Ein offizielles Statement vom Deutschen Golf Verband (DGV) gibt es noch nicht. Aus dem Verband ist jedoch zu hören, dass das Caddie-Verbot in der Deutschen Golf Liga (DGL) zur kommenden Saison wieder abgeschafft wird. Der DGV hatte die Regelung erst in diesem Jahr eingeführt. So durften in den DGL-Spielklassen von der Regionalliga bis zur Ersten Bundesliga in dieser Saison keine externen Caddies mehr zum Einsatz kommen. Allein gemeldete Mitspieler aus dem eigenen Kader und die Kapitäne der Teams durften an der Tasche unterstützen. „Für diese Einschränkung gab es keinen guten Grund“, sagt Christoph Kucharsky, Spielführer des Frankfurter Golf Clubs.
Massive Kritik der betroffenen Clubs am DGV
Die Neuregelung kam vor allem deshalb überraschend, weil der DGV sie nicht mit den DGL-Clubs abstimmte oder offensiv kommunizierte, sondern in der Ausschreibung der DGL gewissermaßen versteckte. In den betroffenen Clubs löste das plötzliche Caddie-Verbot in der DGL massive Kritik am DGV aus. Viele heutige Bundesligaspielerinnen und -spieler hätten als Caddie angefangen und in dieser Rolle wertvolle Erfahrungen gesammelt, war aus vielen Clubs zu hören. Der DGV, der sich zu Saisonbeginn von der breiten Ablehnung überrascht zeigte, begründete seine neue „Caddieregelung“ unter anderem mit den Kosten. Das Verbot externen Caddies sei ein Testlauf, der im Anschluss evaluiert werde, erläuterte DGV-Sportvorstand Marcus Neumann auf der Verbandswebseite golf.de.
„Ich bin selbst nicht befragt worden, aber ich habe mitbekommen, dass der DGV sich nach der Saison bei einigen Spielern erkundigt hat“, sagt Michael Mitteregger, Herren-Coach des Golf-Club Neuhof. „Wir im Club sind uns alle einig, dass ein Verbot kontraproduktiv ist.“ Für die Bildung einer Team-Gemeinschaft und die Integration jugendlicher Spieler sei die Caddie-Rolle ideal. „Wir werden das in der kommenden Saison auch wieder nutzen, nicht zuletzt, weil die Nachwuchsspieler das gerne machen“, kündigt Mitteregger an.
Ganz anderer Meinung ist Trainerurgestein Ted Long vom Golfclub Mannheim-Viernheim. „Gute Golfer brauchen niemanden, der ihnen das Händchen hält“, ist der Amerikaner überzeugt. „Talentierte Jugendliche sollten lieber selbst Turniere spielen, statt anderen die Tasche zu tragen.“ Das habe nichts mit Leistungssport zu tun. Mehrfach schon konnte der Vater von Olympia-Teilnehmer Hurly Long mit seinem Mannheimer Team die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft gewinnen. Wohl auch deshalb schiebt Long ironisch hinterher: „Ich freue mich über jeden anderen Club, der die Aufhebung des Caddie-Verbots begrüßt, weil niemand von denen jemals sportlich etwas reißen wird.“
"Caddies stehen sogar in den Golfregeln"
Frankfurts Spielführer Christoph Kucharsky will das so nicht stehen lassen. „Wir reden ja nicht davon, Toptalenten an sechs Wochenenden im Jahr penetrant eigene Turniereinsätze vorzuenthalten“, so der FGC-Sportvorstand. Ted Longs Haltung verkenne, dass die Kader der Bundesliga-Teams eine deutlich größere Tiefe hätten als nur die eingesetzten Spielerinnen und Spieler. „Da gibt es neben Nachwuchsspielern auch ehemalige Bundesliga-Spieler oder Clubmitglieder, die als Caddie helfen wollen“, sagt Kucharsky.
Clubs wollen Caddie-Verbot in der DGL stoppen
Der Golf-Club Neuhof und andere Clubs fordern den Deutschen Golf Verband in einem gemeinsamen Brief auf, das neue Caddie-Verbot in der Deutschen Golf Liga zurückzunehmen.
Zum ArtikelDass Caddies einen positiven Einfluss auf den Score haben, stehe zudem außer Frage. Warum sonst, fragt der Spielführer, setze die gesamte Weltspitze auf Caddies. „Letztlich stehen die Caddies sogar in den Golfregeln und es ist nicht die Aufgabe des DGV etwas zu verbieten, was den Golfsport seit Jahrhunderten ausmache.“