Laura Fünfstück aus Langen schwärmt von The Machrie – und nicht nur weil sie dieses Golfresort auf der schottischen Insel Islay (ausgesprochen Ei-la) bei ihren Turnierteilnahmen auf der Ladies European Tour repräsentiert: „Seit ich 2020 erstmals dort war, freue ich mich jedes Mal, wenn es wieder nach Islay geht. Es ist ein super schöner Rückzugsort. Man kann den ganzen Tag auf dem Golfplatz und auf dem Par-3-Course verbringen.“ Die sechs Spielbahnen dieses "Wee (schottisch für klein) Course sind etwas ganz Besonderes. Ist niemand auf dem Platz, kann man von jedem Abschlag jedes der sechs Grüns (zwischen 20 und 200 Meter) anspielen. Ansonsten wechseln die vier Routings täglich. Zudem kann man auf der Driving Range sowie in einem Indoor Studio mit Trackman 4 an seinem Schwung arbeiten.
Die 29 Jahre alte Hessin ist nicht nur von dem spektakulären Links Course begeistert, sie ist auch von der Unterkunft beeindruckt: „Am besten gefällt mir, dass das Hotel perfekt dort hinein passt. Es ist super gemütlich und komfortabel und trotz der Größe geht es schön in den Dünen unter.“ Wir können Laura nach unserem Besuch im Oktober ohne Einwände zustimmen. Die südlichste Insel der Inneren Hebriden im Südwesten Schottland ist auf jeden Fall eine Reise wert – und das nicht nur wegen ihres rauchig-torfigen Whiskys. Denn die zahlreichen Brennereien wie etwa Laphroaig haben dieses schottische Eiland weltberühmt gemacht. Neun sind derzeit aktiv, eine zehnte wird gerade gebaut.
Auch bei Golfern galt ein Besuch auf Islay lange Jahre als Geheimtipp, um den Links Course zu spielen, der 1891 vom schottischen Golfprofessional Willie Campbell entworfen wurde. Doch das alte Hotel am Platz ging schon vor einigen Jahren pleite. Erst als englische Investoren 2012 die Herberge und den Links Course erwarben, wurde diesem Klassiker wieder neues Leben eingehaucht. Das alte Gebäude wurde geschmackvoll in einen Neubau mit einbezogen. Jetzt verfügt The Machrie über 47 Zimmer und Suiten, einige davon in neuerbauten Lodges. Etliche Zimmer und das Restaurant & Bar „18“ im ersten Stock bieten von einer Terrasse herrliche Blicke über den Platz, das riesige Putting-Grün und auf den Atlantik. Natürlich verfügt das Hotel auch über ein Spa und einen Fitnessraum und sogar über ein eigenes Kino.
Aus einst 17 blinden Schlägen wurden drei bis vier
Doch nicht nur das Hotel, sondern auch der Golfplatz wurde total überarbeitet. Denn das Routing des alten Platzes führte nicht wie meist üblich durch, sondern über die Dünen. „Es gab einfach zu viele blinde Löcher, insgesamt 17. Einige Male musste man nicht nur vom Tee, sondern auch beim Schlag aufs Grün über Richtungsmasten zielen“, erinnert sich Golfprofessional D.J. Russell. Der 69 Jahre alte Engländer, der von 1973 bis 1996 insgesamt 466 Turniere auf der European Tour (zwei Siege) spielte, überarbeitete den Platz von 2013 bis 2020.
Russel beschreibt sein Werk so: „Jetzt ist es ein großartiges Links-Erlebnis, mit tollen Dünen, dramatischen Höhenunterschieden und breiten Fairways, ein Spaß und eine Herausforderung für Golfer aller Spielstärken.“ Etliche Tees und Löcher dieses klassischen „in-out“-Designs (neun Löcher weg vom Clubhaus, neun Löcher zurück) verlaufen parallel zum „Big Strand“, dem mit mehr als elf Kilometern längsten der Insel an der Laggan Bay.
Bahn 9 ist Laura Fünfstücks Favorit von The Machrie
Es fällt wirklich schwer, ein „Signature Hole“ herauszuheben. Russell hat es ganz besonders das 9. Loch (140 Yards oder 128 Meter) angetan, eine Vorliebe, die er mit Laura Fünfstück teilt: „Mein Lieblingsloch ist die Neun. Ein relativ kurzes Par 3, Richtung Meer. Da man etwas erhöht aufteet und meistens windig ist, ist es gar nicht so einfach einzuschätzen. Ich finde es ist einfach ein richtig gut gelungenes Par 3. Je nach Pin-Position und Wind kann es richtig knackig sein.“
Aber nicht nur dieses Loch bleibt im Gedächtnis. Schon der Auftakt verspricht viel: Der erste Abschlag führt auf ein relativ breites Fairway, und sobald man die Hügelkuppe erreicht hat, zeigt sich der Platz in seiner ganzen Pracht – und hält, was diese Aussicht verspricht. Manche Traditionalisten werden beklagen, dass nur noch drei der Original-Grüns den Zeitenwandel überstanden, doch sie können sich damit trösten, dass es immer noch drei oder vier (je nachdem wie groß man ist) blinde Löcher vom Abschlag gibt.
Besonders in Erinnerung bleibt vielen Golfern eines davon, das 7. Loch entlang der Küste mit seinem klassischen „Risk-Reward Design“. Vielleicht beschreibt man diesen Links Course am besten mit einem Satz: ein Platz, den man selbst nach einer schlechten Runde immer wieder gerne spielt. Seit der Eröffnung steigt der The Macrie immer weiter in den Rankings. Das Magazin „Golf World“ zählt ihn gar zu den Top 100 in aller Welt, die für alle Golfer zugänglich sind.
Anreise: Von Frankfurt bietet die Lufthansa täglich Flüge nach Glasgow. Von dort fliegt Logan Air zwei Mal täglich zum Islay Airport in Glenegedale (20 Minuten), der nur 4 km von The Machrie Hotel & Golf Links entfernt liegt, das Gäste dort gerne abholt. Wer per Fähre von Glasgow anreisen will, muss mit dem Auto drei Stunden nach Kennacraig fahren, um nach Port Ellen (2:20 Stunden) zu kommen.