„Meine Erinnerungen an die Runde, in der ich den Platzrekord im Golf-Club Hofhausen vor der Sonne aufgestellt habe, sind schon ziemlich verblasst“, sagt Mark Gardiner. Es sei die zweite Runde der Hessenmeisterschaft 2018 gewesen. „Ich war erst zwei oder drei Wochen zuvor nach Deutschland gekommen, alles war noch etwas hektisch“, so der ehemalige Soldat der amerikanischen Luftwaffe.
An diesem Julimorgen, um 8.30 Uhr, hätten zwei junge Mitspieler, vielleicht 15 oder 16, schon am ersten Abschlag gewartet, begleitet von ihren Vätern. „Die haben mich mit einem Blick angeschaut, der sagte: Was macht der Alte hier?“
Gardiner, damals 54 Jahre alt, schneeweißes Haar, lieferte die Antwort auf dem Platz. Die erste Bahn spielte er noch Par. Auch Gardiners nicht ganz lehrbuchartiger Schwung ließ zunächst wohl nicht erwarten, was dann folgte. Nach der Hälfte der Runde lag er dank dreier Birdies und ohne Bogey bereits drei Schläge unter Par. „Mit jedem weiteren Birdie von mir wurden dann die Väter meiner Mitspieler immer mehr zu Fans, die mich angefeuert und sich mit mir gefreut haben“, berichtet Gardiner.
Die Scorekarte liegt wohl im Warehouse
Wenn er die Scorekarte damals tatsächlich mitgenommen habe, dann liege sie jetzt irgendwo eingelagert in einem Warehouse. Denn nachdem Gardiner mit 48 in den Ruhestand gegangen war, seien er und seine Frau durch die Welt gereist. Der Hausstand, darunter auch die Beweise sportlicher Heldentaten, seien gut verstaut. Lediglich an den Schluss der Runde könne er sich erinnern: Par 3, Par, Par 4, Birdie, Par 5, Birdie. „Ich lag auf der 18 nach zwei Schlägen auf dem Grün und hatte aus rund sieben Metern sogar die Chance zum Eagle“, erzählt Gardiner. Es sei dann immerhin ein Birdie geworden. Die Begeisterung im Innenhof am Clubhaus habe ihn überrascht. Erst dann habe er realisiert, dass ihm soeben der Platzrekord gelungen war.
Völlig überrascht sei er dann gewesen, als er erfuhr, dass er am selben Tag noch eine weitere Runde zu spielen habe – Hessenmeisterschaft eben. Der frisch gebackene Platzrekordhalter lag wenig später nach fünf gespielten Bahnen erneut rekordverdächtige fünf Schläge unter Par. „Aber dann habe ich an der 6 meinen Ball rechts ins Aus gehauen und von da an, ging es steil bergab mit meinem Spiel“, sagt Gardiner. Am Ende notierte er eine 77, also 13 Schläge mehr, und nebenbei dasselbe Ergebnis wie in seiner ersten Runde.
Was gab es für den Platzrekord in Hof Hausen?
Was es für den Platzrekord damals gab? „Ich glaube zwei Weingläser mit Clublogo“, meint sich Gardiner zu erinnern. „Vielleicht war auch eine Flasche Wein dabei.“ Die Gläser, das könne er sicher sagen, habe er noch – eingelagert. Gardiner, geboren im US-Bundesstaat Maine, ist inzwischen 60 Jahre alt und lebt mit seiner Frau in Utah.
In seiner Zeit in Deutschland hat der Amerikaner weit mehr Spuren hinterlassen als den Platzrekord in Hofheim. Mit dem Team Hessen um Kapitän Jürgen Meilinger gewann er 2019 den Senioren-Länderpokal. „Das war ein ganz großes Ding, auf das Hessen 25 Jahre gewartet hatte“, berichtet Gardiner. Zwei Jahre später, also mit 57, spielte er dann für Mannheim-Viernheim sogar in der DGL. Trainer Ted Long und er würden sich schon seit Ewigkeiten kennen. Als die Frage gekommen sei, ob er Lust habe, für das Team zu spielen, habe er nicht nein gesagt. „Ich war wahrscheinlich der älteste Spieler der Ersten Bundesliga.“
Gardiner hat schon auf weit größeren Bühnen gespielt: Zum Beispiel bei der U.S. Senior Open 2014, für die er sich qualifizieren konnte. Sein bestes Handicap sei eine -4 gewesen, aktuell liege er bei -1,5. Ambitionen, sich als Tourspieler zu versuchen, haben er nie gehabt: „Ich habe schon mit so vielen Tourspielern gespielt, dass ich sehr gut weiß, wie viel besser die Jungs sind.“
Eine Rückkehr in der Golf-Club Hof Hausen vor der Sonne hält Mark Gardiner durchaus für möglich. Seine Mutter komme aus Würzburg; seine Cousins wohnten heute noch dort. Er selbst habe in Kaiserslautern, Ramstein und Spangdahlem gelebt. Von diesen Erinnerungsorten Richtung Familie nach Würzburg liegt Hof Hausen praktisch auf dem Weg.