Der erste Schlag ist eine Herausforderung. Nur 78 Meter, aber der Ball muss fliegen, sonst landet er in dem kleinen Teich, der in die Spielbahn hineinragt. Der Kurzplatz des Golf-Club Main-Taunus kennt da keine Gnade. Wahrscheinlich ist das auch gut so. Denn diese Miniatur eines Golfplatzes soll mehrere Zwecke erfüllen: alle erdenklichen Kurzspiel-Situationen bieten, genügend Platz und Sicherheit für ganze Trainingsgruppen, ambitionierte Golfer herausfordern und zugleich Anfängern vermitteln, dass Golf keine Technik ist und kein Schwung, sondern ein Spiel – das nicht leicht ist.
Der Architekt des Wedge-o-Droms von St. Leon-Rot
Der Kurzplatz, den der Golf-Club Main-Taunus vor knapp einem Jahr eröffnet hat, vereint diese Vielseitigkeit wie keine andere Übungsanlage im Rhein-Main-Gebiet. Kein Zufall, dass die Anlage an das Wedge-o-Drom im Golf-Club St. Leon-Rot erinnert. Der gebürtige Hesse Christian Althaus war auch dort und in der Wiesbaden-Delkenheim der Architekt.
Sechs Löcher gibt es, mit Längen zwischen 78 und 43 Metern. Drei Bahnen führen auf ein riesiges Grün, das sich in der Mitte der Anlage erstreckt und in dem entsprechend drei Fahnen stecken. Hinzu kommen drei separate kleinere Grüns am äußeren Rand des Platzes. Die Tee-Boxen aus Kunstrasen sind üppig bemessen. Neben dem Wasserhindernis zwischen den Bahnen 1 und 6 gibt es fünf gut platzierte Sandbunker. Gespielt wird im Uhrzeigersinn.
„Der neue Kurzspielbereich ist eine enorme Bereicherung für unseren Club und eine wahre Oase“, schwärmt Golflehrer David Howard. „Vorher stand an dieser Stelle zwischen Clubhaus und Driving-Range ein Betonwerk.“ Für die Golfer habe dieses nur einen Nutzen gehabt: Eines der beiden Silos sei das perfekte Fernziel für den Abschlag auf der 18. Bahn des großen Platzes gewesen. „Großes Kompliment an Architekt Christian Althaus, der aus dieser kleinen Fläche das Optimum herausgeholt hat.“
Die Gelegenheit, einen Kurzplatz zu bauen, verdankt der Golf-Club Main-Taunus dem Neubaugebiet „Lange Seegewann“, das mit 175 Wohneinheiten in unmittelbarer Nachbarschaft zur Golfanlage entsteht. Aus Lärmschutzgründen musste dafür das Betonwerk weichen. Der Golf-Club bekam im Zuge dessen die Möglichkeit, das 1,4 Hektar große Betriebsgelände zu kaufen und damit die Lücke zwischen Clubhaus und Range zu schließen.
"Mit dem Kurzplatz neue Zielgruppen ansprechen"
Von außen betrachtet keine leichte Entscheidung: Zwei laufende Gerichtsprozesse, in denen es um die Koexistenz von Kommanditgesellschaft und Verein geht, zwangen den Golf-Club Main-Taunus in den vergangenen Jahren zum Sparen. Übernahmegerüchte kursierten. Clubmanager und Geschäftsführer Eric Marschke sagt gleichwohl, der Club habe nicht lange nachdenken müssen. Ein projektbezogenes Darlehen sei die Lösung gewesen. „Der Kurzplatz ist eine Investition in unsere Zukunft, weil wir damit neue Zielgruppen ansprechen können und unseren Mitgliedern eine Alternative bieten, wenn der große Platz mal belegt oder unbespielbar ist“, so Marschke.
Architekt Christian Althaus sagt, er sei stolz darauf, dass durch den Kurzplatz aus einer Industriebrache wieder Natur geworden sei. „Wir haben Bäume und Hecken gepflanzt und einen Teich angelegt, was zusammen eine Menge Aufenthaltsqualität bewirkt“, sagt der gebürtige Hesse. Einen klassischen Kurzplatz zu bauen, dessen Bahnen hin- und hergehen, wäre laut Althaus eine optisch langweiliger gewesen als das jetzige Design, das multifunktional sei und durch das Grün in der Mitte aufgelockert werde.
Mit dem Erdaushub vom Teichbau wurde das Gelände um vier bis sechs Meter angehoben und dabei kräftig modelliert. Neben interessanten Bunkerschlägen gibt es rund um die Grüns viele herausfordernde Schräglagen. „Ich habe früher selbst sehr gerne mein kurzes Spiel trainiert und denke, dass dieser Kurzplatz alles bietet, was es dafür braucht“, sagt Althaus, der als Spieler des Golf Club Bad Nauheim und Schüler von Bernd Raschke 1995 die HGV-Rangliste gewann.
Archiv: Golf-Club Main-Taunus ist gegen Übernahme
Ein Gerücht macht die Runde: Kommt es bald zur Übernahme des Golf-Club Main-Taunus durch Golf absolute? Clubpräsident Dietmar Robrecht widerspricht den Spekulationen.
Zum ArtikelGäste bezahlen für das Spiel auf dem Kurzplatz des Golf-Club Main-Taunus wochentags 20 Euro, am Wochenende 25 Euro. Für Jugendliche bis 18 Jahre gilt ein ermäßigter Tarif. „Was uns jetzt noch fehlt, ist eine Scorekarte“, sagt Clubmanager Eric Marschke. Spätestens im Frühjahr, wenn auch das neue Gebäude der benachbarten Driving-Range in Betrieb gehe, werde eine offizielle Buchführung möglich sein. Golflehrer David Howard sieht mit Vorfreude in die Zukunft: „Mein Eindruck ist, dass die schon jetzt tollen Grüns auf dem Kurzplatz mit jedem Tag, der vergeht, noch besser werden.“