Die Erinnerungen an seinen Platzrekord im Golf Club Hanau-Wilhelmsbad sind bei Marian Ludwig noch sehr lebendig. „Das war ein unglaublich heißer Tag mit einer Spitzentemperatur von 44 Grad“, berichtet der 32-Jährige. „Dreimal pro Bahn habe ich mir das Gesicht abwischen müssen.“ Bei der Deutschen Meisterschaft der Altersklasse 30 stellte Ludwig von den weißen Abschlägen mit fünf Birdies, einem Eagle und – immerhin – ein Double-Bogey einen neuen Platzrekord auf: 66 Schläge, bei Par 71.
"Das erste große Golfturnier überhaupt"
Für den Bayer, der damals noch für den Golfclub Hof spielte, war es das „erste große Golfturnier überhaupt“. Denn einst, mit gerade einmal 20 Jahren und Handicap 1, habe er frustriert seine Schläger in die Ecke gestellt. „Ich habe damals sehr wild gespielt, hatte kein Geld für einen Coach und habe es dann einfach sein gelassen“, erzählt Ludwig. Es vergingen sechs Jahre, bis er an einem sonnigen Frühlingsmorgen gedacht habe, dies sei ein herrlicher Tag, um wieder Golf zu spielen. Mit Hilfe seines früheren Jugendtrainers habe er seinen Schwung umgestellt. Anderthalb Jahre dauerte der Prozess. Dann startete Marian Ludwig seine Amateurkarriere ein zweites Mal.
„Ich wusste vorher gar nicht, dass ich allein über mein Handicap in die AK30-DM reinkomme und mich nicht extra bei einem Turnier qualifizieren muss“, sagt Ludwig. Also fuhr er, gerade 30, nach Hanau. „Ich kannte niemanden dort, und niemand kannte mich.“ Jedenfalls bis zur zweiten Turnierrunde. Mit seiner 66 von den hinteren Abschlägen stellte Ludwig in Hanau einen neuen Platzrekord auf. Frühere Bestmarken verloren mit dem Umbau der 18. Bahn im Jahr 2019 ihre Gültigkeit, besser noch: ihre Vergleichbarkeit.
Marian Ludwig startete in seiner Rekordrunde an Bahn 10. „Besser hätte es kaum losgehen können, weil ich schon nach sechs Löchern vier Schläge unter Par lag“, so Ludwig. Er spielte Birdies auf der 10, 12, 13 und 15. Dann wartete die schwierigste Bahn des Platzes. Die 16, ein Par 4 mit Wassergraben in der Landezone und Teich links vom Grün. „Ich habe mit dem Abschlag das Fairway rechts verfehlt und dann einen Flyer geschlagen, der auf einer kahlen Stelle hinter dem Grün landete“, erinnert sich Ludwig. Der Chip von der Erde aufs Grün sei ihm missraten. Ein zweiter Chip und zwei Putts bedeuteten ein Double-Bogey.
Nach Double-Bogey nicht die Runde wegschmeißen
„Früher wären die Emotionen wahrscheinlich mit mir durchgegangen und ich hätte mich mental davon nicht mehr erholt“, sagt der IT-Experte, der in der Nähe von Weiden in der Oberpfalz lebt. Früher. In Hanau sei er mit der Maxime angetreten: Was auch immer passiert, passiert. Wozu eine Runde wegen einer schlechten Bahn wegschmeißen? „Nur deshalb war es möglich, dass ich danach auf der 17 ein Par und auf der 18 sogar ein Eagle gespielt habe“, so Ludwig. Ein gezielt gehooktes 3er-Holz, ein sauberes Eisen 6 und ein gelochter Putt aus knapp sechs Metern bedeuteten drei Schläge auf dem neugestalteten Par 5.
Auf den restlichen neun Löchern der Runde spielte Marian Ludwig dann noch acht Pars und ein Birdie. „Ich habe den Platz wirklich genossen und würde immer noch sagen, dass er einer meiner Lieblingsplätze in Deutschland ist“, schwärmt der Platzrekordhalter. Der Golf Club Hanau-Wilhelmsbad habe einen modernen Parkland-Course, der ganz anders sei als der eher amerikanisch anmutende Championship-Course des Golf Club am Habsberg, für den Ludwig inzwischen in der Zweiten Bundesliga spielt.
Platzrekord in Neuhof: Dünne Treffer, fette Beute
Richard Nömeier hält seit 2011 den Platzrekord im Golf-Club Neuhof. Kurioserweise verspürte der Leiter der Georgenthaler Golfschule auf seiner Fabelrunde keine große Euphorie.
Zum ArtikelDie Deutsche Meisterschaft der AK30 in Hanau beendete Marian Ludwig nach Runden von 77, 66 und 71 auf Platz zwei hinter Stefan Wiedergrün vom Frankfurter Golf Club. Das herausragende Ergebnis des zuvor Unbekannten war im Rückblick allerdings der Auftakt zu noch größeren Taten. Nach seinem Platzrekord in Hanau hat sich Marian Ludwig einen weitaus größeren Platz in den Geschichtsbüchern des deutschen Golf erspielt. Mit sieben Schlägen Vorsprung gewann er im August die Deutsche Meisterschaft der offenen Altersklasse im Golf-Club Trier. „Ich hole jetzt nach, was ich mit Anfang 20 nicht erlebt habe“, sagt Ludwig und lacht. Sein nächstes Ziel: Der Aufstieg seines Clubs in die Erste Bundesliga. Dann könnte der Bayer theoretisch auch den Platzrekord im Frankfurter Golf Club in Angriff nehmen.