Für sein gutes Auge und seine feine Technik ist Uwe Bein schon bekannt, als er 1989 vom Hamburger SV zu Eintracht Frankfurt wechselt. Im Herbst desselben Jahres gibt er sein Länderspieldebüt. Eingewechselt zur zweiten Halbzeit, bereitet Bein ein Tor von Andy Möller derart mustergültig vor, dass Bundestrainer Franz Beckenbauer nach dem Spiel befindet: „Uwe Bein ist der Mann für den tödlichen Pass.“ Dieses Prädikat aus dem Munde des Kaisers begleitet den gebürtigen Hessen und Fußball-Weltmeister von 1990 bis heute. „Ich bin Franz dafür sehr dankbar“, sagt Bein.
Wir treffen den 58-Jährigen dort, wo er inzwischen am liebsten seine Zeit verbringt: auf dem Golfplatz. Bein erzählt, er komme für seine Aufgabe als Botschafter von Eintracht Frankfurt mindestens zweimal pro Woche von Bad Hersfeld nach Frankfurt. Daher spiele er regelmäßig im unweit gelegenen Golf-Club Hof Hausen vor Sonne. „Ich mag den Platz, das Ambiente im Club und die Gastronomie“, sagt Bein. Zum Duell mit der MAINgolf kommt die Eintracht-Legende überraschend in blau-weißem Dress, nicht in Schwarz, Weiß und Rot.
Uwe Bein: „Für den Hausgebrauch ist mein Golf vollkommen in Ordnung“
Seine größte Stärke liegt aber just da, wo sie auch auf dem Fußballfeld lag. Aus den tödlichen Pässen 40 Meter vor dem gegnerischen Tor sind tödliche Pitches geworden. Liegt der Ball näher als 100 Meter vor dem Grün, landet er beim nächsten Schlag fast sicher in Fahnennähe. Bein hat sich das selbst beigebracht. „Ich habe in meinem Leben so viel auf Trainer gehört, das muss ich nicht mehr haben“, erklärt er. Sein aktuelles Handicap ist -10,6. „Für den Hausgebrauch ist mein Golf vollkommen in Ordnung.“ Bescheiden war er immer.
Angefangen Golf zu spielen hat Uwe Bein schon, als er noch für die Eintracht in der Bundesliga kickte. 1992 sei das gewesen, im frisch gegründeten Licher Golf-Club. „Die haben mich damals als Ehrenmitglied aufgenommen, für ein Jahr“, erinnert sich Bein und schmunzelt. Vorher hatte er im Trainingszentrum der Eintracht geübt – auf dem Fußballplatz. „Ich wusste, dass Bernd Nickel Linkshänder ist und Golf spielt, deshalb habe mir von ihm ein 6er-Eisen ausgeliehen“, sagt Bein. Er selbst sei zwar eigentlich Rechtshänder, doch Golf spiele er lieber linksherum.
Im Matchplay mit MAINgolf legt der unaufgewärmte Bein zwar zunächst einen Kaltstart hin, im Laufe der Runde bringt ihn seine Konstanz aber zurück ins Spiel. Er macht keine großen Fehler. Bein hält seinen Rückschwung ziemlich kurz, so dass seine Drives die Fairwaybunker oder tieferes Gemüse am Rand gar nicht erreichen. Die fehlende Länge kompensiert er durch eindrucksvolle Pitches und ein gutes Händchen beim Putten.
Bein wartet seit langem auf eine Golfrunde mit Andy Möller
Neben dem Putter und dem Sandwedge ist Beins bevorzugter Schläger sein „Hölzchen 7“, wie er es liebevoll nennt. Seine beste Runde, eine 78, habe er zuhause im Kurhessischen Golfclub in Oberaula gespielt und die Scorekarte sicher archiviert. „Wenn ich schlecht spiele, verdirbt mir das aber auch nicht die Laune“, beteuert Bein. Dann verliere er gegen seine Golfkumpels eben ein paar Euro, die es aus seiner Sicht als Einsatz für den nötigen Kitzel brauche.
Seine Ziele im Golf kann Bein klar benennen: Er wolle wieder ein einstelliges Handicap erreichen, außerdem die seit Ewigkeiten geplante erste gemeinsame Golfrunde mit Andy Möller spielen und sich als Krönung zusammen mit seiner Frau, die auch Golf spielt, ein Jahr Zeit nehmen für eine Golfweltreise. Er wolle gerne die besten zehn Plätze der Welt spielen, sagt Bein. Augusta, St. Andrews und Co.
Im Golf-Club Hof Hausen vor der Sonne geht es „all square“ auf die letzte Bahn des Tages. Nach dem Abschlag sieht es aus, als könne MAINgolf den Ballartisten niederringen. Doch Bein ist jetzt warm, wieder sitzt der Pitch. Auf dem Marker, den er hinter seinem Ball aufs Grün legt, steht das berühmte Bonmot von Trainer Dragoslav Stepanović: Lebbe geht weider. Dann locht Bein seinen Putt aus vier Metern weltmeisterlich zum Unentschieden. Damit können wir leben.