Der Deutsche Golf Verband (DGV) hatte kürzlich in der Ausschreibung für die Deutsche Golf Liga (DGL) verboten, dass von der Bundesliga bis zur Regionalliga Caddies zum Einsatz kommen, die selbst nicht Teil des Mannschaftskaders sind. Eine Rücksprache mit den Golfclubs hatte der DGV zuvor nicht gehalten. Umso größer ist die Empörung bei den betroffenen Clubs. Der Golf-Club Neuhof hat den DGV in einem gemeinsamen Brief mit anderen DGL-Zweitliga-Clubs aufgefordert, das Caddie-Verbot wieder zurückzunehmen.
Das Schreiben listet diverse Nachteile auf, die mit dem geplanten Verbot einhergingen: den Verlust des anerkannten Mehrwerts von Caddies und die größere körperliche Belastung für Spieler, gerade bei 36 Löchern an einem Tag im Sommer. „Die Lernkurve eines jugendlichen Spielers ist um einiges höher, wenn er als Caddie oder Spieler in der DGL dabei ist, als ein Jugendturnier in einem umliegenden Club zu spielen“, heißt es in dem Brief. Und: „Diese Regelung birgt zusätzliche Risiken für die Verkehrssicherheit, da die Spieler nach einem langen Tag auf dem Platz erschöpft sind und oft weite Strecken zurücklegen müssen.“
"Beiträge von Caddies anerkennen"
Der auf Initiative des Golfclub Heddesheim entstandene und auch vom GC Neuhof, GC Haghof, GC Reichswald und GC Rheintal unterschriebe Brief endet mit dem Appel: „Ich bitte Sie daher eindringlich, die vorgeschlagene Änderung zu überdenken und stattdessen die bisherige Caddie-Regelung wieder zu reaktivieren, die die Vielfalt der Beiträge von Caddies und Teams anerkennt und gleichzeitig die Integrität und Fairness unseres Sports bewahrt.“
Der DGV reagierte am Dienstag auf die Kritik am Caddie-Verbot mit einem Artikel auf seiner verbandseigenen Webseite golf.de. „Wir haben uns das nicht leicht gemacht, aber das am Ende eines längeren Prozesses aus zwei Gründen so beschlossen“, wird DGV-Sportvorstand Marcus Neumann zitiert. „Ein Punkt ist die Förderung junger Spieler bzw. Spielerinnen, die wir an den Spieltagen lieber als Aktive in ihren Ligateams sehen als in Funktion der Caddies in den Spitzenmannschaften. Und ein zweiter Aspekt sind die Kosten.“ Mehrere tausend Euro pro Spieltag seien in den höheren Ligen für Übernachtung und Verpflegung der Caddies zusammengekommen. Laut DGV-Vizepräsidentin Miriam Hiller, die hauptamtliche Sportdirektorin des Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee ist, werde dieses Geld „dem System“ bisher entzogen und solle besser in die Nachwuchsarbeit investiert werden.
Ebenfalls am Dienstag schickte der DGV einen Brief an die DGL-Clubs, in dem es heißt: "Der Einsatz von zusätzlichen Caddies (...) ist ein über die Jahre immer wiederkehrendes und konträr diskutiertes Thema, bei dem es kein Richtig und Falsch gibt." Nach der Saison 2024 werde der Verband die Rückmeldungen der DGL-Clubs hierzu einholen, die Thematik evaluieren und entscheiden, ob die neue Caddie-Einschränkung bestehen bleibe.
"Berliner Problem bundesweit ausgerollt"
Andreas Seum, Präsident des Golf-Club Neuhof, hätte sich diesen Dialog gewünscht, bevor es zu einem Caddie-Verbot in der DGL kommt: „Für mich ist das eine Frage des Stils, und dieser Alleingang ist mir zu selbstherrlich.“ Seum vermutet, dass der DGV die Clubs in den Entscheidungsprozess nicht einbezogen habe, weil er sich der massiven Ablehnung wohl bewusst war. Nach Ansicht von Seum handele es sich vor allem um ein Berliner Problem: „Wannsee muss offenbar in seinem Sportetat Kosten sparen und regelt das ganz praktisch, indem ein Caddie-Verbot bundesweit ausgerollt wird.“ Es sei bekannt, dass die neue Caddie-Regelung auf Miriam Hiller als Vorsitzende des DGV-Sportrats zurückgehe.
Laut Hessischem Golfverband (HGV) lehnen alle ihm angeschlossenen Clubs, die vom neuen Caddie-Verbot betroffen seien, die Neuregelung ab. Neben Neuhof sind auch der Frankfurter Golf Club, der Licher Golf-Club, der Golf und Land-Club Kronberg, der Golf Club Hanau-Wilhelmsbad und der Golfclub Groß-Zimmern betroffen. „Wir haben ein eindeutiges Stimmungsbild und haben den Clubs empfohlen, dem DGV ihre Sicht der Dinge darzulegen“, sagt HGV-Sportwart Christian Zipf.