Der Golf-Club Hof Hausen vor der Sonne hat sich in den vergangenen Jahren den Ruf erarbeitet, hervorragende Jugendarbeit zu leisten. Nun haben die Hofheimer erstmals auch einen Deutschen Meister in ihren Reihen. Jonas Rother wurde bei den 7. „German International Disabled Championship“ Silbermedaillengewinner der IAM der Golfer mit Behinderungen und gleichzeitig als bester Deutscher nationaler Meister. „Es ist sehr schön Deutscher Meister zu sein. Aber in die Freude mischt sich ein Wermutstropfen. Ich hätte gern beide Titel gewonnen. Was mir mit größter Wahrscheinlichkeit ohne das eingesetzte Gewitter auch gelungen wäre“, erklärt der 17-jährige Hofheimer.
Abbruch bringt Jonas Rother um IAM-Sieg
Rothers Enttäuschung ist verständlich: Als am zweiten Tag der Wettbewerb im Golfpark Leipzig um 12:49 Uhr nach neun Loch abgebrochen werden musste, lag Rother mit einem großen Vorsprung vorne. „Ich habe im Spitzenflight der besten drei Spieler gespielt und hatte zum Zeitpunkt des Abbruchs sieben Schläge Vorsprung auf den Zweiten.“
Doch der Abbruch war unvermeidbar. Der Gewittersturm war massiv. Im Laufe des Nachmittags wurden über dem Golfplatz mehr als 2000 Blitze gezählt. Und so wurden statt der vorgesehenen zwei Runden die Ergebnisse der ersten 18 Loch zum Schlussresultat: Und da lag Titelverteidiger Mehmet Kazan (Türkei) mit 73 Schlägen (+1) einen Schlag vor Rother und vier Schläge vor dem Österreicher Philipp Ritzinger.
„Ich kann diesen Erfolg nicht so richtig einordnen. Für mich war es Neuland, mein erster Wettbewerb in der Konkurrenz der Golfer mit Behinderung“, berichtet Rother. Inwieweit er behindert sei, könne er nicht sagen, weil er es nicht anders kenne. Er halte den Schläger fest, wie er es eben könne und habe für sich einen geeigneten Griff gefunden. Die linke Hand verwende er dabei allein zur Stabilisierung. „Meine Schlägerkopfgeschwindigkeit ist gehobener Durchschnitt, im Behindertengolf, wie ich gesehen habe, wohl eine der schnellsten der Welt“, sagt Rother. Sofern er überhaupt Längennachteile gegenüber anderen Spielern habe, kompensiere er dies mit seinem guten kurzen Spiel: „Mein Stärke sind die Wedges unter 100 Meter.“
Feste Größe im DGL-Team des Clubs
Die Unterschiede bei der German International Disabled Championship im Vergleich zu anderen Wettkämpfen seien ein etwas langsameres Spieltempo, und dass alle Teilnehmer mit Golfcarts unterwegs waren. „Das Niveau der 19 Konkurrenten war schon niedriger als bei meinen sonstigen internationalen Turnieren“, meint das Ausnahmetalent des GC Hof Hausen vor der Sonne. In der DGL-Mannschaft seines Heimatclubs ist Rother eine feste Größe. Nach zwei ersten und einem zweiten Platz in der Oberliga Mitte steht das Team vor dem Aufstieg in die Regionalliga. Rother war bei allen drei Spieltagen bester aller angetretenen Spieler.
Ausgespielt wurden bei der German International Disabled Championship die Titel in den Kategorien „Arm“, „Bein“, „Blind“, „Mental“, „Rollstuhl“, „Gehörlos“, „Sonstige mit körperlicher Einschränkung beim Golfschwung“ und „Sonstige ohne körperliche Einschränkung beim Golfschwung“.
