Seit 32 Jahren kümmert sich Michael Totzke mit viel Erfolg um die Belange der Golferinnen im Frankfurter Golf Club. Doch ab sofort muss das Niederräder Bundesliga-Team der Damen ohne ihren „Totzi“ auskommen. Der 61-Jährige gibt den Posten als Coach der Frankfurter Bundesliga-Damen auf eigenen Wunsch auf.
Lang ist die Liste seiner Schützlinge
Zu seines Schützlingen während Totzkes 14-jähriger Tätigkeit als HGV-Stützpunkt/Landestrainer Mädchen zählten Stars wie Europameisterin Martina Fischer, die Nationalspielerinnen Uschi Beer, Petra Sporner und die heutige Club-Präsidentin Gabriele Sachse. Totzke trainierte auch die späteren Profis Pia Halbig, Laura Fünfstück, Helen Tamy Kreuzer und Katharina Keilich sowie die Deutschen Meisterinnen Amina Wolf, Marie Coors und Katharina Hesse. „Es ist schwierig, aus der langen Reihe der erfolgreichen Spielerinnen, die ich betreut habe, Lieblingsspielerinnen auszuwählen. Aber wenn ich mich festlegen müsste, würde ich Marie Coors nennen, die ich auch in den USA bei der Qualifying School als Coach und Caddie begleiten durfte“, sagt Totzke.
Es falle ihm nicht leicht, die Arbeit mit der Mannschaft aufzugeben. Nach dem Gewinn der Deutschen Vizemeisterschaft 2019 versuchte er es schon einmal. Aber dann, als 2023 Not am Mann war, übernahm er das damalige Zweitliga-Team des FGC wieder. Und da sich auf die Schnelle kein geeigneter Nachfolger fand, ließ der Golf-Professional sich nach dem Aufstieg überreden, noch eine Saison drauf zu legen.
„Jetzt ist aber endgültig Schluss“, sagt Totzke. 365 Tage Golf täten niemanden gut. Als Ausgleich müsse es auch ein Privatleben geben. Man müsse Zeit haben, sich mit Freunden zu treffen, auch anderen Interessen nachzugehen. „Und so ziehe ich mich aus familiären Gründen als Team-Trainer zurück, stehe aber nach wie vor den Mitgliedern und Jugendlichen als Golflehrer zur Verfügung.“ Denn so ganz aufhören könne er nicht. Schon weil er sich auch nach so vielen Jahren an jedem Morgen, wenn er von meinem Wohnort Kelkheim kommend vor dem Frankfurter Clubhaus aus dem Auto aussteige, an dem Anblick der wunderschönen Anlage erfreue.
Auf diesem 1928 von Harry S. Colt gestalteten Parkland Course liebt er besonders die 18. Bahn, die schon als eines der 500 schönsten Löcher der Welt gekürt wurde. „Nicht nur, dass sie vom Layout her eine anspruchsvolle Schlussbahn ist. Der Blick vom Abschlag über das Clubhaus auf die Skyline der Main-Metropole ist einfach atemberaubend.“
In Michael Totzkes Familie hat Golf Tradition
Dass Michael Totzke einen großen Teil seines Lebens auf dem Golfplatz verbringt, hat auch mit der Familien-Tradition zu tun. Die Geschichte begann vor fast 100 Jahren. In den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts übernahm Großvater Carl Totzke die Gastronomie im Baden-Badener Golf Club. Sein Vater Wolfgang stieg im Club zum Nationalspieler auf, Onkel Erich wurde Golflehrer, war im Vorstand des Deutschen Golflehrer-Verbandes. Mutter Gudrun hat später auch angefangen, Golf zu spielen.
Der 1963 geborene Michael hatte es gar nicht eilig, seinen Vorfahren nachzueifern. Elf Jahre lang lebte die Familie in Berlin, da jagte er lieber wie die meisten Jungs dem Lederball nach. Erst als die Totzkes 1974 nach Saarlouis umgezogen waren, lernte er im GC Saarbrücken die ersten Schwünge mit dem Golfschläger. „Ich war kein Golf-Ass. Mein größter Erfolg war Südwestdeutscher Jugendmeister“, relativiert Michael Totzke.
