30 Jahre lang hat Hermann Weiland von einem eigenen Stonehenge geträumt. Im Kiawah Golfpark Riedstadt, an Bahn 2, ist sein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen. Natürlich nicht ohne Weilands Zutun. Von nichts kommt nichts, weiß der Unternehmer. Aus Polen hat er gewaltige Steinquader mit dem Tieflader herankarren lassen. „17 Tonnen wiegt jeder einzelne Brocken“, sagt Weiland und lächelt zufrieden. Das zweite Grün liegt dank seiner Schaffenskraft nun inmitten des Kraftzentrums von Hessens jüngster Kultstätte. „Ich hasse es, wenn Bahnen nicht gefasst sind“, erklärt Landschaftsingenieur Weiland. Kunst auf dem Golfplatz hat das Problem gelöst.
Seit Weilands „Golf absolute“-Gruppe den Golfplatz in Riedstadt 2019 übernommen hat, wird dort verstärkt um Fassung gerungen. Mehr als ein neues Zeitalter scheint in Kiawah angebrochen. Neben Stonehenge aus der Jungsteinzeit haben auf der Golfanlage auch Maoi-Köpfe von den Osterinseln, Krieger der chinesischen Terrakotta-Armee, steinerne Löwen, mannshohe Hinkelsteine sowie ein Buddha ein neues Zuhause gefunden. „Kiawah Golfpark der Glückseligkeit“ heißt die Sportstätte nun offiziell.
Auf dem Weg zum ersten Tee durchschreiten Golfer ein traditionelles rotes japanisches Torii. „Tor zum Glück“ steht darauf. „Jede Bahn des Platzes hat ein eigenes Thema“, führt Hermann Weiland aus. Die Ideen seien ihm nach und nach gekommen. Fertig sei er noch nicht. Kunst auf dem Golfplatz brauche Zeit. Ein Drache solle es in jedem Fall noch sein, vier Meter hoch, für den Rand eines Fairways von Bahn 6, die den Namen „Chinesischer Garten“ trägt. Bei Bahn 16 wartet Weiland allerdings noch auf eine Eingebung. Die fahrenden Autos auf der Landstraße am Horizont seien ihm ein Dorn im Auge.
Manchen Golferinnen und Golfern, die schon vor der Übernahme der Anlage in Riedstadt spielten, geht es da ganz anders: Sie stören sich am neuen Freilichtmuseum, in das sich ihr Golfplatz verwandelt hat. Das weiß auch Hermann Weiland. „Ein paar ältere Damen haben sich bei mir über die bunten Tierfiguren beschwert, die ich ins Rough gestellt habe“, berichtet er. Fast lebensgroß sind der Elefant und das Nashorn in Hellblau, das gelbe Kamel, das rote Krokodil und die Giraffen in Weiß und Pink. Eine Melange aus Safari und Roy Lichtenstein. Nach dem Geschmack einiger Mitglieder ist hier das Maß dessen, was einem Golfplatz guttut, überschritten. „Ich habe denen gesagt: Das ist Kunst, daran könnt ihr euch reiben“, berichtet Weiland und legt zum Foto seinen Arm um eine weiße Babygiraffe.
Kunst auf dem Golfplatz ist Chefsache
Wenn Investoren eine Golfanlage übernehmen, holen sie sich gewöhnlich Rat bei professionellen Golfplatzarchitekten. Landschaftsingenieur Weiland traut sich das selbst zu. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert ist er im Geschäft, hat schon einige Golfplätze gekauft, Trages zum Beispiel oder Dackenheim. Mit elf Golfanlagen und circa 9700 Mitgliedern ist „Golf absolute“ heute der größte Golfanlagenbetreiber Deutschlands.
Seine Nachfolge hat der 74-Jährige bereits sichergestellt: Sohn Dirk kümmert sich mittlerweile um das operative Geschäft der Weiland Golfanlagen GmbH, Tochter Birgit hat als Steuerberaterin die Finanzen im Griff. Das verleiht dem Senior eine gewisse Gelassenheit. In seiner Rolle als Golfplatz-Intendant nötigt es ihn aber auch zu Rechenschaft. „Meine Tochter hat mich schon häufiger gefragt, ob dieser oder jener Kunstkauf wirklich nötig sei“, gesteht er.
Seinen allerersten Golfplatz hat Weiland 1996 in Biblis-Wattenheim gebaut. „Als ich dort eine Dampflock aufgestellt habe, hieß es, ich hätte als Kind nicht genug mit meiner Märklin-Eisenbahn gespielt“, sagt er und lacht. Seit 2017 hat „Golf absolute“ auch eine Anlage südöstlich von Karlsruhe – und auf ihr nicht weniger als eine Replika des Karlsruher Schlosses. Vollendet hat Weiland das Wahrzeichen mit einer Ton-Installation: Drückt man auf einen Knopf, ertönt das Badener Lied.
Heimatverbundenheit und Kunst aus aller Welt schließen sich bei Hermann Weiland nicht aus. Letztlich ist er ja selbst so: Familienunternehmer mit Treue zu seiner Heimatregion und gleichwohl weit gereist. Mehr als zehnmal sei er in Thailand gewesen, und auf Kreuzfahrtschiffen, erzählt er, habe er Globus erkundet. Seine größte sportliche Errungenschaft: Die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona als Springreiter für Kroatien.
Hermann Weiland: „Der Platz war nichtssagend“
Die Auslandserfahrungen haben Weilands Golfdesign-Prinzip geformt: „Ich muss zuhause alles üben können, was es auf der Golfwelt gibt.“ In Riedstadt sei in dieser Hinsicht der Handlungsdruck besonders groß gewesen. „Der Golfplatz war vorher vollkommen nichtssagend“, findet Weiland. Fünf Jahre später kann das niemand mehr behaupten.
Abgesehen von den Kunstarrangements hat Hermann Weiland in seinem Golfpark der Glückseligkeit aber auch ganz nützliche Dinge verwirklicht. Hinter der Clubhausterrasse hat er einen 25.000 Kubikmeter fassenden Speicherteich errichten lassen. Damit ist die Anlage für Trockenperioden gewappnet. 12.000 Blumenzwiebeln, 10.000 Stauden und unzählige Bäume wurden gesetzt; eine 90 Meter lange Kalksteinmulde auf Bahn 8 ist ein Eldorado für Eidechsen. „Eine Hommage an die Lavasteine von Le Touessrok auf Mauritius“, erklärt Weiland.
Der größte Tusch wartet indes nach der Runde: ein Gong in Sichtweite des 18. Grüns. Daneben eine Tafel mit buddhistischen Sinnsprüchen wie „Es gibt keinen Weg zum Glück. Glücklich sein ist der Weg.“ Hier könnten die Leute nach der Runde Buße tun, sagt Weiland. Auch dafür ist Kunst auf dem Golfplatz gut. Dann schlägt Weiland zu, dass es scheppert.