Herr Keskari, das Damen-Team des Golf-Club Neuhof steht nach vier Spieltagen an der Tabellenspitze seiner Zweitliga-Gruppe (Mitte). Wenn Ihre Mannschaft am kommenden Wochenende im Golfclub Mannheim-Viernheim Platz eins verteidigt, darf sie um den Aufstieg in die Erste Bundesliga spielen. Wie sehr überrascht Sie Ihre erste Saison als Trainer?
Martin Keskari: Ich gebe zu, ich habe nicht damit gerechnet, dass die Saison so gut für uns laufen würde. Aber ich kannte das Leistungsniveau unserer Liga auch vorher nicht. Dass wir absolut mithalten können, wurde mir dann am ersten Spieltag klar. Im Vergleich zu unseren Konkurrenten haben wir einen sehr heterogenen Kader: Junge Talente spielen bei uns an der Seite von Senioren-Nationalspielerinnen. Man könnte befürchten, da träfen zu Welten auf einander. Aber die Stimmung im Team ist sehr positiv. Alle ziehen an einem Strang und verfolgen gemeinsame Ziele. Das erklärt so tolle Leistungen wie jüngst von Felicitas Rahlfs, die mit einem Handicap von 4,5 in Freiburg eine +2 spielt.
Sie haben selbst viele Jahre lange für den Frankfurter Golf Club in der Bundesliga gespielt und waren auch ein paar Jahr Tourspieler. Was ist Ihnen in Ihrer neuen Rolle als Trainer wichtig?
Martin Keskari: Ich lege Wert darauf, dass meine Spielerinnen bereit sind, an sich zu arbeiten. Das ganze Team hat dafür im vergangenen Jahr mehrere Inventurrunden gespielt. Auf dieser Grundlage hat jede Spielerin von mir eine Einschätzung bekommen, was sie aus meiner Sicht zu leisten im Stande ist. Jede Spielerin hat auch individuelle Aufgaben bekommen. Ich fordere viel ein. Was mir als Trainer hilft: Routiniers wie Britta Schneider und Anja Lundberg verkörpern den Leistungsgedanken und tragen ihn weiter. Außerdem halten mir Captain Sabine Zipf und Co-Captain Kai Daus den Rücken frei, indem sie sich um alles Organisatorische kümmern.
Sind die erfahrenen Spielerinnen bei Ihnen gesetzt?
Martin Keskari: Gesetzt gibt es bei mir nicht. Das sieht man schon an den Aufstellungen der einzelnen Spieltage. Ich habe nie zweimal hintereinander dieselbe Aufstellung auf den Platz geschickt. Auch bei den Vierern habe ich viel variiert, denn mein Credo ist: Bei uns muss jede mit jeder können. Ich stelle an jedem Spieltag rein nach Form und Spielfähigkeiten auf und kommuniziere das auch ganz klar. Ich bewerte nicht, ich bin dabei nicht emotional, sondern klar. Das ist für mich essentiell.
Der Golf-Club Neuhof ist mit seinen Jugendmannschaften zuletzt sehr erfolgreich. Warum setzen Sie nicht auch die ein oder andere 15- oder 16-Jährige ein, um wertvolle Erfahrung zu sammeln?
Martin Keskari: Es stimmt, dass unsere Jugendarbeit sich immer mehr in Erfolgen bezahlt macht. Aber für mich haben Jugendspielerinnen in Erwachsenen-Teams nur etwas zu suchen, wenn sie in ihrer Altersklasse alles in Grund und Boden spielen.
Martin Keskari: "Wir möchten Spieler selbst ausbilden"
Wie gefällt Ihnen der Gedanke an ein mögliches Aufstiegsspiel?
Martin Keskari: Soweit ich weiß, haben die Damen des Golf-Club Neuhof schon dreimal um den Aufstieg in die Erste Bundesliga gespielt, aber noch nie gewinnen können. Aus sportlicher Sicht wäre das für uns als Team und den Club natürlich ein riesiger Erfolg. Aber mit der Erstklassigkeit – das sehen die aufsteigenden Clubs Jahr für Jahr – stellt sich eine schwierige, neue Frage: Wie stelle ich einen Kader zusammen, der in Liga eins mithalten kann und dort nicht schmerzhaft unter die Räder kommt? Wir gehen im Golf-Club Neuhof den Weg, dass wir unsere Spieler selbst ausbilden möchten. Bei einem Erstliga-Kader wird es damit schwer. Zumindest Stand heute.
Der Golf-Club Neuhof rühmt sich für sein neues Jugendkonzept. Worin liegt das Geheimnis?
Martin Keskari: In den Trainern, sage ich jetzt mal ganz unbescheiden. Maximilian Röhrig, Antje Heissel und ich sind ein verschworenes Team, das an einem Strang zieht. Wir arbeiten gemeinsam mit viel Engagement an einem Unterbau von Mannschaften der Altersklassen 14, 16 und 18. Wir formen komplette Golfer und zwar nachhaltig. Davon wird der Golf-Club Neuhof aus unserer Überzeugung in Zukunft immer stärker profitieren.