Im Frankfurter Golf Club muss man sich an neue Gesichter gewöhnen. Jahrelang zeichneten für die Erfolge oder Misserfolge der Bundesliga-Teams aus dem Stadtwald Jan Förster und Michael Totzke verantwortlich. Nun muss sich erweisen, ob neue Mühlen tatsächlich besser mahlen. Die Herren-Teams – neben der Bundesliga auch die Nachwuchsmannschaften – übernahm Jan Pelz. Für die Damen ist analog Alexis Szappanos zuständig. Zwei Dinge haben die neuen Trainer gemeinsam: Beide traten sie ihr Amt offiziell am 1. November an, beide wollen mit ihren Bundesliga-Teams das Final Four erreichen.
Jan Pelz kennt den FGC seit seiner Kindheit
Jan Pelz kennt den fast 100 Jahre alten Parkland Course des Frankfurter Golf Clubs seit seiner Kindheit. „1988 stand ich als Zuschauer am 18. Grün. Turniersieger Seve Ballesteros hat einen Birdie-Putt zu einer 62er-Runde eingelocht“, erinnert sich Pelz. „Beim Weggehen hat er mir seine Mütze geschenkt. Die habe ich immer noch.“
Damals war Jan gerade Mal elf Jahre alt, hat aber schon sechs Jahre lang Golf gespielt. „Ich kam dazu über meine Eltern. Mit 14 bin ich erstmals in die Jugend-Nationalmannschaft berufen, 2000 bei den Herren. Dem Golf-Team Germany gehörte ich dann 2001 und 2002 als Pro an“, so Pelz.
2003 begann er seine Golflehrerausbildung, die er im November 2005 beendete. Zu Beginn des Jahres 2006 wurde er Landestrainer von Rheinland-Pfalz für die Jungen. „Mein Club war immer der GC Rheinhessen, wo ich 22 Jahre lang tätig war. Als Head-Pro der Herren und der männlichen Jugend, zwischendurch war ich parallel auch für die Damen in der 1. Bundesliga verantwortlich.“ Seine bekanntesten Schüler waren die aktuellen Profis Max Schmitt und Malte von Blankenfeld, mit dem er nun in Frankfurt ein Wiedersehen feiert.
Pelz: „Ich brauchte nicht lange, um zuzusagen“
Wie es zu seinem Wechsel nach Frankfurt kam, schildert Jan Pelz so: „Beim GC Rheinhessen fiel die Entscheidung, sich mehr auf den Breitensport zu spezialisieren. Ich wollte aber weiterhin im Leistungssport tätig sein. Als ich von den Frankfurtern, für die ich drei Jahre lang im Liga-Team aktiv war, kontaktiert wurde, brauchte ich nicht lange, um zuzusagen.“ Die Trainingsbedingungen seien hier durch die neu präparierte Driving Range sowie den direkt daneben entstandenen Indoor-Puttingbereich hervorragend.
„Ich kenne alle Mannschaftsspieler, einige mehr, andere weniger. Am besten Malte, den ich seit seinem elften Lebensjahr trainiert habe“, berichtet Pelz. Viel habe er ich über die Spieler von seinem Vorgänger Jan Förster erfahren, mit dem er seit der gemeinsamen Ausbildung befreundet sei. „Ein Bild konnte ich mir auch in den intensiven Gesprächen verschaffen, die ich mit den Spielern in den ersten beiden Wochen geführt habe.“
Jan Pelz will den Bundesliga-Kader vergrößern
Einige Dinge will Jan Pelz verändern: „Der Liga-Kader soll auf 15 bis 18 Golfer vergrößert werden. Um unser Training besser steuern zu können, möchten wir eine zahlenmäßige Rundenanalyse einführen. Weil die Wettkampfplanung eine große Auswirkung auf die Leistung hat, wollen wir die Spieler ganzzeitig professionell betreuen, nicht nur während der Bundesliga-Saison. Einige spielen zu viel, andere zu wenig, das muss gesteuert werden. Wichtig ist, dass die Spieler mit der Betreuung zufrieden sind.“
Dies sei entscheidend, um die Mannschaft nicht nur 2025, sondern häufiger ins Final Four zu bringen. „Und auch im männlichen Jugendbereich will ich unsere Spieler bei der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft öfter auf den vorderen Plätzen finden“, unterstreicht Jan Pelz seine Ziele.
