Herr May, Sie sind seit zwei Jahren Präsident der Leading Golf Clubs of Germany, einem Zusammenschluss von 41 Golfclubs, die sich mehrfach im Jahr anonymen Gütetests unterziehen lassen. Aus der MAIN.golf-Region zählen Neuhof, Hanau, Mainz, Hof Hausen vor der Sonne, Mannheim-Viernheim und Ihr Golf Club Würzburg dazu. Was interessiert Sie an dem Präsidentenamt?
Bernhard May: Das Amt finde ich reizvoll, weil ich weiß, dass ich in meiner Funktion als Präsident der Leading Golf Clubs of Germany etwas verändern und erreichen kann. Ich gehöre seit fünf Jahren schon zum Vorstand und habe auch zuvor schon im Golf Club Würzburg als Teil des Qualitätsbündnisses seit 2006 Erfahrungen gesammelt. Die Leading Golf Clubs werden in erster Linie mit dem umfangreichen Testverfahren assoziiert. Dieses liefert ein weit aussagekräftigeres Urteil als undurchsichtige Nutzerbewertungen auf Onlineportalen. Aus meiner Innenansicht liegt der größte Wert unserer Gemeinschaft aber in der Erfahrung und im Wissensschatz, den wir miteinander teilen.
Wo bewertet wird, gibt es immer einen Besten und einen Schlechtesten. Wie stellen Sie sicher, dass in den Leading Golf Club of Germany auch die Qualität drinsteckt, mit der Sie werben?
Bernhard May: Als unser Verein 2001 gegründet wurde, damals noch unter dem Namen Leading Golf Courses of Germany, war der Anspruch, die besten deutschen Golfanlagen zu vereinen. Seitdem sind hierzulande einige neue Golfanlagen entstanden und auch unsere Mitgliederzahl ist gewachsen. In den vergangenen zwei Jahren haben wir fünf neue Clubs aufgenommen. Wobei wir natürlich auf qualitatives Wachstum setzen und zuletzt auch Clubs abgelehnt haben, die unsere Standards nicht erfüllen. Unsere Zielmarke sind 50 Mitglieder; wir wollen also noch ein gutes Stück wachsen. Aber wir haben unsere Satzung in diesem Jahr dahingehend geändert, dass wir von unseren Mitgliedern eine aktive Beteiligung erwarten. Was wir wollen, sind Clubs, die sich innerhalb und für die Gemeinschaft engagieren und eben keine „Briefkastenclubs“.
Wie engagiert sich ein Club nach Ihren Vorstellungen?
Bernhard May: Einmal im Monat veranstalten wir ein Leading Digital Active Meeting, das aus einem aktuellen Themenvortrag und einer anschließenden Diskussion besteht. Die Qualität dieser Zusammenkünfte steht und fällt mit dem Engagement und der Beteiligung unserer Mitglieder. So treffen wir uns zusätzlich in Präsenz im Frühjahr anlässlich unserer Mitgliederversammlung (in diesem Jahr in Würzburg) zu Vorträgen und zum Networking, im Juli zu einem Meeting bei der BMW International Open in München und Herbst zu einem ganztägigen Workshop (in diesem Jahr in unserem Mitgliederclub GC Mainz) zu aktuellen Branchenthemen. Unsere Meetings sind eine große Inspirationsquelle und ein Ort, um Probleme und Lösungen zu besprechen. Wir profitieren voneinander und werden so gemeinsam besser.
"Unsere Mitglieder bekommen Einblicke mit Mehrwert"
Wie zum Beispiel?
Bernhard May: Nehmen wir den Golfclub Starnberg. Der Club pflegt seinen Platz aus Überzeugung schon seit Jahren nahezu komplett ohne Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Damit ist er ein gutes Beispiel für alle Golfanlagen, weil der Einsatz von Herbiziden in Zukunft gesetzlich immer weiter eingeschränkt werden dürfte. Wie ist es möglich, die Platzqualität ohne Pflanzenschutz zu halten? Unsere Mitglieder bekommen Einblicke mit Mehrwert. Es sind Geschäftsführer, Vorstandsmitglieder und Clubmanager, die an unseren Meetings teilnehmen.
Es gibt aber auch Clubs wie den Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee, die Ihren Verein auf eigenen Wunsch verlassen haben. Wie kommt das?
Bernhard May: Gründe dafür sind grundsätzlich ganz individuell. In manchen Fällen mag es das reduzierte Greenfee von wochentags 60 Euro gewesen sein, das aktuell alle Leading Golf Clubs ihren Mitgliedern untereinander gewähren.
"Greenfee-Abkommen darf nicht einziges Kriterium sein"
Für manche Clubs dürfte genau das der Grund sein, warum sie sich den Leading Golf Clubs of Germany anschließen wollen.
Bernhard May: Das Greenfee-Abkommen ist in jedem Fall ein Pluspunkt, der unsere Mitglieder im Wettbewerb von anderen Clubs abhebt. Auf 41 der besten Golfanlagen Deutschlands für 60 Euro spielen zu können, ist ein attraktiver Mehrwert. Aber es kann und darf nicht das einzige Kriterium sein. Wer sich bei uns bewirbt, durchläuft einen Aufnahmeprozess, an dessen Ende der Vorstand unserer Gemeinschaft aufgrund der Testergebnisse und geführter Gespräche vor Ort entscheidet, ob ein Club die Qualitätskriterien so erfüllt, dass er „zu uns passt“.
Wie fühlt es sich an, wenn die eigene Golfanlage regelmäßig auf Herz und Nieren geprüft wird?
Bernhard May: Darin wittere ich keine Gefahr, sondern die Möglichkeit, kontinuierlich besser zu werden. Ich erinnere mich an einen angekündigten Premiumtest vor einigen Jahren bei uns im Golf Club Würzburg. Nachdem der Tester fertig war, habe ich mir von ihm erklären lassen, wie er vorgeht. Immerhin bezieht er 116 verschiedene Kriterien in seine Bewertung mit ein. Das Gespräch und die Erkenntnisse daraus haben mich genauso fasziniert wie der Tester selbst. Ich habe unheimlich viel über unsere eigene Golfanlage gelernt und den immensen Wert noch stärker erkannt, den ein Test haben kann.