Henning Strauss, CEO von Engelbert Strauss, kauft den Golfplatz des Golf-Clubs Bad Orb Jossgrund von der bisherigen Inhaberfamilie. Das gab das Unternehmen aus dem benachbarten Biebergemünd am Dienstag bekannt. Die Mitglieder des Golfclubs hätten demnach der Übernahme mit einer Mehrheit von über 90 Prozent zugestimmt. Teil des Kaufs sind laut Mitteilung neben dem 18-Loch-Golfplatz in Jossgrund die Immobilien am Horstberg inklusive des Restaurants und der dazugehörigen Grundfläche.
Neuer Kurzplatz und neue Driving-Range sind geplant
Das 1948 gegründete Unternehmen Engelbert Strauss stellt Arbeitsbekleidung her, beschäftigt deutschlandweit 1700 Mitarbeiter, weltweit indirekt sogar 30.000, und hat 2023 nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von 1,4 Milliarden Euro erwirtschaftet. In einer Unternehmensmitteilung heißt es, die Golfanlage in Jossgrund werde um einen 4-Loch-Kurzplatz erweitert. Außerdem werde eine neue Driving-Range gebaut. Perspektivisch sei auch eine Modernisierung des Clubhauses vorgesehen. Wann genau die Pläne für die Golfanlage umgesetzt werden, vermag das Unternehmen auf MAIN.golf-Nachfrage noch nicht zu konkretisieren.
Noch befinde man sich im Ankaufprozess und habe keinen Zeitplan für die weiteren Schritte. Alles geschehe indes in enger Abstimmung mit dem bisherigen Golf-Club Bad Orb Jossgrund. Dieser soll zukünftig ALEA GOLF Bad Orb heißen, aber als selbstständiger Verein erhalten bleiben. Auch der Umbenennung hätten die Clubmitglieder zugestimmt.
Überlegungen, Engelbert Strauss als Investor für die Golfanlage in Jossgrund zu gewinnen, gab es nach MAIN.golf-Informationen schon lange. Seit Jahren bereits kämpft der Golf-Club um das wirtschaftliche Überleben. Unter Club-Präsident Frank Klawe, der seit April im Amt ist, sollen die Gespräche mit dem Unternehmen an Fahrt aufgenommen haben. Was sich für die Clubmitglieder durch den neuen Betreiber ändern wird, ist noch nicht abzusehen. „ALEA möchte den Golfsport für Einsteiger zugänglich machen“, heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens.
Bürgermeister: "Waren in Sorge um die Golfanlage"
„Wir waren ein Stück weit in Sorge um den Fortbestand der Golfanlage, die eine wichtige Ergänzung unseres touristischen Angebots ist“, sagt Bad Orbs Bürgermeister Tobias Weisbecker (CDU). Dass Henning Strauss in die Golfanlage investiere, sei für die Stadt Bad Orb ein absoluter Glücksfall. Der Unternehmenschef hat 2021 in Bad Orb bereits das ALEA Resort gebaut, ein Unternehmensresort mit Mitarbeiterwohnungen und Suiten für Urlaubsgäste. Außerdem entstanden eine Padel-Anlage und ein Minigolfplatz.
Weitere Investitionspläne von Strauss sehen unter anderem eine internationale Schule, ein Medical Spa namens BALNOVA und einen Kur- und Heilwald vor. Die Umsetzung dieser Visionen geht laut Bürgermeister Weisbecker weit über das hinaus, was seine Gemeinde aus eigener Kraft leisten könne. Wobei dem Stadtvater wichtig ist, zu erwähnen, dass ein Großteil der Projekte nicht auf wirtschaftlichen Profit ausgerichtet sei.
Bündelung von Sportangeboten unter Dachmarke ALEA
Dass Henning Strauss den örtlichen Golfplatz kauft, dürfte das Ziel haben, die Lebensqualität am Standort zu erhalten – nicht zuletzt im Werben um Fachkräfte. Der 47-jährige Strauss, der 2023 zum Ehrenbürger von Bad Orb ernannt wurde, wird dazu wie folgt zitiert: „Vereinsleben und Freizeitgestaltung brauchen neue Konzepte. Die Vereine benötigen Modelle, die Mitgliedern eine flexible Nutzung der so vielfältigen Angebote ermöglichen. Mit der Bündelung unter der ALEA-Dachmarke bieten wir ein barrierefreies Modell, das die riesige Palette an Sportangeboten, Freizeitaktivitäten und Gesundheitsfürsorge unter einer zentralen Plattform vereint.“
Im Golf-Club Spessart, der nur rund zehn Autominuten von der Golfanlage in Jossgrund entfernt liegt, löst die Übernahmenachricht aus der Nachbarschaft keine Angst aus. Im Gegenteil. „Wir freuen uns, dass der Golfclub, zu dem wir ein gutes Verhältnis pflegen, weiter bestehen bleibt“, sagt Spessarts Präsident Karl-Horst Schneider. Einen schärferen Wettbewerb fürchte er nicht. „Vielleicht gibt es sogar Überlegungen, unseren Club in das zukünftige Angebot miteinzubinden“, spekuliert Schneider. Wirtschaftlich sei der Golf-Club Spessart mit seinen rund 640 Mitgliedern nicht auf Rosen gebettet, aber sicher. „Wir unternehmen vieles, um Menschen für Golf zu begeistern“, so Schneider. Was seinen Club vom Nachbarn unterscheide: Im GC Spessart gebe es bereits einen 4-Loch-Kurzplatz und der sei für jedermann gänzlich kostenfrei zu bespielen.