„Oma, kommst Du spielen?“
Für Ursula Scholz war es Liebe auf den zweiten Blick. Als die frühere Gymnasiallehrerin für Sport und Französisch vor mehr als 20 Jahren ihren ersten Golfkurs machte, konnte von fliegenden Bällen keine Rede sein. „Mich hat das ziemlich ernüchtert“, sagt die heute 72-Jährige. Als Jugendliche sei sie eine gute Kunstturnerin gewesen, später habe sie viel Tennis gespielt. „Ich hatte irgendwie keine Lust, wieder eine Anfängerin zu sein“, erzählt sie heute und schmunzelt darüber. „Als wenig später mein Mann anfing, habe ich mir zum Glück einen Ruck gegeben.“
Das sehen auch Ursula Scholz‘ Enkelinnen Valentina (12) und Antonia Zickler (10) so. Schließlich war es die Oma, die in ihnen die Begeisterung für Golf geweckt hat. Seitdem verbindet in ihrer Familie Golf Jung und Alt. „Anfangs haben wir meist auf dem Old Course im Bad Homburger Kurpark gespielt, weil der mit seiner Kürze für die Kinder ideal ist“, berichtet Scholz, die 1999 gemeinsam mit ihrem Mann in den Royal Homburger Golf Club eintrat. Mit einem Handicap von -14 hat Valentina ihre Oma (-19) inzwischen überflügelt. Genau wie ihre kleine Schwester Antonia (-38) gehört sie zum Hessenkader und trainiert im Kinder- und Jugendtraining des RHGC. Trotzdem ist die Oma für beide Mädchen noch immer eine gefragte Spielpartnerin.
„Ich rufe sie mindestens einmal pro Woche an und frage, ob sie spontan mit mir auf den Platz kommt“, sagt Valentina. Noch immer gerne auf den Old Course, da es beide Familiengenerationen zu Fuß in den Kurpark nicht weit haben. „Valentina und Antonia spielen gerne Zwiditsch, das ist ein Puttspiel, das sie im Jugendtraining gelernt haben“, erzählt Ursula Scholz. Es habe eine Weile gedauert, bis sie begriffen habe, dass die Mädchen eigentlich „Swedish“ meinten. Immer wieder ausgelassenes Lachen und sogar Luftsprünge begleiten den Wettstreit zwischen Oma und Enkelinnen. „Mit den Kindern macht es am meisten Spaß“, sagt Ursula Scholz.
Auch im Urlaub verbindet Golf Jung und Alt
„Omas Stärke ist das kurze Spiel, aber auch das lange und Putten, eigentlich kann sie alles“, schwärmt Antonia. „Sogar immer noch einen Spagat.“ Ursula Scholz ist wiederum von ihren Enkelinnen begeistert: „Ihre Fähigkeit, schnell zu lernen, beeindruckt mich.“ Mehrfach schon hätten sie und ihr Mann die beiden Enkelinnen samt deren Golfschlägern mit in den Urlaub genommen. „Ferien mit den Mädchen und dabei auf Golf nicht verzichten zu müssen, das empfinden wir als großes Glück“, sagt sie.
Valentina, die früher Ballett gemacht hat, gerne reitet und schwimmt, hat im Golf inzwischen große Pläne. Ihr Ziel ist der Nationalkader. Sie schaut auf zu Frankfurts Paula Kirner, die sie aus dem Hessenkader kennt, oder zu Neuhofs Laura Fünfstück, die sie bei einem Charity-Turnier schon einmal als Caddie begleiten durfte. Antonia turnt neben dem Golfen erfolgreich in der SGK Bad Homburg. „Das ist aus meiner Sicht der beste Sport, um ein gutes Körpergefühl zu entwickeln“, findet Ursula Scholz. Das helfe auch beim Golf, dem Sport, der die Generationen verbinde.
Technik statt Kraft
Eins wird sich Neele Kutscher sicher nie vorwerfen: Hätte ich doch früher angefangen Golf zu spielen! Ein Gedanke, den ihr Opa Joachim Prigol mehr als einmal hatte. Dabei spielt der 70-Jährige immerhin schon mehr als 20 Jahre Golf. Enkelin Neele (8) besucht seit vergangenem Herbst das Kinder- und Jugendtraining im Golf-Club Hof Hausen vor der Sonne, und etwa alle drei Wochen geht sie mit ihrem Opa auf den Kurzplatz, um gemeinsam Sport zu treiben. „Ich mag an Golf vor allem, dass man dabei immer draußen an der frischen Luft ist“, sagt sie. Anders als beim Schwimmkurs, Turnen oder Hip-Hop-Tanzen, was sie auch schon gemacht habe.
