Uwe Bein ist fast immer im Einsatz. Jetzt auch mit dem passenden Einsatzfahrzeug. Dessen Farbgebung ist natürlich kein Zufall. Rot und Schwarz wie die Eintracht. „Wenn ich das nächste Mal auf der Geschäftsstelle in Frankfurt bin, besorge ich mir noch ein paar Aufkleber, um das Cart zu dekorieren“, kündigt Bein an. Schon jetzt ziert seine gestickte Unterschrift die Sitzbänke. Plural! Denn sein fahrbarer Untersatz verfügt über eine vordere und eine hintere Sitzbank. Bein könnte mit seinem Gefährt einen ganzen Flight befördern.
„Mark Pauer ist selbst kein Golfer, er hatte also keine Ahnung, dass es auch ein Zweisitzer getan hätte“, erklärt Bein. Allerdings kommt der Viersitzer mit einem charmanten Vorteil daher: Klappt man die hintere Sitzbank hoch, liegt darunter eine wasserdichte Wanne, die sich im Sommer zum Transport kühler Getränke eignet. 260 Kilometer ist Uwe Bein schon mit seinem Cart gefahren, das sagt der Tacho, der wie ein iPad daherkommt. „Wenn ich wollte, könnte ich damit auch Radio hören oder das Cart mit meinem Smartphone verbinden und eine eigene Playlist abspielen“, so der 63-Jährige. Die Eintracht Hymne „Im Herzen von Europa“ oder Un’Estate Italiana. „Mein Lied“, sagt Bein.
Schwalm-Speed hat fünf Carts produzieren lassen
Doch nicht nötig. Bein ist noch immer ein Mann der eher leiseren Töne. Er fährt das Cart nicht der Opulenz wegen, sondern weil er eine Karriere als Profifußballer in den Knochen hat. Und weil er noch immer gerne zockt und gewinnt – und deshalb Energie für 18 Löcher braucht. Handicap 18,4 hat Bein inzwischen, zu besten Zeiten war er einstellig. Seine Tochter Sophie kommt auf Stammvorgabe 19,7 und schickt sich an, ihren Vater zu übertrumpfen. Schon jetzt schlägt sie ihre Drives einige Cartlängen an seinen Abschlägen vorbei. Aus 120 Metern und weniger macht dem Weltmeister indes niemand etwas vor. Das ist Uwe Beins Spezialität, so wie es auf dem Fußballfeld seine tödlichen Pässe in die Spitze waren.
Sein neues Markenzeichen, das aufsehenerregende Golfcart, ist indes kein Einzelstück. „Wir haben gleich fünf davon produzieren lassen“, sagt Unternehmer Mark Philipp Pauer. Es gebe das Bein-Mobil in unterschiedlichen Farben. Gleich seien die Ausstattung und das Autogramm von Uwe Bein auf der Sitzbank. Pauer erklärt: „Auch wenn Uwe das nicht gerne hört: Er ist unser Maskottchen.“