Wenn Jan Götze in die Datenbank seines Golffachgeschäfts schaut, dann findet er eine überraschend eindeutige Statistik. „90 Prozent der Golfschuhe, die wir in diesem Mai verkauft haben, sind Modelle ohne Spikes gewesen“, berichtet er. Was seinen Kundinnen und Kunden beim Golfschuh wichtig ist, das ist offenbar zunehmend der größtmögliche Komfort. Stabilität und Performance scheinen dagegen mehr und mehr in den Hintergrund zu rücken. „Bei Frauen liegt das Verhältnis sogar bei 98 zu 2 Prozent“, ist Götzes Beobachtung. Als Materialfachmann und selbst ausgezeichneter Golfer sieht der Unternehmer den Golfschuhtrend allerdings kritisch.
Der Golfschuh hat Einfluss auf das Spiel
Dass man bei einer Urlaubsrunde und 30 Grad lieber etwas Leichtes am Fuß trage, könne er noch verstehen, sagt Götze. „Wenn das Ergebnis zweitrangig ist, müssen einem ja nicht unnötig die Füße kochen.“ Im Golfalltag aber schwöre er auf Schuhe mit Spikes und richtigem Fußbett. „It’s not a shoe, it’s equipment“, mit diesem Slogan habe ein Golfschuhhersteller einmal geworben. Die Botschaft dahinter: Das Schuhwerk hat Einfluss auf das Spiel und das Ergebnis.
„Wer 100 Kilogramm wiegt, der braucht Stabilität, angesichts der Kräfte, die beim Golfschwung wirken“, betont Götze. Golfsneaker ohne Spikes könnten diese Stabilität unmöglich bieten. Sie verdankten ihr geringes Gewicht nicht nur dem meist synthetischen Obermaterial, sondern dem Verzicht auf ein vernünftiges Fußbett. Der Trend hin zum Golfsneaker ohne Spikes ist nach Götzes Einschätzung durch eine gewisse Bequemlichkeit entstanden. „Die Leute genießen es, ihre Schuhe nach der Runde nicht mehr wechseln zu müssen, wenn sie ins Clubrestaurant gehen oder sich ins Auto setzen.“ Das Schuhwerk, das auf deutschen Golfplätzen getragen werde, sei in den vergangenen Jahren immer weiter in den Komfortbereich abgedriftet.
„Wenn ich Golfschuhe als funktionalen Teil meiner Ausrüstung betrachte, dann verhält sich ein Spikeless-Schuh beim Golf wie eine Wandersandale im Hochgebirge“, gibt Götze zu bedenken. Für eine Strecke von zehn bis zwölf Kilometern, die man nach Ankunft auf der Golfanlage zurücklege, sei ein Golfschuh mit ordentlichem Fußbett und Softspikes zu empfehlen. Das garantiere auch die beim Golfschwung so wichtige Seitenstabilität – erst recht, wenn der Rasen vom Morgentau oder Regen nass und rutschig sei. Zusätzlich empfiehlt Götze die speziellen Golf-Einlagesohlen des Herstellers Shapes, die das Fußbett stützen und den Fuß aufrichten.
Adidas und Footjoy sind Marktführer bei Golfschuhen mit Spikes
Marktführer bei Golfschuhen mit Softspikes seien hierzulande Adidas und Footjoy, konkret mit den Modellen Adidas Tour 360 und Footjoy SL C4. Wobei Adidas für Herren neben der Standardpassform auch ein Modell für breitere Füße anbietet und Footjoy sogar drei verschiedene Weiten. Bei den sogenannten „MyJoys“-Modellen können Golferinnen und Golfer ihre Footjoy-Schuhe nicht nur passend zu ihrem Fuß konfigurieren, sondern auch eine individuelle Farbgebung wählen. „Diesen Service bieten wir in unserem Golf Götze Megastore in Weiterstadt auch an, aber es ist wichtig zu erwähnen, dass diese Unikate vom Austausch ausgeschlossen sind“, sagt Jan Götze.
Die weltbekannte Marke Footjoy sei ein bisschen aus den Köpfen der Kunden raus, ist der Eindruck des Materialfachmanns. Grund dafür könnte sein, dass der Hersteller den Komfort-Trend etwas verpasst habe. Losgetreten wurde der Spikeless-Boom vom dänischen Schuhproduzenten Ecco, der damit laut Götze große Marktanteile in Deutschland gewinnen konnte. „Ecco steht für höchste Qualität, während Sketchers sich im günstigen Segment etabliert hat.“
Die beliebteste Farbe bei Golfschuhen sei heute Weiß oder Weiß mit kleinen Farbakzenten. Früher dagegen hätten insbesondere Herren zu 80 Prozent schwarze Golfschuhe getragen. Auch Braun sei eine Zeitlang beliebt gewesen, verkaufe sich aber inzwischen seltener.
Dass Komfort beim Golfschuh wichtig ist oder sogar oberste Priorität hat, ist offenbar eher ein deutscher als ein internationaler Trend. Jan Götze: „Aus meinen Gesprächen mit den Herstellern auf der jährlichen Golfmesse in Orlando weiß ich, dass in den USA Golfschuhe mit Spikes noch immer mit rund 60 Prozent vorne liegen.“ Wahrscheinlich liege es daran, dass die Amerika beim Golf meist ein Cart nehmen.