Golf begleite sie mittlerweile sogar bis nach Hause. „Ich habe eine kleine Abschlagmatte, von der ich gerne Bälle auf eine große Wiese vor unserem Haus schlage“, erzählt Neele. Im Garten sei nur Putten erlaubt, damit sie den Rasen nicht umpflüge. „Wenn ich sehe, wie Neele das Golfspielen lernt, dann erinnert mich das immer wieder daran, dass es nicht auf Kraft, sondern auf Technik ankommt“, sagt Joachim Prigol. Früher habe er Fußball gespielt, Golf habe er in China für sich entdeckt, wo er das Auslandsgeschäft der Philipp Holzmann AG aufgebaut und ganze 17 Jahre gelebt habe. „In China konnte man auf dem Golfplatz gute Geschäfte machen“, sagt Prigol. Heute verbindet ihn der Sport mit seinen Enkelkindern.
Neeles Bruder Jannis ist mit seinen fünf Jahren noch etwas jung, obwohl er durchaus auch gerne zum Schläger greift, wenn seine Schwester zuhause trainiert. Er war sogar schon bei einem Schnupperkurs im Golfclub mit dabei. „In ein paar Jahren können wir hoffentlich alle zusammen auf den großen Platz gehen“, wünscht sich Joachim Prigol. Denn einzigartig sei beim Golf, dass dank des Handicapsystems im Golf Jung und Alt auf Augenhöhe miteinander und sogar gegeneinander spielen könnten, ohne sich wie bei anderen Sportarten zurücknehmen zu müssen.
Mit Opa im Garten der Kaiserwitwe
Jan Nehlsen war auf dem Golfplatz bereits von unschätzbarem Wert, da spielte er selbst noch gar kein Golf. „Ich bin mit meiner Mama, meiner Oma und meinem Opa mitgegangen und habe immer geholfen, Bälle zu suchen“, berichtet der 11-Jährige. Erhebend war dabei für ihn nicht nur, den Erwachsenen eine Hilfe zu sein. Im Rough und den Gebüschen fand der Schüler aus Glashütten meist vier, fünf Bälle mehr, als er gesucht hatte. In der Familie gilt er daher als zuverlässigste Spürnase. Mittlerweile sucht Jan Nehlsen aber auch seine eigenen Golfbälle, denn seit dem vergangenen Jahr hat er seine Platzreife und nimmt am wöchentlichen Kinder- und Jugendtraining im Golf- und Land-Club Kronberg teil.
„Wenn wir am Wochenende zusammen auf den Golfplatz gehen, dann erfahre ich von Jan, was bei ihm so alles passiert“, freut sich Großvater Günter Nehlsen (78) – genauso wie darüber, wenn der Enkel den Driver schwingt und der Ball inzwischen 150 Meter weit fliegt. Mit dabei auf dem Golfplatz seien regelmäßig auch Jans 10-jährige Schwester Anna, Mutter Kathrin und Oma Ruth, die mit ihren 72 Jahren und einem Handicap von -7 bei den Nehlsens das Maß aller Dinge ist. „Golf verbindet uns als Familie mehr, als es ein gemeinsames Kaffeetrinken pro Woche je tun könnte“, ist Günter Nehlsen überzeugt. Er selbst habe 1980 im Royal Selangoa Golf Club mit dem Golfspielen begonnen, als er für die Höchst AG die Geschäfte in Malaysia und Singapur führte. Seitdem begleite der Sport die Familie. Zum jährlichen Kronberger Family-Cup komme traditionell auch seine zweite Tochter Stefanie aus Zürich angereist.
Wie begeistert Golf Jung und Alt?
„Opa erzählt auf dem Golfplatz viele Geschichten“, sagt Jan Nehlsen. Was ihm gar nicht unrecht sei. Auf einer seiner ersten Golfrunden habe er sich beim Blick auf das Schlosshotel Kronberg gefragt, warum sich ursprünglich eine einzelne Person ein so großes Haus hat bauen lassen. Seitdem gibt Opa Günter bei den gemeinsamen drei, vier Stunden auf dem Golfplatz immer wieder Anekdoten aus dem bewegten Leben der Kaiserwitwe Prinzessin Victoria zum Besten. „Das ist eine gute Ablenkung, wenn der Flight vor uns mal wieder etwas länger braucht“, sagt Günter Nehlsen.
Und wenn bei Jan oder Anna mal Frust aufkommt, weil es für sie auf dem Golfplatz nicht so läuft wie gewünscht, dann nimmt sie der Opa mit an einen magischen Ort. Neben der 15. Spielbahn liegt versteckt eine kleine Grotte, in die sich schon Prinzessin Victoria gerne zurückzog, um beim Blick hinunter auf den kleinen idyllischen Teich Briefe an ihre Mutter zu schreiben. Hier sitzen die Nehlsens eine Weile, lassen Golf mal Golf sein und der Opa übernimmt das Unterhaltungsprogramm. „Nicht jede Geschichte ist wahr, aber es ist immer spannend“, sagt Günter Nehlsen und lacht.