Tim Opderbeck (Spieler, Frankfurter Golf Club, 1. Bundesliga Süd):
„Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür, dass zukünftig in der DGL nur noch die Spieler und der Kapitän einer Mannschaft als Caddie zum Einsatz kommen dürfen. Bevor ich den Sprung in den Bundesliga-Kader des Frankfurter Golf Clubs geschafft habe, war ich zwei Jahre lang als Caddie für das Team im Einsatz. Für Lukas Buller war ich quasi der Stammcaddie. Für mich hat sich der Traum, erste Bundesliga zu spielen, dadurch verfestigt. Ich wollte ein Teil des Ganzen sein. Das ist mir gelungen. Im vergangenen Jahr bin ich sogar zum MVP (wertvollster Spieler, Anm. d. Red.) unseres Teams gewählt worden. Meine Geschichte könnte nach den neuen Regeln nicht mehr stattfinden.
Dabei ist es immens, wie viel ich in meiner Rolle als Caddie über Golf auf höchstem Niveau gelernt habe: Wie spielen gute Spieler eine Proberunde? Was macht gutes Course-Management aus? Wie trifft man Entscheidungen unter Druck? Vom Spielbahnrand aus lernt man das nicht. Als Caddie hingegen ist man bei alldem hautnah dabei und natürlich auch eine Stütze für den Spieler oder die Spielerin. Ein bis zwei Schläge pro Runde macht es sicher aus, wenn man nicht selbst die Tasche tragen oder schieben muss. Man denke an Spieltage bei 30 Grad und 54 Löchern an zwei Tagen.
Dass die Caddie-Beschränkung dann beim Final Four wieder aufgehoben wird, lässt den Sinn der ganzen Neuregelung noch fragwürdiger erscheinen. Ich befürchte auch, dass in der ohnehin nicht mit vielen Zuschauern gesegneten DGL an den fünf regulären Spieltagen ohne Caddies noch etwas weniger auf den Golfanlagen los sein könnte.“
Uwe Tappertzhofen (Head-Professional, Licher Golf-Club, Regionalliga West 2):
„Das Caddie-Verbot ist aus meiner Sicht totaler Quatsch. Dabei handelt es sich um eine falsch verstandene, nur scheinbare Professionalisierung des einzelnen Spielers. Der muss fortan seine Tasche selbst tragen und alles allein entscheiden. Aber die Realität im Spitzengolf ist doch eine andere. Da gehören Caddies untrennbar dazu. Was wäre Bernhard Langer ohne seinen Caddie? Müssen wir nicht versuchen, unseren besten Amateuren den Schritt ins Profilager so leicht wie möglich zu machen?
Suspekt an der neuen Caddie-Reglementierung ist mir auch eine Benachteiligung für kleinere Clubs, die nur einen Kader von acht Spielern melden statt elf. Teams mit größerem Kader können also weiterhin zumindest vereinzelt von Caddies profitieren: von Mannschaftskameraden und Ersatzspielern, die im Kader stehen, aber gerade nicht zum Einsatz kommen. Der Licher Golf-Club und andere kleinere Clubs sind nach der neuen Caddie-Regel dagegen schlechter gestellt.“
Norman Schenk (Herren-Mannschaftskapitän, Golf-Club Neuhof, 2. Bundesliga Mitte):
„Das Caddie-Verbot in der DGL ist, soweit ich weiß, vom Präsidium des Deutschen Golf Verbands (DGV) ohne Absprache mit den Clubs erlassen worden. Eine vollkommen irre Entscheidung, zumal es überhaupt keinen Leidensdruck oder Regulierungsbedarf gab. Ich erkenne auch nach reiflichem Überlegen keinen einzigen Grund, warum wir unsere jungen Nachwuchsspielerinnen und -spieler um die unbezahlbaren Erfahrungen als Caddie bringen.
Wir im Golf-Club Neuhof haben in den vergangenen Jahren viel Geld, Schweiß und Herzblut in unsere Jugendarbeit gesteckt und haben jetzt ein starkes Team im Alter von 15 und 16 Jahren zusammen. Der beste Weg, um diese Jungs an das höchste Niveau heranzuführen, sind nicht Jugendturniere, sondern dass sie erfahrene Bundesligaspieler als Caddie begleiten – und dann bald selbst ganz oben spielen.
Vielleicht geht es denen, die hinter dem Verbot stecken, um das Reduzieren von Kosten bzw. der Sportetats. Aber sofern wir für vier Jugendspieler, die unser Team an vier Auswärtsspieltagen begleiten, 2000 bis 3000 Euro pro Saison für Unterkunft und Essen ausgeben, dann ist es uns jeden Euro wert. Die Entwicklung der Nachwuchsspieler muss doch auch im Interesse des Verbandes sein.
Wenn der DGV allerdings anfängt, die DGL zentralistisch zu regulieren, dann müssten wir eigentlich darüber reden, den Sportetat aller Clubs zu vereinheitlichen oder zu deckeln. Aber soweit ich weiß, gibt es in diversen Clubs Initiativen, das neue Caddie-Verbot noch zu stoppen, bevor die Saison beginnt.“