Das Bundesland Hessen kann man getrost als die Wiege der Golf-Elektro-Trolleys in Deutschland bezeichnen. Die drei führenden Hersteller im Premiumsegment haben hier ihren Firmensitz: JuCad in Limburg, TiCad in Altenstadt und Kiffe Golf in Bensheim. Alle drei sind seit rund drei Jahrzehnten am Trolley-Markt vertreten. Den Anfang machte 1989 die Firma Kiffe. Seitdem hat sie eine wechselvolle Zeit hinter sich gebracht hat. Die Eigentümer wechselten, es kam zur Insolvenz und später zum Neustart in Bensheim.
1991 ging der "Eagle" von Kiffe in Serie
Es waren die Hügel und Höhen auf dem Golfplatz Öschberghof, die dem Ingenieur und passionierten Golfer Gregor Kiffe lästig wurden, ihn in seinen Bastelkeller trieben und er zu tüfteln begann. Das Ergebnis: der „Eagle“, der allererste E-Trolley in Deutschland. In einem Teil seiner Kiffe Engineering GmbH in Villingen-Schwenningen wurde der „Eagle“ ab 1991 serienmäßig gebaut. Schon damals bestand das Chassis aus hochwertigem Stahl – bis heute eines der Markenzeichen des E-Trolley-Pioniers. Zwar machte die Blei-Gel-Batterie den Trolley nicht gerade zu einem Leichtgewicht, aber er ließ sich zusammenbauen und so war Kiffe für mehr als zehn Jahre Marktführer. Bis sich alles änderte.
„Es hat keine Weiterentwicklung gegeben, obwohl es technologisch etwa mit leichteren Batterien oder auch im Design möglich gewesen wäre“, sagt Sven Griesheimer, heute zusammen mit Uwe Schlappner Geschäftsführer der Kiffe Golf Manufaktur GmbH. Und so zogen die beiden großen Konkurrenten mit leichteren und schickeren Produkten, aber auch mit dem besseren Marketing an Kiffe vorbei. Die Folge: Weniger E-Trolleys wurden verkauft, der Umsatz ging deutlich zurück und die laufenden Betriebskosten konnten nicht mehr gedeckt werden.
Die Kiffe Golf GmbH meldete 2014 Insolvenz an und wurde an einen privaten Investor verkauft. Kein Aufatmen von großer Dauer. Der Neustart gelang erst nach dem erneuten Verkauf der neuen Kiffe Golf Manufaktur GmbH an den Bensheimer Unternehmer Jochen Darmstädter. „Er ist selbst Golfer aus Leidenschaft und hat eine Vision“, sagt Uwe Schlappner über den alleinigen Eigentümer. Aus der Vision wurde Realität.
2014 verließen die ersten E-Trolleys der neuen K-Serie das Werk in Villingen-Schwenningen, mit frischem Design und dem ein Jahr zuvor entwickelten Hangausgleich. Auch an der Spitze des Unternehmens gab es Veränderungen. Für Technik und Design ist seit 2017 als Geschäftsführer Uwe Schlappner zuständig. Ihm zur Seite steht an der Doppelspitze von Kiffe seit drei Jahren Sven Griesheimer, der das Marketing und den Vertrieb verantwortet.
Umzug vom Schwarzwald nach Bensheim
Der nächste Schritt: die Produktion wurde vom Schwarzwald nach Bensheim verlegt. Dort im Gewerbegebiet baute Jochen Darmstädter einen Komplex, in dem seit Anfang 2022 der Firmensitz und die Trolley-Manufaktur ihr zuhause haben. Die beiden Geschäftsführer haben dem Ganzen den Projektnamen „Kiffe 4.0“ gegeben und sprechen von der „gläsernen Manufaktur“. „Kunden können eins zu eins dabei sein, wenn ihr Wunsch-Trolley zusammengebaut wird“, erklärt Uwe Schlappner.
In Verwaltung, Vertrieb und Produktion seien dort rund 15 Mitarbeiter beschäftigt. „Weil die Arbeitsplätze miteinander vernetzt sind, ist bei der Fertigung einzelner Teile und Baugruppen bis zur Endmontage der Trolleys in der Manufaktur absolute Effizienz gewährleistet.“ Zugeliefert werden unter anderem Elektronikteile, Motor, Getriebe und Räder, sowie der Stahlrahmen – alles made in Germany. „Wir legen bei allem Wert auf ein Höchstmaß an Qualität“, betont Sven Griesheimer.
„Für die drei großen Player auf dem E-Trolley-Markt könnte man auch eine Analogie zur Autoindustrie ziehen. Unsere beiden Mitbewerber könnte man als BMW und Mercedes bezeichnen, wir sehen uns eher als Audi“, sagt Griesheimer. „Wir sind sportlich und technisch innovativ.“ Das belegen die Kiffe-Macher seit 2020 mit Neuerungen, unter anderem mit dem, wie sie selbst sagen, branchenführenden Fahrspurassistenzsystem. „Und unser Anspruch ist es“, sagt Uwe Schlappner, „den stabilsten, zuverlässigsten und innovativsten Trolley zu bauen.“ Es gehe Kiffe um Langlebigkeit. Allerdings sei die Konkurrenz groß und schlafe nicht.
Kiffe Golf strebt nach alter Dominanz
„Verschiedene Anbieter aus Asien, die versuchen Design und Technik zu kopieren“, sagt Griesheimer. Wer einen Kiffe E-Trolley kaufen möchte, kann das ausschließlich über den Fachhandel. Im Werk in Bensheim werden nur gebrauchte Trolleys angeboten, die komplett refurbished wurden. 2021 feierte Kiffe sein 30-jähriges Bestehen. Die Vision für die Trolley- Bauer aus Bensheim ist klar. „Ich würde sagen,“ meint Sven Griesheimer, „im Vergleich zu den hessischen Mitbewerbern haben wir das bessere Produkt, aber nicht deren Status am Markt. Das zu ändern, daran arbeiten wir hart. Vor 20 Jahren waren wir dominant im Premium-Segment und da wollen wir auch wieder hin.“