Seine Form stimmte nicht, auch sein Matchplan ging nicht auf und doch hatte Luis Laurito nach drei Turniertagen den riesigen Silberpokal des Hessenmeisters in seinen Händen. „Manche mögen mir den Sieg zugetraut haben, mich hat der Erfolg wirklich sehr überrascht“, sagt der 17-Jährige aus dem Licher Golf-Club. Mit Runden von 75, 71 und 75 lag der Schüler am Ende einen Schlag vor Paul Zwanzig (GC Neuhof) sowie drei Schläge vor Yannic Völker und Ben Bradley (Frankfurter GC) – allesamt deutlich erfahrenere Spieler als er.
Ohne große Erwartungen sei er in das Turnier Anfang Juni gestartet, zu sehr hätte er in den Wochen davor mit seinem Driver gehadert. Im Golf-Club Neuhof, dem Austragungsort der diesjährigen Hessenmeisterschaft, sei der Abschlag ein wichtigerer Faktor als auf anderen Golfplätzen. „Ich hatte mir vorgenommen, defensiv zu spielen, im Zweifel mit Eisen abzuschlagen“, erklärt Laurito. Ein Doppelbogey auf der ersten Bahn habe die Taktik jedoch gleich zu Beginn der ersten Runde torpediert. „Ich habe irgendwann aus Verzweiflung einfach konsequent meinen Driver gehauen.“ Mit Erfolg.
Volle Unterstützung durch die Familie
Auf dem Platz Lösungen zu finden, wenn es nicht läuft, sei eine Schlüsselkompetenz, um im Golf erfolgreich zu sein, betont Lichs Head-Professional Uwe Tappertzhofen, Vater und zugleich Trainer des amtierenden Hessenmeisters. „Luis ist sehr selbstständig in seinem Training und auf dem Platz“, sagt der Golflehrer, der selbst Nationalspieler war. Er freue sich sehr, dass sein Sohn die Hessenmeistertitel aus der Jugend nun mit einem Sieg bei den Herren gewissermaßen vergoldet habe. Schon jetzt haue Luis den Ball weiter, als es Tappertzhofen zu seinen besten Zeiten gelungen sei, gesteht der Vater offen. Die Ambitionen seines Sohnes auf eine Golfkarriere unterstütze er vollkommen: „Im schönsten Sport der Welt ein Leben als Tourspieler zu führen, mit allen Freiheiten und Möglichkeiten – was gibt es Besseres?“
Tatsächlich ist die Hoffnung auf eine professionelle Golfkarriere das, was Luis Laurito antreibt, in fast jeder freien Minute an seinem Golfspiel zu arbeiten. Den Weg dahin hat er bereits klar vor Augen. „Durch den Sieg bei den Hessenmeisterschaften werde ich nun erstmals in der Amateur-Weltrangliste geführt, was wichtig ist, um attraktive Turniere spielen zu können, die wiederum mehr Weltranglistenpunkte geben“, sagt Laurito. In zweieinhalb Jahren wolle er sein Abitur in der Tasche haben und ein Golf-Stipendium an einem möglichst guten US-College. „Dort gibt es die anspruchsvollsten Golfplätze, die stärksten Gegner und damit die beste Vorbereitung auf dem Weg zum Profi“, ist Laurito überzeugt.
Lich bietet Luis Laurito ein ideales Trainingsumfeld
Das Trainingsumfeld, das er hat, kann sich schon jetzt sehen lassen: Lich ist Standort des Hessenkaders der Jungen; regelmäßig kommen somit die stärksten Spieler der Region in den Club. Außerdem hat Laurito in Lich mit Tim Mayer einen ehemaligen Nationalspieler an seiner Seite und mit Oscar Walter und Philipp Graf gibt es weitere Ausnahmetalente, die ihm im Trainingsalltag die Stirn bieten können.
„Neben meinem Vater, der mit mir arbeitet und weiß, wie ich ticke, ist meine Mutter meine größte Unterstützerin“, berichtet Laurito. Er empfinde es nicht als selbstverständlich, dass sie ihn zu Turnieren kutschiere und ihm manches abnehme. Außerdem sei sie eine begnadete Köchin. Seinen älteren Bruder Leandro schätze er für dessen Direktheit und Ehrlichkeit: „Er lobt mich nicht nur, sondern kritisiert mich offen, wenn ihm was nicht passt.“ Aber auch Leandros „Business-Gen“ und Geschäftssinn imponiere ihm. „Wenn es mit der Golfkarriere nicht klappt, dann könnte ich mir vorstellen, später mit meinem Bruder zusammenzuarbeiten“, sagt Laurito. Studieren wolle er entsprechend auch Business-Management.
Auch in der August-Hermann-Franke-Schule in Gießen, wo Laurito die elfte Klasse besucht, kann der Ausnahmegolfer auf die Unterstützung seiner Mitschüler setzen. „Manchmal habe ich den Eindruck, die kennen meinen Turnierplan besser als ich selbst“, sagt er und schmunzelt. Er bekomme dann Aufgaben zugeschickt, wenn er mal wieder für ein Turnier im In- oder Ausland unterwegs ist. Ob er auf dem Golfplatz manchmal an die Schule denke? „Nein, ich denke in der Schule an den Golfplatz.“