Sein größtes Match spielte er aber viel später. „Im berühmten spanischen Real Golf Club La Manga arbeitete als Golflehrer Vincente Ballesteros, den ich gut kannte. Als ich einmal dort weilte, fragte er mich ob ich nicht eine Runde mit seinem Bruder Severiano spielen möchte“, erinnert sich Totzke. „Natürlich wollte ich. Sportlich war es schrecklich. Ich war so nervös, dass ich kaum einen Ball richtig traf. Aber ,Seve‘ blieb geduldig und freundlich. Ein sehr sympathischer Mensch mit einer Wahnsinnsausstrahlung.“
Ausbildung im Golf-Club Main-Taunus
Golflehrer ist Michael Totzke schon sehr jung geworden. 1987, da war er 24 Jahre alt, fragte ihn der Clubpräsident, ob er nicht Golflehrer werden wolle. Im Club hätten sie mit Werner Rappenecker einen neuen Golflehrer, der ihn ausbilden würde. Nach einer Beratung mit den Eltern und mit dem Onkel entschied sich Michael Totzke, eine Ausbildung zu beginnen. Drei Jahre dauerte diese im Golf-Club Main-Taunus in Wiesbaden-Delkenheim. Nach zwei Jahren in seinem Heimatclub arbeitete er 1989 bis 1991 im Golfpark Idstein.
Dann meldete sich der Frankfurter Golf Club. Im Stadtwald herrschte Not am Mann. Der damalige Head-Pro Henning Strüver verließ den Club gen Berlin, ebenso wie der frisch ausgebildete Manfred Brinkrolf. Auch der andere Trainer Gunther Winkler ging weg, in die Schweiz. Der damalige Präsident Josef Meyer bat Winkler, sich nach einem Nachfolger umzusehen. „Er kannte mich, ich spielte an meinen freien Tagen häufiger in Niederrad. So sprach er mich an“, erinnert sich Michael Totzke. „Ich gab meine Bewerbung ab, wurde am 21. Dezember 1991 zu einem Gespräch im Club eingeladen und gleich ebenso wie Frank Adamowicz als Coach der Herren angenommen.“
Damals gab es in Frankfurt noch kein Damen-Team. Aber mit Martina Fischer, Uschi Beer, Petra Sporner (heute Jedlicki) und Gabriele Sachse starke Damen, die in der damals noch gemischten Club-Mannschaft aktiv waren. Dieses Quartett war der Grundstein einer Damen-Mannschaft, mit derer Training Michael Totzke beauftragt wurde. Da er sich als Golflehrer auch um den Breitensport kümmerte, wurde es von Mai bis September ein Sieben-Tage-Job. Das andere Halbjahr war es etwas ruhiger. Aber auch nicht viel ruhiger.
"Möchte weitermachen, solange mich der FGC lässt"
„Das Schöne ist, dass man in Frankfurt auch im Winter arbeiten kann“, betont Totzke. Das Klima erlaube es, fast immer zu spielen. Der Club sei auch durch die 2022 rundum erneuerte Driving Range mit zwei Scopehallen für die Schwunganalyse und den Multifunktionsraum für Athletiktraining bestens aufgestellt. Tage, an denen nicht geübt werden kann, sind rar.
„Sportlich war es hier eine ganz tolle Zeit“, sagt Totzke. „Ich durfte insgesamt 20 Nationalspielerinnen betreuen. Nebenbei lernte ich auf dem Frankfurter Platz viele Promis wie die Rolling Stones, Sylvester Stallone, den „Matula“ Claus Theo Gärtner, die Fußballer Jürgen Grabowski, Bernd Hölzenbein, Gert Trinklein, Thomas Müller oder Oliver Bierhoff kennen.“ Außerdem durfte er in seinem Club zwei Team-Europameisterschaften live erleben, die der Mädchen und der Damen. Diese Zeit möchte er nicht missen.
Zwar höre er als Coach der Damen auf. Aber er werde weiter als Golflehrer arbeiten. Fürs endgültige Aufhören habe er sich keine Altersgrenze gesetzt, sagt Totzke: „So lange mich der Frankfurter Golf Club lässt, möchte ich weitermachen.“