Herr Weidenweber, Sie sollen schon beinahe überall auf der Welt Golf gespielt haben. Was treibt Sie an?
Thomas Weidenweber: Beinahe überall ist übertrieben, aber ich habe durchaus auf einigen Golfplätzen gespielt. Aktuell stehe ich bei 520 Plätzen in 25 verschiedenen Ländern. Angefangen hat alles in Irland. Diese erste Golfreise habe ich gar nicht selbst gebucht, sondern zum 30. Geburtstag geschenkt bekommen. Aber danach war es um mich geschehen. Ich bin ein Linksgolf-Fanatiker. Ich liebe Plätze, die in der Dünenlandschaft am Meer liegen und aus Fescue-Gras bestehen. Davon gibt es nach Expertenmeinung höchstens 350 weltweit. 109 davon habe ich schon gespielt. Es bleibt also noch einiges zu tun.
Wie gehen Sie bei der Wahl Ihrer nächsten Golfreise-Destination vor?
Thomas Weidenweber: Ich besitze viele Bücher über Golfplätze und Golfplatz-Architektur, von denen ich mich inspirieren lasse. Die Rankings der verschiedenen Golf-Medien habe ich natürlich auch im Blick. Und dann abonniere ich noch eine britische Zeitschrift für Golfplatz-Design, aus der ich erfahre, wo auf der Welt gerade spannende neue Anlagen entstehen. Insofern habe ich immer ein paar Ideen in der Schublade. Es gibt Verrückte, die spielen jeden Golfplatz, der ihnen in den Weg kommt. Die Zahl zählt. Für mich geht Klasse über Masse. Ich spiele einen sehr guten Golfplatz lieber zweimal als nebendran noch irgendeine Wiese. 14 Tage Urlaub sind für mich meist gleichbedeutend mit zehn bis zwölf Golfplätzen.
Verrückt ist aber auch Ihr Ansatz, oder?
Thomas Weidenweber: (grinst still) Ich habe das unschätzbare Glück, dass ich eine Frau habe, die meine Leidenschaft für Golf und Golfplätze teilt.
Haben Sie einen Lieblingsgolfplatz?
Thomas Weidenweber: Nein, aber einen Lieblingsarchitekten, den Amerikaner Mike Strantz, der leider viel zu früh verstorben ist und nur neun Golfplätze gebaut hat. Tobacco Road, True Blue, Caledonia oder Bulls Bay – das sind zum Teil Golfplätze wie Achterbahnen. Für mich gibt es nicht den Einen unter diesen Plätzen. Ich führe durchaus eine Excel-Tabelle mit allen Plätzen, die ich spiele, aber ich vergebe keine Noten. Jeder Golfplatz ist ein Unikat, irgendwie unvergleichbar. Das Erlebnis, einen Golfplatz zu spielen, ist auch immer beeinflusst vom Wetter und von den Menschen, mit denen man spielt.
Wo war das Erlebnis am besten?
Thomas Weidenweber: Eine Golfrunde in Tasmanien/Australien, Barnbougle heißt der Club, wo ich morgens im Sonnenaufgang den Platz nur mit den Wallabys geteilt habe. Portmarnock in Irland, wo uns Mitglieder mit auf die dritten neun Löcher genommen haben, die allein Mitgliedern vorbehalten sind. Genauso großartig war die anschließende Führung durchs Clubhaus. Lofoten Links in Norwegen, was für ein Licht, wenn man im Sommer spät in der Nacht auf seine zweite Runde geht. Meine Frau nennt es „Mein rosa Lalaland“. Mit den Jahren haben wir tausende Geschichten und Bekanntschaften gesammelt.
Viele der weltbesten Golfplätze sind privat und nicht öffentlich zugänglich. Wie gehen Sie vor, wenn Sie auf so einem Platz spielen wollen?
Thomas Weidenweber: Ja, das ist ein Jammer. Man denke allein an Long Island in den USA mit Anlagen wie National Golf Links of America oder Shinnecock Hills. Manchmal haben mir Bekanntschaften aus früheren Golfrunden geholfen, um auf Privatplätze zu kommen. Ein anderes Mal musste ich erfinderisch sein. Freunde von uns waren Volunteers bei der US Open in Erin Hills. In der Nähe lag ein Privatplatz, den ich unbedingt spielen wollte. Wir haben dort angerufen und ihnen erklärt, dass ein anderer US-Open-Volunteer, Mitglied im Club, mir dringend ans Herz gelegt hätte, in seinem Heimatclub zu spielen. Wie das Mitglied heiße? Oh, den genauen Namen kriege ich nicht mehr zusammen. Dave, ich glaube er heißt Dave. Um 13 Uhr am nächsten Tag hatten wir eine Tee-Time. Nach der Runde sprachen uns Mitglieder an. Ihr seid nicht von hier, oder? Wie zum Teufel habt ihr es auf den Platz geschafft? Dave.
"800 Dollar für Shadow Creek – zu viel"
Haben Sie eine Schmerzgrenze beim Greenfee?
Thomas Weidenweber: Pebble Beach Golf Links habe ich mir gegönnt für 500 Dollar. 800 Dollar für eine Runde in Shadow Creek in Las Vegas wären mir zu viel, auch wenn man mit einer Limousine vom Hotel zum Golfplatz gebracht wird. Ich bin froh, dass ich die meisten namhaften Plätze in England, Irland und Schottland schon vor 20 Jahren gespielt habe. Die Preise dort sind enorm gestiegen, seitdem immer mehr Amerikaner kommen und das Geld bereitwillig ausgeben. Der Old Course in St Andrews ist von 180 auf 280 Pfund gestiegen. Traurig, weil es sich um ein Kulturgut handelt.
In welchem Land gefällt Ihnen die Art und Weise, wie Golf gelebt wird, am besten?
Thomas Weidenweber: In Irland und Großbritannien. Da spielen tatsächlich der kleine Arbeiter und der Firmenvorstand zusammen Golf und es ist das Normalste der Welt.
Was nehmen Sie von all Ihren Reisen mit?
Thomas Weidenweber: Bekanntschaften, die ich sonst nie im Leben machen würde. Außerdem fotografiere ich reichlich. Ich habe immer eine kleine Drohne dabei. Aus den Fotos eines Jahres gestalte ich mittlerweile traditionell einen Golfkalender fürs nächste Jahr.
Wo geht es für Sie als nächstes hin?
Thomas Weidenweber: Ich möchte unbedingt wieder nach Rosapenna in Irland, hinter St Andrews das zweitgrößte Linkplatz-Zentrum der Welt. Dort hat Tom Doak einen neuen Platz gebaut. Sand Valley, im Nirgendwo zwei Stunden nördlich von Chicago wurde der aus den 20er-Jahren legendäre Lido-Platz aus Miami nachgebaut. Den in Miami gibt es leider nicht mehr. Und wenn sich die Gelegenheit ergibt, Cypress Point zu spielen, dann bin ich dabei.
Zur Person
Thomas Weidenweber (56) ist Konditormeister von Café Weidenweber, der ersten Frankfurter Zeilbäckerei. Seit Ende der 70er-Jahre ist er Mitglied im Golf Club Hanau-Wilhelmsbad, wo er in seine 23. Saison als Herrengolf-Kapitän geht. „Das schönste Ehrenamt, das man in einem Golfclub haben kann“, sagt der gebürtige Frankfurter.