Daniel Tack war einmal fast der Supergolfer von Winnerod. 2009 veranstaltete der Golf-Park ein Casting, namentlich angelehnt an die unkaputtbare RTL-Show. Tack, damals erst 8 Jahre alt, wurde Zweiter, gewann ein halbes Jahr Training und startete richtig durch. 2015 wechselte er in den Frankfurter Golf Club, wurde Deutscher Mannschaftsmeister der Jugend, Deutscher Vize-Mannschaftsmeister der Herren und versuchte sich anschließend dreieinhalb Jahre lang auf der Pro Golf Tour. Inzwischen ist der junge Mann aus Erlensee 23 und zurück in Winnerod. Bald könnte er es sein, der die nächsten Supergolfer sucht. Denn Tack hat bei seinem langjährigen Mentor Uwe Wagener eine Ausbildung zum Golflehrer begonnen.
„Uwe meinte, mit der Entscheidung Teaching-Professional zu werden, hätte ich mein Leben an den Golfsport verkauft“, sagt Tack. Auch wenn das pathetisch und warnend klingt, ist der Golflehrer-Azubi mit seiner Entscheidung überglücklich. „Golf ist mein Leben und es gibt für mich keine schönere Perspektive, als dass sich mein Alltag auch in Zukunft um Golf dreht“, betont Tack. Ein Leben mit weniger Golf habe er schon ausprobiert. Das duale Studium zum Diplom-Finanzwirt habe sich aber als das völlig Falsche herausgestellt. „Ich bin ein Zahlenmensch, hatte mein Fach-Abi und dachte, das könnte passen.“ Tatsächlich habe er vor allem Gesetzestexte auswendig lernen müssen. Nach einem halben Jahr wusste Tack, dass er nicht am richtigen Ort war.
Nach Rücksprache mit seinen Eltern entschied er sich dafür, Golf zu seinem Beruf zu machen und auf die Pro Golf Tour zu gehen. Angespornt von seinen Erfolgen als Amateur. „Ein hartes Geschäft, in dem 90 Prozent der Spieler deutlich mehr Geld drauflegen, als sie verdienen“, berichtet Tack. Fahrtkosten, Startgebühren, Hotels und Essen summierten sich in einer Turnierwoche auf durchschnittlich 1000 Euro. Das verursache Druck und Nervosität, erst recht, wenn die finanziellen Ressourcen endlich sind, wie bei den meisten jungen Tourspielern.
Sponsoren zu finden, sei wiederum schwierig. „Viele denken, Golfer sind doch reiche Leute, die brauchen keine finanzielle Unterstützung“, schildert Tack. Der Traum vom unbeschwerten Dasein als Tourspieler scheiterte an der Realität. „Ich habe in dreieinhalb Jahren auf der Pro Golf Tour nur dreimal den Cut geschafft.“ Neben vielen sehr guten Schlägen, habe er immer auch zu viele sehr schlechte Schläge gemacht. Sein jüngster Auftritt bei The Cuber Open auf dem Öschberghof sei gewissermaßen eine Miniatur seiner Tour-Karriere gewesen: „Auf der ersten Bahn spiele ich eine 11 und kann eigentlich gleich wieder nach Hause fahren, aber dann gelingen mir die folgenden 35 Turnierlöcher in 7 unter Par und ich schaffe den Cut.“ Schwierig, sich darauf einen Reim zu machen.
Mit der Tour hat Daniel Tack noch nicht ganz abgeschlossen
Wenn es zeitlich mit seiner Ausbildung zum Golflehrer vereinbar sei, wolle er auch in Zukunft noch hin und wieder auf der Tour starten, sagt Tack. Als Azubi ist er angestellt bei der Betreibergesellschaft des Golf-Park Winnerod, betreut Jugendspieler, hospitiert bei Uwe Wagener und besucht die Seminare der PGA of Germany. „Wir haben das Privileg, mit Menschen zu arbeiten, die gerade ihre Freizeit verbringen“, sagt sein Ausbilder. Dennoch sei der Beruf des Golfprofessionals schlecht mit dem Modebegriff der Work-Life-Balance unter einen Hut zu bekommen. „Professional verrät ja schon, dass es um 100 Prozent geht“, so Wagener. 35 Wochenarbeitsstunden habe er schon am Mittwochabend zusammen. „Aber der Beruf hat Zukunft, weil es schon heute zu wenige Golflehrer in Deutschland gibt und viele in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen werden“, weiß der Kadertrainer des Hessischen Golfverbandes.
Was Daniel Tack an seinem Ausbilder bewundert, ist die Fähigkeit, sich auf jeden erdenklichen Charakter einzustellen. „Wir sind ja mit der ganzen Bandbreite konfrontiert: vom Pessimisten bis zu dem, der sich heillos selbst überschätzt“, sagt Tack. Das beherrsche Uwe Wagener in beeindruckender Weise. Sobald Tack seine Zwischenprüfung bei der PGA bestanden und seinen C-Trainer-Schein hat, darf er selbst auch Einzelunterricht geben.
Was er für ein Trainer sein will? „Ich möchte Talente voranbringen und meine Erfahrungen teilen“, sagt er. Vielleicht schafft es ja mal einer von Tacks Schützlingen wie er 2018 ins Endspiel des Final Four. „Das war das geilste Golfwochenende meines Lebens, mit unglaublichen Emotionen“, schwärmt er noch immer. Gestandene Männer hätten weinend im Gras gelegen. Solche und viele andere Geschichten kann Daniel Tack den Supergolfern von morgen erzählen.