Es ist noch nicht lange her, da hat sich Christian Bräunig die Frage gestellt: War es das mit meiner Golfkarriere? Die Corona-Pandemie hat gerade die Pläne jüngerer Spieler, die sich auf der Tour noch nicht etabliert haben, durchkreuzt. Bei Bräunig kam noch ein Bandscheibenvorfall hinzu. „Ich habe wirklich eine heftige Zeit hinter mir“, sagt der 31-jährige Mainzer.
Bräunig musste sich entscheiden: Operieren oder nicht operieren? „Ich habe viele Horrorstories gehört und nicht daran geglaubt, dass das mein Problem langfristig löst“, erzählt der Spieler aus dem Golf-Club Main-Taunus. Er entschied sich gegen einen Eingriff. Stattdessen nahm er Tag für Tag Schmerztabletten, um trainieren zu können. „In Summe bestimmt Tausend“, sagt Bräunig. „Eine Katastrophe.“ Bräunig, der jahrelang auf eigene Faust trainierte, suchte sich einen Trainer: Sebastian Buhl, Head-Coach der Damen im Golf Club St. Leon-Rot. Außerdem begann er, an seiner offenkundigen Schwäche zu arbeiten, der Rumpfstabilität. „Ich habe das immer gehasst“, sagt Bräunig. „Dabei benötige ich mit meiner sehr hohen Schlägerkopfgeschwindigkeit eigentlich besonders viel Stabilität.“
Dass der Rheinland-Pfälzer seit seinem Bandscheibenvorfall vieles richtig gemacht hat, zeigt die vergangene Saison: Auf der Pro Golf Tour gewann Bräunig gleich zum Saisonauftakt in Ägypten und dann im Sommer noch The Cuber Open am Öschberghof in Donaueschingen – seine beiden ersten Profisiege. Einmal lag er nach zwei Turnierrunden mit acht Schlägen in Führung. „Da habe ich gesehen, was möglich ist“, sagt Bräunig. 15 Events habe er im vergangenen Jahr gespielt, nur einmal den Cut verpasst. Am Saisonende landete Christian Bräunig unter den Top 5 der Order of Merit und qualifizierte sich damit für die Challenge Tour.
Dort hat seine Karriere 2018 auch begonnen – nach einer Qualifying School, bei der er die Spielberechtigung für die European Tour denkbar knapp um einen Schlag verpasst hatte. „Ich bin heute ein wesentlich besserer Golfer als damals“, ist Bräunig überzeugt. Seine große Stärke sind weiterhin seine langen Drives, mit denen er sich auf keiner Tour der Welt verstecken müsste.
Für Christian Bräunig beginnt die Saison in Abu Dhabi
Durch die Kategorie seiner Tourkarte kam Bräunig in die ersten sechs Turniere der Saison, jeweils gemeinsam veranstaltet von Challenge Tour und DP World Tour, noch nicht hinein. Sein Turnierjahr beginnt daher erst in der kommenden Woche in Abu Dhabi, wo gleich zwei Events hintereinander stattfinden. „Jetzt gibt es noch 23 Turniere, von denen ich in 20 locker reinkommen werde“, erklärt Bräunig. Die Startplätze für das Saisonfinale werden dann nach Platzierung in der Geldrangliste vergeben.
Wenn Bräunig nicht auf Tour ist, trainiert er wahlweise bei Sebastian Buhl in St. Leon-Rot, in seinem Heimatclub in Wiesbaden-Delkenheim oder im Mainzer Golfclub. „Der liegt nur fünf Minuten von mir entfernt und bietet mir ideale Bedingungen“, sagt Bräunig. Nachdem er in seiner gesundheitlich schwierigen Phase zwei Sponsoren verloren habe, freue er sich umso mehr, mit Sockswear einen starken Unterstützer an seiner Seite zu haben. „Ohne Partner geht es nicht, denn finanzielle Sorgen und gutes Golf funktionieren in der Regel nicht zusammen.“