Am Anfang seines Berufslebens hat Keith Coveney Landebahnen gebaut. Planung, Berechnung, Durchführung, Zahlen über Zahlen, das war sein Metier. Am Trinity College in Dublin hat der gebürtige Ire Bauingenieurwesen studiert. Sein Vater entstammt immerhin einer Familie mit großem Bauunternehmen. Allerdings stellte Keith Coveney genau wie sein Vater recht bald fest, dass sein Traumjob nichts mit dem Asphalt des Kerry Airport oder dem Terminalbau des Airport Doncaster Sheffield zu tun hat. „Drei Jahre habe ich als Bauingenieur gearbeitet, dann habe ich eine Ausbildung zum Golflehrer begonnen“, sagt er.
Seit 2018 kümmert sich der 51-jährige Coveney im Frankfurter Golf Club darum, dass die Golfbälle richtig landen, auf den Fairways und Grüns. Als Co-Trainer ist er mit dem Herren-Bundesliga-Team 2018 Deutscher Vizemeister geworden, genauso mit dem Damen-Team 2019. Seit dem vergangenen Jahr ist er Cheftrainer der FGC-Damen. Coveney gilt als einer der profiliertesten Golflehrer in Deutschland, wenn es um die dreidimensionale Schwunganalyse geht. Auch da geht es um viele Zahlen. Er sagt: „Die 3D-Analyse ist faktenbasiert und präziser als eine Videoanalyse, sie macht die Effizienz des Golfschwungs messbar.“
3D-Analyse kann Verletzungen verhindern
Bis zu zwölf Sensoren werden mit Klettgurten an Armen, Händen, Kopf und Schläger befestigt, die Kabel durch ein Korsett gebündelt und zu einem Computer geführt. Dann bestimmt Coveney mit einer Art Handscanner am Körper allerlei zusätzliche Referenzpunkte, aus denen sich ein möglichst komplettes Bild ergibt, das schließlich in Form eines Avatars live auf dem Bildschirm zu beobachten ist. Magnetfelder messen jede Bewegung. „Bei den ersten drei Schlägen ist diese Verkabelung etwas gewöhnungsbedürftig, aber dann findet man zu seinen Schwung“, erklärt der Frankfurter Bundesliga-Spieler Lukas Buller. Im Herbst macht Keith Coveney mit den Spielerinnen und Spielern der Frankfurter Teams eine 3D-Analyse zur Bestandsaufnahme. An den jeweiligen Erkenntnissen orientiert sich das individuelle Training bis zum Saisonbeginn.
„Es gibt endlose Wege, einen Golfschläger zu schwingen, aber es gibt darunter eben besonders effiziente“, sagt Coveney. Die 3D-Analyse habe ihm als Golflehrer geholfen zu verstehen, was die Besten tun. Diese Muster, die sich in Graphen und Zahlen nachvollziehen lassen, sind eine Art Entschlüsselung jedes Golfschwungs. „Stärken und Schwächen werden sichtbar, man könnte auch sagen Potenziale“, so Coveney. Kein Wunder, dass der Traditionsclub seinen Biomechanik-Experten nicht den Bundesliga-Teams helfen lässt, sondern allen Spielerinnen und Spielern ab der Alterklasse 14, die den FGC in einer Mannschaft vertreten.
„Keith‘ Arbeit hat für unsere Mannschaften einen sehr großen Wert“, sagt Patrick O’Neill, Spielführer des Frankfurter Golf Clubs. „Auf hohem Niveau sind es manchmal Nuancen, die bei der 3D-Analyse auffallen und Spielern den nächsten Schritt ermöglichen.“ Coveney sei indes nicht nur ein guter Golflehrer für Spitzenamateure, sondern auch sehr beliebt und gefragt bei den übrigen Mitgliedern. Seine Analysen helfen auch ambitionierten Durchschnittgolfern dabei, Verletzungen zu vermeiden und Fortschritte zu machen. „Keith‘ 3D-Performance ist in Deutschland einzigartig“, schwärmt Trainer Kollege Michael Totzke.
Keith Coveney ist selbst ein exzellenter Golfer
„Menschen brauchen Hoffnung, auch wenn es um ihr Golfspiel geht“, betont der Ire. Bei der Arbeit mit Talenten und Spitzenspielern gehe es darum, Entwicklungsschritte zu erkennen und den Schwung entsprechend beharrlich aufzubauen. Für Clubgolfer dagegen spielten schnelle Lösungen eine wichtigere Rolle, weil sie in der Regel deutlich weniger Trainingszeit aufwenden. „Bei beiden Gruppen schaue ich gleichermaßen, ob das motorische Muster des Schwungs aus körperlichen Einschränkungen resultiert und eine Schwungumstellung überhaupt möglich ist, oder sogar zu einer Verletzung führen könnte“, erklärt er.
Selbst ist Keith Coveney ein beachtlicher Golfer. Beim Old Course Cup, dem jährlichen ProAm-Turnier von MAINgolf, siegte der Ire im vergangenen Jahr im Kurpark von Bad Homburg mit einem Ergebnis von Even Par vor seinen fünf Golflehrer-Konkurrenten. Eine Karriere als Tourspieler sei für ihn allerdings nie ernsthaft in Frage gekommen. „Als Kind war ich in einem Rugby-Internat, habe viele andere Sportarten gemacht und mich nicht früh genug auf Golf spezialisiert“, erinnert sich Coveney.
Coveneys Vater war jahrzehntelang Headpro in Killarney
Dass er seinen Job als Bauingenieur seinerzeit schnell wieder an den Nagel hängte, habe bei seinen Eltern zunächst keine Begeisterung ausgelöst. Immerhin hatten sie ihrem Sohn das teure Studium finanziert. Coveneys Weg als Golflehrer führte ihn im Jahr 2000 erstmals für vier Jahre nach Deutschland, in den Golfclub Möhnesee, dann – während der Finanzkrise – wieder zurück nach Irland. Ab 2009 arbeitete er in Stromberg, Velbert, Mannheim-Viernheim und St. Leon-Rot, bis der Frankfurter Golf Club sich um seine Dienste bemühte. Heute zweifelt niemand mehr daran, dass dieser Weg die richtige Entscheidung war.
Zweimal pro Woche telefoniere er mit seinem Vater, berichtet Coveney, oft gehe es um Golf: „Mein Vater war von 1967 bis 2008 Headpro im Killarney Golf & Fishing Club, hat auf der Senior Tour gespielt und immer up to date mit viel Leidenschaft unterrichtet.“ Diese Leidenschaft und Neugier für Technologien habe er sich bei seinem Vater abgeschaut.