Rother spielt im Juli für Deutschland bei der Team-EM
Jonas Rother, der ein angeborenes Handicap an der linken Hand hat, wurde vor einem Jahr gefragt, ob er nicht als Mitglied der deutschen Nationalmannschaft an der Team-EM der Golfer mit Behinderung teilnehmen möchte. Am 18. bis 20. Juli werden im GC Hösel bei Düsseldorf 14 Nationen um den Titel spielen. Jedes Team besteht aus fünf Golfern in den Kategorien „Arm“, „Bein“, „Blind“/„Rollstuhl“, wobei jede Kategorie mit mindestens einem Teilnehmer belegt werden muss und ein Teammitglied eine Frau sein muss.
„Ich habe zugesagt, wurde nominiert und auch gebeten, in Leipzig teilzunehmen“, so Rother. „Es ist toll, dass es Behindertengolf gibt und dass Menschen mit Beeinträchtigung statt sich über ihr Schicksal zu grämen, Leistungssport treiben.“ Beeindruckt habe ihn die Atmosphäre. Die Golfer verstünden sich allgemein immer, aber hier habe er eine richtige Gemeinschaft erlebt. Jeder habe sich riesig über die gelungenen Schläge der anderen gefreut.
Einladung zum ProAm der Big Green Egg Challenge
Nebst DM-Titel und EM-Nominierung bekam Jonas Rother noch einen Sonderpreis: einen Startplatz beim ProAm für die Big Green Egg Challenge powered by VcG im Wittelsbacher Golfclub. Mit wem er im September in dem Club an der Donau spielen darf, sei ihm egal. „Ich habe kein Idol, kein Vorbild, freue mich aber tierisch auf die Runde mit einem Pro.“
Denn Golf spielt im Leben von Jonas Rother seit seinem achten Lebensjahr die wichtigste Rolle. Damals nahmen ihn die Großeltern während eines Urlaubs in Österreich mit auf den Platz. „Seitdem habe ich die Schläger nie mehr aus der Hand gegeben.“ Drei Jahre lang spielte er in seinem Heimatclub, dann ging er ins Leistungszentrum nach St. Leon-Rot. Viermal in der Woche fuhr ihn jemand aus der Familie, meistens der Opa, die 112 Kilometer hin und wieder zurück.
2022 kehrte er nach Hofheim zurück, wo er noch immer Mitglied war. „Hier habe ich tolle Bedingungen, viele Freunde und bin Mitglied im Elitekader.“ Diesen hat Jugendwart Andreas Rathmann gegründet. Als Jonas Rother vor acht Jahren anfing, spielten im GC Hof Hausen vor der Sonne 80 Jugendliche Golf. Mittlerweile sind es 270. „Wer 14 oder 15 Jahre alt ist, ein Handicap von 4 oder besser hat und bereit ist Zusatzschichten auf sich zu nehmen und für die Mannschaft zu spielen, der wird in unserem Elitekader gefördert und von Jimmy Forrester trainiert“, erklärt Rathmann.
Schon 2023 war für Jonas Rother ein erfolgreiches Jahr
Jonas Rother, Handicap -1, ist eines von drei Mitgliedern. Und so absolviert er neben den drei bis vier Trainingsstunden als Mitglied des Hessenkaders beim Landestrainer Thorsten Walter noch jede Woche vier Stunden mit Forrester auf dem Heimplatz. Von Mai bis September ist er jedes Wochenende bei Turnieren unterwegs. Oft erfolgreich: 2020 gewann er in Berlin sein erstes internationales Jugendturnier, wobei er die Schlussrunde eins unter Par spielte. 2023 gewann er in Weimar ein internationales U21-Turnier ebenso wie die Malta Junior Open oder die Hessenmeisterschaft im Vierer mit Thibault Hess.
Noch muss der Gymnasiast (11. Klasse) zu den Turnieren kutschiert werden. „Ich habe schon einen Führerschein, darf aber nur in Begleitung fahren. Im August werde ich 18, dann kann ich allein fahren“, sagt der begeisterter Motorsport-Fan. Seine Agentur sucht für ihn bereits einen Platz an einem US-College aus. Danach will sich Jonas Rother seinen Traum erfüllen: eine Karriere als Tourspieler.