Damen-Trainer Szappanos ist ein wahrer Titelsammler
Nicht weniger ambitioniert sieht die Auswirkungen seiner Arbeit der neue Frankfurter Damen-Headcoach. Kein Wunder: Mit Alexis Szappanos kam ein wahrer Titelsammler nach Frankfurt. Wie oft er als Spieler Deutscher Meister war, kann er ad hoc selbst nicht genau sagen. Ebenso wenig kann der 38-Jährige sagen, wann er mit dem Golfen begann: „Seitdem ich stehen konnte, gab es schon Bilder mit dem Schläger in der Hand.“
Caddie-Verbot in der DGL wird wieder aufgehoben
Der DGV wird das von ihm verhängte Caddie-Verbot in der Deutschen Golf Liga (DGL) zur Saison 2025 wieder aufheben. Zu stark war die Gegenwehr der betroffenen Clubs.
Zum ArtikelDass Szappanos mit dem Golfschläger gut umgehen konnte, bewies er schnell. Als 1997 der Golf Club St. Leon-Rot gegründet wurde, zählte der damals elf Jahre junge Alexis zu den ersten Mitgliedern. Ein Jahr später bewunderte er dort bei den German SAP Open Tiger Woods. „Ich habe heimlich seinen Schläger angefasst“, erzählt er.
Unter den besten 80 Amateuren der Welt
Ob von diesen Schlägern eine gewisse Magie ausging, vermag niemand zu sagen. Aber der Erfolg stellte sich ein: Deutscher Jugendmeister wurde Alexis häufig, siebenmal in Folge gewann er mit dem Verein die Bundesliga, einmal siegte er bei der Deutschen Lochspielmeisterschaft. Als Amateur vertrat er Deutschland bei Welt- und Europameisterschaft, zählte zu den besten 80 Spielern in der Amateur-Weltrangliste. 2011 wechselte Szappanos zu den Profis, zählte zum Playing Team Germany.
Ein Ermüdungsbruch in der Lendenwirbelsäule stoppte jäh seine aktive Karriere. 2012 hat er es noch einmal versucht, es ging aber nicht mehr. So habe er in den folgenden drei Jahren die Ausbildung zum Golflehrer gemacht. 2016 verließ er seinen Heimatclub, übernahm als Trainer die männliche Jugend des GC Mannheim-Viernheim, wo er als Co-Trainer der Herren 2018 Deutscher Meister wurde. Nach der Geburt seiner Tochter 2020 hat er eine kleine Pause eingelegt, übernahm im vergangenen Jahr dann das Damen-Team, das als Zweitliga-Gruppensieger in der Relegation zum Oberhaus scheiterte.
Szappanos: „Mag die Tradition und Professionalität des FGC“
Im Sommer wurden Szappanos und noch einem Kollegen die alten Verträge gekündigt, die Verhandlungen über die neuen zogen sich in die Länge. Als er dann hörte, dass der Frankfurter Golf Club einen Trainer für die Damen sucht, knüpfte er sofort die ersten Kontakte. „Ich will weiter meine Erfahrung und mein Wissen weitergeben, die Spielerinnen besser machen“, sagt er. Frankfurt sage ihm zu, weil er die Tradition möge, den Waldplatz, die Aura im alten Clubhaus und die Professionalität, mit der hier gearbeitet werde.
Michael Totzke: Abschied von den Bundesliga-Damen
Trainer-Urgestein Michael Totzke gibt den Posten als Coach der Frankfurter Bundesliga-Damen auf. Als er 1992 in den Club kam, gab es dort noch nicht mal ein Damen-Team.
Zum ArtikelSzappanos kennt auch einige Spielerinnen: Die Schwestern Ava und Olivia Bergner hat er lange trainiert, Emelie Edinger war als Kind seine Schülerin. In der Breite findet er das Team gut aufgestellt, sieht aber noch große Reserven: „Das Team spielte in der Bundesliga unter seinen Möglichkeiten.“ Die Spielerinnen erreichten im Schnitt 1,6 Schläge zu viel, deshalb hätten sie in diesem Jahr das Final Four verspielt. „Im Stärke-Schwäche-Profil sah ich bei manchen Spielerinnen technische Defizite“, sagt er offen. „Um die Mädels besser zu machen, werde ich keine weltbewegenden Neuerungen einführen, werde mich aber moderner Lehrtechniken bedienen. Wichtig ist für mich, dass die Spielerinnen selbst den Drang verspüren, besser zu werden.“
„Eine Medaille im Final Four wäre gut“
Um mit dem optimalen Team anzutreten, werden durchgehend interne Turniere durchgeführt, in denen sich die Spielerinnen für die Spieltage qualifizieren werden. „Final Four auf alle Fälle, eine Medaille wäre gut, möglichst das Finale“, skizziert Alexis Szappanos die Ziele für die Bundesliga-Saison 2025.